Essen. Die Entscheidung ist gefallen: Hansi Flick bleibt Bundestrainer. Das Problem der Entfremdung ist damit aber noch nicht gelöst.
Große Chance verpasst. Lehren ziehen. Vertrauen in den gemeinsam Weg. Worthülsen aus der Pressemitteilung des DFB nach dem Krisengipfel in Frankfurt. Hansi Flick bleibt nach diesem Treffen mit Präsident Bernd Neuendorf und Vizepräsident Hans-Joachim Watzke Bundestrainer, das wird als positive Nachricht verkauft. Möglicherweise aber wäre es ganz anders gekommen, wenn außer Thomas Tuchel, den Watzke nach der gemeinsamen Zeit beim BVB so gerne hat wie eine Zahnwurzelbehandlung ohne Narkose, noch ein anderer Trainer mit großem Namen und einer Erfolgsgeschichte frei gewesen wäre.
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Flick wird versuchen, sportlich an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen. Wenn die Nationalmannschaft wieder gewinnt, ist dann auch alles wieder gut? Nein, so einfach wird das nicht sein.
Kritik an "Instagram-Fußballern"
Positiv: Heute haben wir Nationalspieler, die mit dem Ball umzugehen verstehen, keine Kraftbolzer mehr wie früher. In Katar trat das Team offensiv auf, es scheiterte, weil es nicht durchschlagskräftig genug, nicht abgesichert und zudem durch politische Debatten abgelenkt war. Doch obwohl diese Fußballer der Neuzeit technisch bestens ausgebildet sind, geht schon seit langem von der Nationalmannschaft keine Faszination mehr aus. Den Spielern wird „fehlende Gier“ unterstellt. Von „Instagram-Fußballern“ war zuletzt auch wiederholt die Rede, und das trifft es leider ganz gut.
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Noch mehr als die Profis aber haben die Funktionäre die Entfremdung vieler Fans von der Nationalmannschaft zu verantworten. Das Konstrukt DFB gilt vor allem jüngeren Fans, die für ihre Klubs durch dick und dünn gehen, als Feindbild, mit dem Auswahlteam wollen sie nichts zu tun haben. Schon lange her, dass sich außergewöhnliche Erlebnisse kollektiv ins Gedächtnis brannten – wie das Elfmeterschießen gegen Argentinien 2006 oder das 7:1 gegen Brasilien 2014. Aber diese Erfolge basierten bereits auf einer positiven Grundstimmung, und genau die fehlt gerade. Die kann man nicht herbeireden, die muss man erschaffen. Das dürfte dauern. Und das wird die Hauptaufgabe sein für Flick, für Neuendorf, für Watzke sowie für den oder die Nachfolger von Oliver Bierhoff.