Frankfurt/Main. Beim DFB wurde in einer Presserunde über die Aussichten für das kommende Jahr gesprochen. Das Thema Corona überlagert allerdings alles.

Manchmal werden Aussagen innerhalb kürzester Zeit von den Ereignissen überholt. So wie am Mittwoch, als Bundestrainer Hansi Flick am Nachmittag noch von einem positiven Gespräch mit seinem wohl wichtigsten, aber ungeimpften Nationalspieler berichtete und erklärte, dass sich Joshua Kimmich vielleicht demnächst impfen lassen werde. Nur wenig später wurde ein positivenr Corona-Test des 26-jährigen Profis von seinem Arbeitgeber FC Bayern München bestätigt. 

Der Fußballer des FC Bayern befindet derzeit als ungeimpfte Kontaktperson eines Corona-Falls ohnehin in Quarantäne, nun muss er sich ab dem Moment des positiven Tests 14 Tage isolieren, kann sich dann durch einen negativen PCR-Test freitesten. Geäußert haben sich der Verein und Joshua Kimmich bislang nicht. Ein Einsatz im Topspiel bei Borussia Dortmund in neun Tagen erscheint allerdings ausgeschlossen. Die Corona-Pandemie rüttelt den Rekordmeister damit weiter durch, auch der ebenfalls ungeimpfte Eric Maxim Choupo-Moting ist an Corona erkrankt.

Bierhoff will mit dem DFB zurück in die Weltspitze

Wie geht es weiter? Wenn Kimmich seine Erkrankung hoffentlich glimpflich überstanden hat, gilt er als genesen. Erst in sechs Monaten müsste er sich impfen lassen, zuvor darf er am gesellschaftlichen Leben ohne Einschränkungen teilnehmen. Die Worte von Hansi Flick sind daher vorerst hinfällig. Am Mittwoch hatte sich der Bundestrainer aus England per Video zugeschaltet, als der Deutsche Fußball-Bund in Frankfurt die nahe und ferne Zukunft skizzierte. Manchmal hakte die Verbindung etwas, während Flick vor allem über das komplizierte Jahr 2022 sprach, in dem viel auf die deutsche Nationalmannschaft einprasseln wird. 

Da wäre die Winter-WM in Katar, die den Spielplan auf den Kopf stellt, die Belastung der Profis nach oben schraubt und gleichzeitig umstritten ist. Kritiker fordern einen Boykott der Großveranstaltung, weil die Menschenrechte in dem arabischen Land teilweise mit Füßen getreten werden. 

Da wäre die Erwartungshaltung, die DFB-Direktor Oliver Bierhoff am Mittwoch forcierte. Das Motto „Zurück an die Weltspitze“ sei nicht „aus Jux und Tollerei“ ausgerufen worden, sagte Bierhoff und ergänzte: „Zurück an die Weltspitze bedeutet für uns, mit jedem Team unter die letzten Vier zu kommen. Alle zehn Jahre wollen wir einen Titel gewinnen, da nehmen wir auch die U21 mit rein.“ Schon in Katar verfolgt der Verband also das Ziel, mindestens ins Halbfinale zu springen.

Flick zu Corona-Situation beim DFB: "Bis März vieles verändert"

Und da wäre die Corona-Krise. Schon Mitte November musste Kimmich aus Wolfsburg gemeinsam mit drei weiteren Profis abreisen und sich isolieren, als dort die deutsche Nationalmannschaft zusammenkam und der bereits geimpfte Niklas Süle positiv auf Corona getestet wurde. Immerhin haben sich die bislang nicht geschützten Serge Gnabry und Jamal Musiala mittlerweile impfen lassen. Was bei Flick die Hoffnung nährt, dass Thema bald abhaken zu können. „Ich kann jetzt auf Zeit spielen. Bis zum nächsten Länderspiel im März wird sich vieles verändert haben“, sagte der Trainer. 

Oliver Bierhoff und der per Video zugeschaltete Hansi Flick während des Mediengesprächs am Mittwoch.
Oliver Bierhoff und der per Video zugeschaltete Hansi Flick während des Mediengesprächs am Mittwoch. © getty Images | Unbekannt

Dann soll Deutschland in zwei Freundschaftsspielen auf größere Gegner treffen als zuletzt in der WM-Qualifikation, um einen genaueren Eindruck vom Leistungsstand der Mannschaft zu bekommen. Seine Elf sei auf einem guten Weg, meinte Flick, der jedoch noch weit sei. „Es geht darum, dass wir uns weiterentwickeln. Wir sind aktuell keine Benchmark.“ Zurück in die Weltspitze zu kehren, bedeute nicht zwangsläufig, Weltmeister zu werden, erklärte Oliver Bierhoff. Deutschland solle sich weltmeisterwürdig präsentieren. Dazu gehöre auch die Identifikation der Fans. „Wir wollen, dass unsere Spieler Vorbilder sind.“ 

DFB hat noch kein Quartier in Katar gefunden

Viel Zeit bleibt nicht. Die Vorbereitung auf Katar werde kurz sein, kurz nach dem letzten Bundesligaspiel beginne schon das Turnier, erklärte Flick. Ein Quartier hat der DFB noch nicht gefunden. Wenn es die Pandemie erlaubt, wollen die Verantwortlichen noch in diesem Jahr die Lage im Emirat erkunden. Oliver Bierhoff kündigte zudem an, sich näher mit der Menschenrechtslage beim Gastgeber auseinandersetzen zu wollen. Treffen mit Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch sollen organisiert werden. „Wir werden dafür sorgen, dass das in der Mannschaft inhaltlich klarer ist“, meinte Bierhoff. 

Wie sich die Pandemie bis zum Winter 2022 entwickelt, lässt sich nicht prophezeien. Joshua Kimmich soll in einem Jahr in jedem Fall der zentrale Spieler der deutschen Nationalmannschaft sein, jetzt muss er zunächst seine Erkrankung überstehen. Die Diskussion über seinen Impfstatus habe den Bayern-Profi sehr beschäftigt, erklärte Flick. Es sei falsch, Kimmich „an den Pranger zu stellen“ - dies lenke davon ab, dass in Deutschland „vieles besser laufen müsste“.