Kitzbühel. Die deutschen Abfahrer kassieren auf der Streif eine Watschn. Alpinchef Wolfgang Maier fehlt die Risikofreude.
Um bei einer Weltcup-Abfahrt die eigene Leistung einzuschätzen, bedarf es nicht des Blicks auf die Anzeigentafel. Skifahrer Andreas Sander wusste am Sonntag in Kitzbühel schon vor dem Abschwingen im Zielraum, dass seine Fahrt „sehr, sehr schlecht“ war.
Lange Zeit rangierte er anschließend auf dem letzten Platz, mit etwas Abstand auf die beiden Athleten vor ihm: Romed Baumann und Dominik Schwaiger, ebenfalls im deutschen Rennanzug unterwegs. Am Ende der zweiten Abfahrt von Kitzbühel, die der Schweizer Beat Feuz vor seinem Teamkollegen Marco Odermatt gewann, sah es dann zwar etwas freundlicher aus.
Abfahrer weit entfernt von den eigenen Ansprüchen
Vier von fünf deutschen Athleten holten Weltcup-Punkte, der Ennepetaler Sander mit dem 30. Platz immerhin noch einen, aber selbst der Beste unter ihnen, Baumann, war als 15. weit entfernt von den Allerbesten und den eigenen Ansprüchen. Und nicht nur bei der letzten Abfahrt vor dem Höhepunkt, den Olympischen Spielen (ab 4. Februar). „Im Prinzip“, sagt Cheftrainer Christian Schwaiger, „ist die ganze Saison verkorkst.“
Nichts mehr ist übrig geblieben vom Selbstbewusstsein der letzten Saison, als bei der WM in Cortina d’Ampezzo Sander in der Abfahrt und Baumann im Super-G Silber gewannen. „Teilweise denke ich, dass sie mit der Erwartungshaltung nicht umgehen können“, sagt Schwaiger. Dies trifft aber nicht nur auf die Abfahrer zu, sondern auch auf Linus Straßer, der nach dem 14. Platz im Slalom die Piste am Ganslernhang als „Schweinsberg“ bezeichnete.
Am Mittwoch geht es nach Peking
Durch das deutsche Männer-Team zieht sich derzeit eine merkwürdige Passivität. Der Alpinchef im Deutschen Skiverband, Wolfgang Maier, fragt sich deshalb, „ob sich die Athleten bewusst sind, dass hier immer die Limits gefordert sind und man sich nicht immer auf Cortina beziehen kann.“ Auch damals waren die Deutschen ohne Podestplatz zur WM gefahren, ehe noch der Knoten platzte. Doch darauf kann und will man sich nicht wieder verlassen. Die deutschen Speed-Asse fliegen am Mittwoch nach China, eine gute Woche bevor der erste Trainingslauf für die Olympia-Abfahrt am 6. Februar angesetzt ist. Schwaiger: „Wenn wir so fahren wie jetzt, sind wir weit weg von einem Geheimfavoriten.“