Bochum. Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap vom VfL Bochum sind heiß begehrt. Der Bundesligist hofft, dass er nicht beide Talente ziehen lassen muss.
40 Gegentore? Ziemlich gut für einen Aufsteiger nach 29 Spielen. Nur fünf Bundesligisten sind in dieser Saison besser – und damit liefern die bloßen Zahlen schon genügend Gründe, warum sie beim VfL Bochum stolz auf ihre Abwehr sein können. Die Geschichte dahinter aber lässt viele Bochumer Herzen schneller schlagen.
Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap sind beim VfL besondere Profis. Der Essener Leitsch, inzwischen 23 Jahre alt, trägt das blau-weiße Trikot seit er zehn ist. Bella Kotchap, nun 20, wechselte als 15-Jähriger vom MSV Duisburg nach Bochum. Zwei, die im Klub erwachsen geworden sind, am Aufstieg entscheidend mitgewerkelt haben und an diesem Samstag im Auswärtsspiel beim SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky) den Klassenerhalt perfekt machen könnten. „Als Verein ist es eines unserer Kernziele, Spieler aus unserem Talentwerk weiter zu entwickeln und bei den Profis zu integrieren“, sagt Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. „Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch sind ein Paradebeispiel dafür.“
Leitsch und Bella Kotchap hatten in dieser Saison mit Rückschlägen zu kämpfen
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Für beide war es allerdings kein einfacher Start ins Abenteuer Bundesliga. Leitsch verpasste in der Hinrunde zwölf Spiele aufgrund einer Oberschenkel-Verletzung. Im Pokal-Viertelfinale gegen Freiburg unterlief ihm ein folgenschwerer Patzer zum 1:2 in der Verlängerung. Nebenmann Bella Kotchap hatte seinen Stammplatz aus Zweitliga-Zeiten zwischendurch an Erhan Masovic verloren, sorgte auch mit der einen oder anderen Disziplinlosigkeit für Unmut bei Trainer Thomas Reis. Alles abgeschlossen. „Ich bin stolz, dass ich in der Bundesliga mittlerweile Fuß gefasst habe und hoffe, dass es so weitergeht“, sagt der U21-Nationalspieler. Reis lobt: „Er muss immer auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Er ist gut im In-Fight, physisch stark, schnell und hat seine Fehlerquote minimiert.“
Gegen Bayer Leverkusen (0:0) imponierte jüngst vor allem Leitsch im Duell mit Torjäger Patrik Schick. Das müsse jetzt der Maßstab sein, fordert Reis. „Er hat ein gutes Tempo, ist als Linksfuß im Spielaufbau für den Gegner schwieriger ausrechenbar als ein Rechtsfuß. Er verteidigt sehr stark und ist körperlich deutlich stabiler als früher.“
Das Dilemma des VfL Bochum mit seinen Abwehr-Talenten
Das weckt immer mehr Begehrlichkeiten – und stürzt den VfL Bochum in ein Dilemma. „Aus sportlicher und Trainersicht würde ich natürlich sehr gerne mit beiden in die kommende Saison gehen“, sagt Reis. „Aber es gilt auch eventuell wirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen, die eine Rolle spielen.“
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Diese sehen beim VfL konkret so aus: Bella Kotchap, der noch zwei Jahre Vertrag hat, will im Sommer den nächsten Schritt gehen. Die Bochumer möchten mindestens zehn Millionen Euro für ihn kassieren. Anfragen für den 20-Jährigen gab es im Winter aus dem In- und Ausland. Wenn ein Verein nun diese Summe auf den Tisch legt, würde man Bella Kotchap ziehen lassen. Bei Leitsch hingegen hat es der Klub nicht in der eigenen Hand. Nach Informationen dieser Redaktion kann der Abwehrchef den VfL dank einer Ausstiegsklausel in Höhe von rund drei Millionen im Sommer verlassen. Aber tut er das auch?
Im vergangenen Sommer blitzten Mönchengladbach und Wolfsburg bei Leitsch ab
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Am liebsten würde Leitsch in Nordrhein-Westfalen bleiben, das ist aber kein Muss, sollte woanders – auch im Ausland - die sportliche Perspektive passen. Einen möglichen nächsten Schritt wägt der Essener gut ab, wechseln um des Wechsels willen möchte er nicht. Im vergangenen Sommer sollen daher schon Klubs wie Borussia Mönchengladbach oder der VfL Wolfsburg abgeblitzt sein, weil Leitsch beim VfL zu diesem Zeitpunkt das richtige Umfeld sah, um sich mit genug Einsatzzeit an die Bundesliga zu gewöhnen. Seinen Vertrag hatte er da noch einmal verlängert, damit Bochum ihn nicht ablösefrei ziehen lassen muss – ein Zeichen der Dankbarkeit, weil ihn der Verein in seiner fast zweijährigen Verletzungspause unterstützt hat. Als Entgegenkommen liegt die verankerte Summe deutlich unter seinem Marktwert. Erste Vereine haben bereits vorgefühlt.
Dass Leitsch noch ein Jahr in Bochum dranhängt, ist zwar fraglich, aber nicht ganz auszuschließen. Er schätzt seinen Arbeitgeber, doch müsste einen neuen Kontrakt unterzeichnen. Einen ablösefreien Wechsel will der Aufsteiger ja verhindern. „Wir werden uns auf jeden Fall noch einmal zusammensetzen nach der Saison und dann in Ruhe sehen, was das Beste ist“, sagt Leitsch.
Bella Kotchap lobt den VfL Bochum
Und Bella Kotchap? „Klar!“, antwortet der U21-Nationalspieler auf Nachfrage, ob er sich vorstellen könne, auch kommende Saison in Bochum zu spielen. „Ich habe noch zwei Jahre Vertrag. Es ist ein hervorragender Verein und ich bin glücklich, hier zu spielen und als Profi herangewachsen zu sein.“ Auch Bella Kotchap beherrscht die Sprache der Diplomatie. Laut Bild aber ist der Jungstar, der noch von seinem Vater beraten wird, derzeit auf der Suche nach einer großen Agentur, um einen Vereinswechsel voranzutreiben.
Sport-Geschäftsführer Schindzielorz betonte gegenüber dieser Redaktion: „Es liegen für beide Spieler aktuell keine Angebote anderer Vereine vor.“ Doch das könnte sich schnell ändern.