Essen. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke prüft juristische Schritte aufgrund der Zuschauerfrage. Diese könnte gute Chancen auf einen Erfolg haben.
Bayern legte am Dienstag vor. Das Landeskabinett beschloss das Ende der Geisterspiele: In der Fußball-Bundesliga darf im Freistaat ab sofort wieder vor bis zu 10.000 Zuschauern gespielt werden, maximal dürfen 25 Prozent der Kapazität der Sportstätten genutzt werden.
Dabei war doch eigentlich das Ergebnis der Ministerpräsidentenkonferenz vom Montag, dass die Politik vorerst an den Zuschauerbeschränkungen festhält. Sehr zum Ärger von Hans-Joachim Watzke. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hatte im Anschluss angekündigt, sich juristische Schritte im Eilverfahren gegen die Beschlüsse des Landes vorzubehalten. In NRW sind weiterhin nur 750 Zuschauer erlaubt. „Es ist einen Versuch wert“, sagt der Dortmunder Sportrechtsanwalt Markus Buchberger zu den Chancen einer solchen Klage. „Die Allianz-Arena ist nicht sicherer als der Signal-Iduna-Park.“
Vier Faktoren sind für ein Gericht zu berücksichtigen
In erster Linie gibt es vier Faktoren, die ein Gericht bei einer solchen Klage berücksichtigen muss: Zweck, Eignung, Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit der jeweiligen durch das Infektionsgesetz bestimmenden Maßnahmen. „Woher kommt etwa die Zahl 750?“, fragt der Düsseldorfer Anwalt Matthias Lang. Wissenschaftliche Belege, dass eben jene Obergrenze etwas bringe, gebe es nicht.
Deutlicher wird Arndt Kempgens. „Ich glaube, dass eine Klage eine gute Chance auf Erfolg hat“, sagt der Gelsenkirchener Anwalt. Es sei klar, dass der gegenwärtige Status quo für Liga und Vereine eine „absolute Katastrophe“ sei.
Während Fußballstadien leer sind, waren kulturelle Veranstaltungen im Innern zuletzt vielerorts erlaubt. „Das ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker“, erklärt Kempgens. Es gehe um Grundrechts-Einschränkungen, bei denen das mildeste Mittel gewählt werden müsse, das angemessen sei. Dass das Infektionsgeschehen bei einer höheren Stadion-Auslastung ansteigt, sei für die Behörden schwer nachweisbar.
Werder Bremen stellt Antrag auf 10.000 Zuschauer
Klar ist: Spätestens mit der Ankündigung aus Bayern werden mehr Vereine darauf pochen, wieder mehr Publikum zulassen zu dürfen. Zweitligist Werder Bremen stellte bereits einen entsprechenden Antrag, demnächst wieder vor 10.000 Zuschauern spielen zu dürfen. Das Land Niedersachsen teilte derweil mit, dass der Kurs von maximal 500 Personen bei Veranstaltungen fortgeführt wird.