Es gibt viele Gründe, die gegen Peking sprechen. Auch wenn die Faszination Olympia bleibt: Vor allem die Sportler sind nicht zu beneiden.

Olympische Spiele, der Begriff klingt immer noch nach Faszination, trotz allem. Für Sportlerinnen und Sportler sind sie das Ziel ihrer Sehnsüchte, beim Fünf-Ringe-Gerangel geht es um Bestätigung für mindestens vier Jahre andauernde Vorbereitung. Generationen von Teilnehmenden wissen aber auch von Genuss zu berichten, von der Freude an der beispiellosen Zusammenkunft von Gleichgesinnten aus aller Welt.

Den aktuellen Olympiateilnehmern wäre Ähnliches zu wünschen, doch sie sind nicht zu beneiden. Sie nehmen wie immer zahlreiche Entbehrungen auf sich, um dabei zu sein, sie wollen und sollen punktgenau ihre Bestleistungen abrufen. Die Bedingungen aber haben den Spaß an den Spielen weitgehend eliminiert. Zeit und Ort könnten freudloser nicht sein.

Ein unsichtbarer Wegbegleiter

Corona ist der unsichtbare Wegbegleiter, der alle persönlichen Pläne zerstören kann. Ein Drohszenario der unheimlichen Art, das dem Gastgeber entgegenkommt. Unter dem Deckmantel der Null-Covid-Strategie wird das Reisen im Land verhindert, Athletinnen und Athleten werden wie auch Medienschaffende zu den Wettbewerben und zurück kutschiert – mehr gibt es nicht zu sehen. China hat alles unter Kontrolle.

Das Internationale Olympische Komitee verschanzt sich gerne hinter der Aussage, Olympische Spiele seien neutral. Die Vorstellung, dass sie nicht für politische Zwecke missbraucht werden sollten, bleibt naiv, zu viele Beispiele aus der Geschichte belegen das. Auch 2022 verheißt wenig Gutes.

Jedes Wort zu viel kann gefährlich werden

Ein Land, in dem bei Gästen das Gefühl ausbleibt, willkommen zu sein, ein Land, in dem Menschenrechte wenig zählen und Datenschutz keine Bedeutung hat, empfängt und beherbergt die Weltelite des Wintersports zu seinen Konditionen. In einer Gesundheits-App müssen die Teilnehmer alle persönlichen Corona-Informationen eintragen – sie wurde bereits als mögliches Späh-Instrument entlarvt. Es gibt Warnungen von Experten, dass es unklug und folgenschwer sein könnte, vor Ort Kritik an der Regierung kundzutun – China ist an einer Propaganda-Show interessiert, nicht an Offenheit, und hat bereits unverblümt mit Bestrafungen gedroht. Wie gefährlich ist ein Wort zu viel, ob gesprochen oder geschrieben? Aktive und Berichterstatter sollten die genaue Grenze besser nicht ausloten.

Die Geschäfte gehen wieder einmal vor

Die Verunsicherung ist mitgereist, die IOC-Funktionäre aber werden sich nicht schämen, den Sport und seine Protagonisten in dermaßen belastende Umstände manövriert und einem solchen Gastgeber anvertraut zu haben. Schon immer gingen Geschäfte vor, und die lassen sich leichter mit Staaten machen, von deren Bevölkerung keine Proteste gegen den olympischen Gigantismus und gegen finanzielle Überforderungen zu erwarten sind.

In China wurden nur für die Spiele Wettkampfstätten gebaut. Autoritäre Staaten setzen darauf, dass ihnen der Sport einen Popularitätsgewinn verschafft, Weiternutzung und Kosten sind für sie nebensächlich. Traditionelle Wintersportländer, darunter auch Deutschland, hatten sich gegen eine Kandidatur für die Winterspiele 2022 entschieden. Der Vorstoß Münchens, sich mit drei Partnergemeinden zu bewerben, scheiterte am Veto der Bürger.

Immerhin: Die massive internationale Kritik an Peking 2022 scheint im IOC zu einem Umdenken geführt zu haben. Die künftigen Gastgeber Cortina d’Ampezzo im Winter sowie Paris, Los Angeles und Brisbane im Sommer versprechen einen Wandel, auch Nachhaltigkeit ist kein Fremdwort mehr. Es wird aber auch höchste Zeit, den olympischen Gedanken zu retten.

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