Essen. Der BVB und sieben weitere Bundesligisten sind mit neuem Trainer in die Saison gestartet. Manches klappte, manches ging schief. Eine Bilanz.

Es war ein wildes Wechselspiel im Sommer, ausgelöst von Bayern München und Borussia Dortmund: Alles sechs Klubs an der Tabellenspitze gingen mit neuen Trainern in die Saison, dazu Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln. Acht neue Trainer, acht Neuanfänge – und nicht alle gelangen. Eine Bilanz.

Julian Nagelsmann (München)

Das Triple wird er mit den Bayern nicht mehr holen können nach der 0:5-Pleite im Pokal in Gladbach. Immerhin, der 34-Jährige hat eine Art Alibi, er fehlte wegen einer Corona-Infektion. Ansonsten fällt die Bilanz hervorragend aus: Sechs Siege in der Champions League, in der Liga mit neun Punkten Vorsprung unangefochten an der Spitze. Außerdem hat er die Bayern spielerisch noch einmal weiterentwickelt und die Konteranfälligkeit reduziert.

Trainer Julian Nagelsmann vom FC Bayern
Trainer Julian Nagelsmann vom FC Bayern © Getty Images

Die an Leipzig gezahlte Ablöse von bis zu 25 Millionen Euro scheint gut investiert, zumal der immer noch recht junge Trainer auch als Außenminister des Klubs eine gute Figur machte – etwa in der Debatte um das Katar-Sponsoring oder den ungeimpften Joshua Kimmich.

Marco Rose (Dortmund)

In den letzten zwei Wochen der Hinrunde wurden für Borussia Dortmund aus einem Punkt Rückstand auf den FC Bayern ganze neun – das drückt ebenso auf die Stimmung wie das Aus in der Champions League. In der Liga ist der BVB mit Platz zwei im Soll, weil er auch punktete, wenn es spielerisch nicht so lief. Phasenweise war zu sehen, welchen Fußball Rose spielen lassen will, oft aber blieb es bei Stückwerk – auch wegen der teils aberwitzigen Personalprobleme.

Vorteil für den 45-Jährigen: Sein öffentlicher Auftritt ist klar besser als der von Lucien Favre vor einem Jahr. Nachteil: Dazwischen gab es den derzeit als Technischen Direktor geparkten Interimstrainer Edin Terzic, an den Fans und Medien gerne erinnern, wenn es nicht läuft.

Adi Hütter (Mönchengladbach)

Weil Rose ging, musste ein Neuer her: 7,5 Millionen Euro Ablöse zahlte Gladbach an Eintracht Frankfurt, und bislang stimmt das Preis-Leistungsverhältnis überhaupt nicht: Platz 14 ist viel weniger, als dieser Kader hergibt. Keine Konstanz, keine spielerischen Fortschritte – hätte Hütter nicht den notorisch geduldigen Max Eberl als Fortgesetzten, wäre er vielleicht schon wieder weg.

Gladbachs Adi Hütter (l.) und Leipzigs Domenico Tedesco.
Gladbachs Adi Hütter (l.) und Leipzigs Domenico Tedesco. © dpa

Oliver Glasner (Frankfurt)

In Frankfurt gelang die Nachfolgeregelung besser: Auf Hütter folgte Glasner, als Trainer ebenfalls auf den RB-Fußball mit aggressivem Pressing und schnellem Umschalten gepolt. Nachdem es zwischenzeitlich holperte, stimmen Ergebnisse und Spielweise: Rang sechs in der Liga und das Weiterkommen in der Europa League sind eine gute Zwischenbilanz für den ehemaligen Wolfsburger.

Mark van Bommel (Wolfsburg)

Glasner ging, weil es menschlich nicht passte – sportlich aber wird er arg vermisst: Van Bommel wollte den erfolgreichen Fußball seines Vorgängers auf Ballbesitzspiel umstellen, was grandios schiefging. Dem peinlichen DFB-Pokal-Aus wegen eines Wechselfehlers folgte ein kurzes Zwischenhoch, dann der jähe Absturz und das Aus. Florian Kohfeldt soll die Scherben zusammenfegen, hat sich daran aber schon mehrmals massiv geschnitten und ist nach sieben Pflichtspiel-Niederlagen in Serie angeschlagen.

Jesse Marsch (Leipzig)

Das Bedauern war groß, als der US-Amerikaner nach dem 14. Spieltag seinen Hut nehmen musste, weil er menschlich bei RB Leipzig geschätzt wurde. Sportlich aber war es folgerichtig: Der Versuch, die von Nagelsmann in Richtung Ballbesitz weiterentwickelte Mannschaft zurückzupolen auf RB-Krawallfußball, führte zur schwächsten Hinrunde der kurzen Klubgeschichte.

Und auch Nachfolger Domenico Tedesco weiß spätestens nach dem 0:2 gegen Arminia Bielefeld, dass sein Auftrag kein ganz einfacher ist.

Gerardo Seoane (Leverkusen)

Keine Mannschaft vergurkt Fußballspiele so schön wie Bayer Leverkusen, das hat auch der Schweizer schon erfahren müssen. Bayer spielt zwar aufregenden Offensivfußball, macht das aber allzu oft durch haarsträubendes Defensivverhalten zunichte. Mit Platz vier in der Liga und dem Weiterkommen in der Europa League ist man aber im Soll.

Bayer Leverkusens Trainer Gerardo Seoane.
Bayer Leverkusens Trainer Gerardo Seoane. © dpa

Steffen Baumgart (Köln)

Wenn eine Schiebermütze zum Verkaufsschlager im Fanshop wird, weil der Trainer sie an der Seitenlinie trägt – dann weiß man: Es passt zwischen Klub und Coach. Baumgart wird in Köln wegen seiner authentischen Art geschätzt – und weil sein konsequenter Angriffsfußball noch viel besser aussieht als seine Schiebermütze und mit Platz acht bislang auch erfolgreich ist.