Dortmund/Frankfurt. Nach dem 3:2-Sieg bei Eintracht Frankfurt freuen sich die BVB-Verantwortlichen über eine neue Stärke – und hadern mit altbekannten Schwächen.

Natürlich ist die Laune gut am Sonntag in Dortmund. Borussia-Trainer Marco Rose kann zum Spiel-Ersatztraining Marius Wolf begrüßen, der nach einem negativen PCR-Test seine Corona-Quarantäne beenden durfte. Und, was noch ein bisschen wichtiger für die Stimmung ist: Am Samstagabend gab es in einem rassigen Spiel dank zweier Tore in der Schlussphase einen 3:2 (0:2)-Sieg im Spitzenspiel bei Eintracht Frankfurt, mit dem der Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München auf sechs Punkte verkürzt wurde.

„Es war ein fast perfekter Start“, lobt Sportdirektor Michael Zorc am Tag nach dem späten Glückserlebnis die Mannschaft – beschränkte dies aber erst einmal auf die Anfangsviertelstunde, in der Dortmund Ball und Gegner kontrolliert hatte. Danach nämlich war ziemlich lange ziemlich wenig gut aus Dortmunder Sicht – viel mehr führte die Mannschaft noch einmal all jene altbekannten Schwächen auf, die man mit dem Jahreswechsel doch so gerne ad acta gelegt hätte.

Borussia Dortmund: Lange Fehlerkette vorm 0:1

Das Hauptproblem: „Wir geben dem Gegner zu einfache Tore und müssen selbst einen gewaltigen Aufwand dafür betreiben“, hadert Zorc. Beim 0:1 aus heiterem Himmel wurden alle Schwächen exemplarisch vorgeführt: Julian Brandt spielte einen leichtfertigen Fehlpass, Emre Can beging in Strafraumnähe ein ungeschicktes Foul, und gegen die Freistoßflanke von Filip Kostic verteidigten Marco Reus und Jude Bellingham viel zu halbherzig, sodass Rafael Borré einschießen konnte (15.). Mit dem Rückstand war auch die Dortmunder Überlegenheit wie weggeblasen. „Wir haben dann unsere Linie verloren, Eintracht war besser, macht auch das 2:0“, meint Zorc. Diesmal war es Thomas Meunier, der Borrés zweiten Treffer mit einem fatalen Fehlpass eingeleitet hatte (24.).

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Mehr Hingabe in der Verteidigung des eigenen Tores, mehr Sorgfalt im eigenen Ballbesitz und eine bessere Haltung, um nach Rückschlägen nicht einzuknicken – alles, was Trainer Rose für die Rückrunde eingefordert hatte, war zu diesem Zeitpunkt Makulatur. Der erschreckend schwache BVB der ersten Hälfte erinnerte an den des Jahresausklangs, der aus vier Spielen nur vier Punkte geholt hatte. Und die Niederlage wäre wohl besiegelt gewesen, hätte der starke Eintracht-Stürmer Jesper Lindström kurz nach Wiederanpfiff die nächste Dortmunder Einladung zum 3:0 genutzt – doch BVB-Torhüter Gregor Kobel rettete im direkten Duell. Eine „Schlüsselszene“ war das laut Sportdirektor Zorc.

Thorgan Hazards Tor bringt den Glauben zurück

Danach besannen sich die Dortmunder endlich auf ihre Stärken, spielten ihr Spiel wieder mit mehr Ruhe, mit größerem Selbstverständnis, während die Frankfurter Quälgeister immer passiver wurden und kaum noch den Weg nach vorne suchten. Und als dann der eingewechselte Thorgan Hazard auf Vorarbeit von Erling Haaland eine der sich nun häufenden Dortmunder Chancen nutzte, war der Glaube an die Wende zurück (71.).

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Mit dem Vollzug aber ließen sich die Dortmunder Zeit: Erst in der 87. Minute köpfte Jude Bellingham Meuniers Flanke zum Ausgleich ins Tor. Und die Mannschaft hatte nicht genug, drückte weiter: Haaland blieb hängen, den Abpraller aber nahm Mahmoud Dahoud auf und schlenzte ihn von der Strafraumgrenze präzise sowie äußerst sehenswert ins Tor (89.).

BVB-Sportdirektor Michael Zorc lobt die Haltung

Spät, aber nicht zu spät hatten die Schwarz-Gelben die vom Trainer eingeforderte Haltung gezeigt. „Wir haben vor dem Spiel eingefordert, dass die Mannschaft besser mit kritischen Situationen umgeht“, erklärt Zorc am Sonntag. „Und das hat sie gut gemacht.“ In den nächsten Wochen wird es darum gehen, diese Haltung über 90 Minuten und in jedem Spiel zu zeigen. „Ich hoffe, das setzt die Mannschaft auch in Zukunft so um – wobei es natürlich am besten ist, gar nicht erst in Rückstand zu geraten“, meint Zorc. „Wenn es aber passiert, ist es wichtig, den Glauben zu haben, dass wir jedes Spiel drehen können.“

Der Erfolg von Frankfurt könnte ein Schlüsselerlebnis werden – wenn die Mannschaft die richtigen Schlüsse zieht. „Solche Siege schmecken besonders“, meinte Emre Can. „Wenn nicht jeder in der Mannschaft dran glaubt, kannst du so ein Spiel nicht drehen.“ Glaube allein aber wird in den kommenden Wochen nicht reichen, das weiß auch Can: „Wir müssen einfach weniger Tore kassieren, wir können nicht immer so viele schießen.“