Bochum. Der VfL Bochum hat das Halbfinale des DFB-Pokals verpasst. Gegen den SC Freiburg enttäuscht die Mannschaft aber nicht. Die Einzelkritik.
Was für ein bitteres Ende für den VfL Bochum. Nach einem Patzer von Maxim Leitsch erzielte Freiburgs Roland Sallai in der letzten Minute der Nachspielzeit das 2:1 und schoss den SCF damit ins Halbfinale des DFB-Pokals. Die Bochumer verdienten sich dennoch gute Noten. Die Einzelkritik.
Manuel Riemann: Im Bundesliga-Hinspiel, beim 2:1-Sieg des VfL, war er der überragende Mann, an dem der SC Freiburg schier verzweifelte. Bekam diesmal viel weniger zu tun. Verteidigte aufmerksam gleich zweimal kurz nach der Pause, war dann nach Schades Schuss, den er noch zur Seite parierte, gegen den Abstauber von Petersen machtlos. Blieb ruhig und meist sicher. Note: 2,5
Cristian Gamboa: Er ist ein Energiebündel. Schmiss sich rein, trieb an, klärte in der Not eigentlich alles weg. So gegen Grifo, als der einen Schlenker zu viel machte (27.). Eine halbfinalreife Leistung. Note: 2
Armel Bella Kotchap: Der 20-Jährige hat gegen die Topteams Bayern und Leipzig mit Bravour bestanden, sein Marktwert steigt und steigt. Gegen Freiburg begann er mit ein paar Fehlpässen im Aufbau, schüttelte das aber im Verlauf ab – auch das eine gute Entwicklung bei Bochums Top-Talent. Kümmerte sich gewohnt „liebevoll“ um die SC-Offensivkräfte wie Petersen, dem er allerdings eine große Chance auflegte mit verunglückter Grätsche (37.). Zeigte viel Willen, viel Drang nach vorne, spätestens im zweiten Durchgang der gefeierte „Turm“ im Zentrum. Note: 2,5
Maxim Leitsch: Der linke Innenverteidiger ist nicht so auffällig wie Bella Kotchap – aber ganz stark im Zweikampf, in der Antizipation, im Stellungsspiel. So in Minute 49, als er in höchster Not im eigenen Fünfmeterraum den Zweikampf gewann. Kurz darauf kam er zu spät, als Schade abzog und nach Riemanns Faustabwehr Petersen einschob zum 0:1. In der letzten Minute der Nachspielzeit unterlief ausgerechnet Leitsch dann ein dicker Bock, als er den Ball beim Rückpass-Versuch in den Lauf von Torschütze Sallai legte. Aufgrund seiner vorher starken Leistung trotzdem die Note: 3
Konstantinos Stafylidis (bis 83.): Der Grieche rotierte überraschend für Stammspieler Danilo Soares in die Startelf, der eine ganz starke Saison spielt bisher und auch gegen Leipzig überzeugte. Trainer Reis hatte den Trainingseinsatz des gelernten Linksverteidigers, der mal wieder auf seiner Stammposition ran durfte, zuletzt mehrmals gelobt. Und der 27-Jährige enttäuschte ihn nicht, war bissig gegen den schnellen Kevin Schade, schaltete sich immer wieder mit nach vorne ein, schlug Flanken in die Box, schickte Asano. Vor dem 0:1 aber war er zu weit weg von Lukas Kübler, der mit seiner Kopfballvorlage das 0:1 einleitete. Hatte im zweiten Durchgang zunehmend Probleme mit Turbosprinter Schade. Soares ersetzte ihn in Minute 83. Note: 3
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Anthony Losilla: Der Kapitän wird in gut einer Woche 36 Jahre alt. Er ordnete als Sechser das Zentrum, war gegen offensive Freiburger defensiv gebunden, löste seinen Job gegen den blassen Grifo souverän, sicher im Pass-Spiel, aufmerksam im Zweikampf, beim Block. Note: 2
Elvis Rexhbecaj: Ging wie gewohnt weite Wege. Hatte mit Maximilian Eggestein einen harten Brocken gegen sich, half auch immer wieder hinten links aus. Nach vorne ging lange wenig – dann packte er eine Maßflanke auf Polters Kopf zum 1:1 aus. Pushte das Publikum nach gefühlt jedem Zweikampf, rannte und kämpfte einfach immer weiter. Note: 2,5
Patrick Osterhage (bis 59.): Der laufstarke 22-Jährige erhielt nach seiner Pause gegen Leipzig den Vorzug vor dem viermaligen Pokal-Torschützen Milos Pantovic und vor Hertha-Leihgabe Eduard Löwen. Anfangs nervös, steigerte er sich im Duell mit Nicolas Höfler, konnte aber nach vorne wenig bewegen. Für ihn kam dann Löwen. Note: 3,5
Takuma Asano (bis 83.): Der japanische Nationalspieler durfte wie gegen Leipzig von Beginn an ran, Christopher Antwi-Adjei blieb auf der Bank. Asano begann rechts, tauschte dann zügig mit Holtmann die Seite, zeigte Licht und Schatten bei seinen Vorstößen, war aber auch nach hinten unheimlich viel unterwegs. Hätte fast per Kopf (!) das 2:1 erzielt. Für ihn kam dann Pantovic. Note: 3
Jürgen Locadia (bis 46.): Nach seinem Kurz-Einsatz gegen Leipzig kehrte der Winterzugang für Sebastian Polter in die Startelf zurück. Weil er den Ein-Kontakt-Fußball mag und beherrscht, Bälle direkt sauber weiterleitet, das Spiel aus der Mitte des Feldes so beschleunigt, Chancen kreiert. Er kann aber auch robust: Lieferte sich mit Lienhart harte Duelle, steckte ein, teilte aus und hatte Glück, dass sein Griff an den Hals von Lienhart nicht als Tätlichkeit geahndet wurde (45.). Blieb zur Pause offenbar mit Rückenproblemen, vielleicht auch vorsichtshalber wegen der Halsgriffszene in der Kabine. Note: 3
Gerrit Holtmann (bis 90.): Der Torschütze des Jahres 2021 sorgte nach seiner Einwechslung gegen Leipzig für frischen Schwung. Gegen Freiburg sollte er von Beginn an für Tempo und Torgefahr sorgen, zeigte viel Einsatz, eroberte Bälle, behauptete sie oft auch auf engem Raum. Er scheiterte allerdings früh mit einem zu komplizierten Kopfball nach Gamboas Flanke (6.), prüfte Torwart Flekken kurz vor der Pause von rechts heranrauschend erneut. Auch nach dem Wechsel zunächst mit guten Dribblings ein Aktivposten, taucht dann etwas ab. Note: 3
Sebastian Polter (ab 46.): Der beste Torschütze des VfL in dieser Saison fand zunächst gar nicht in die Partie - und traf dann zum Ausgleich, wuchtig und platziert mit dem Kopf nach Rexhbecajs Maßflanke (64.). Das gab ihm sichtbar Auftrieb, behauptete Bälle, holte Freistöße heraus, rieb sich mit dem bärenstarken Schlotterbeck auf. Note: 2
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Eduard Löwen (ab 59.): Fügte sich kampfbereit sofort ein ins Spiel, suchte fast nebenbei auch den genialen Pass, war auch defensiv engagiert. Legte in der Verlängerung mit einem Schuss und einer Freistoß-Flanke fast das 2:1 auf. Note: 3
Danilo Soares (ab 83.): Souverän auch als Einwechselspieler, hatte seine Seite im Griff, bediente mit dem Außenrist Milos Pantovic. Note: 2,5
Milos Pantovic (ab 83.): Auch Pantovic drückte sofort aufs Tempo, rannte auf dem rechten Flügel nach vorne und hinten. Note: 3
Christopher Antwi-Adjei (ab 91.): Fügte sich nahtlos ein in den Fight, suchte die Dribblings, sorgte für Unruhe, war Kübler entwischt, der ihn per Foul stoppte und dafür Gelb sah (117.). Ohne Note.