Essen. Im März wird beim DFB-Bundestag über eine Ausgliederung der Frauen-Bundesliga diskutiert. Die Klubs wollen stärker wahrgenommen werden.

Man kann Herbert Hainer kaum vorwerfen, zu leidenschaftslos aufzutreten. „Im Frauenfußball beginnt eine neue Zeitrechnung“, meinte der Präsident des FC Bayern München jüngst pathetisch über die Reform der Champions League, in der ab diesem Dienstag auch die drei deutschen Teams FC Bayern, VfL Wolfsburg und TSG Hoffenheim starten. Erstmals gibt es in Europas Königsklasse eine Gruppenphase mit 16 Teams, es gibt 400.000 Euro Startgeld für jeden Teilnehmer, mit insgesamt 24 Millionen Euro wurden die Prämien im Vergleich zu den Vorjahren vervierfacht. Die Spiele werden allesamt im TV übertragen (auf DAZN und gratis auf dessen Youtube-Kanal), und durch eine zentrale Vermarktung sollen auch die Zuschauerzahlen steigen. Dazu eine eigene Hymne – fertig ist die neue Champions League, die den Frauenfußball stärker in den Fokus rücken soll.

Man kann Herbert Hainer auch nicht vorwerfen, ein schlechter Taktiker zu sein. Der Bayern-Präsident nutzte das neuverpackte Projekt auch als Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Diese reformierte Champions League sehe ich auch als ein Zeichen der Uefa an den DFB, dass dringend und nachhaltig Bewegung in die Branche kommen muss und neue Strukturen unabdingbar sind.“

Ein Dasein im Schatten der Männer

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Denn schon lange brodelt es in den zwölf Klubs in Deutschlands höchster Spielklasse, die unter dem Dach des DFB beheimatet ist. Die Bemühungen der vergangenen Jahre waren groß, die Erträge in Sachen Öffentlichkeitswahrnehmung aber nicht für alle ideal. Der Zuschauerschnitt der Liga lag vor der Corona-Pandemie bei unter 1000, fernsehtechnisch ging wenig. Die Frauenfußball-Bundesliga fristete ein Dasein im Schatten der Männer-Beletage mit deren hochdotierten TV-Verträgen. Das soll sich ändern. Während Hainer noch mit Worten kämpft, macht der Fußballverband Rheinland (FVR) ernst. Für den DFB-Bundestag am 11. März 2022 hat er einen Antrag gestellt. Die Forderung: Die Ausgliederung der seit 1990 bestehenden Frauen-Bundesliga aus dem DFB.

„Wir wollen den Stein ins Wasser werfen“, sagte der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger in seiner Rolle als FVR-Ehrenpräsident. Für Zwanziger ist klar, „dass die zwölf Bundesliga-Vereine sichtbarer werden müssen“. Denkbar wäre also ein Modell wie bei den Männern, deren Profiklubs der 1. und 2. Bundesliga unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vermarktet werden. „Das ist ein sehr interessanter Markt“, hatte DFL-Chef Christian Seifert noch vor einem Jahr gesagt – eine Art zartes Angebot der DFL an die Frauen?

Bisher war der DFB skeptisch

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Vor allem bei Vereinen wie dem FC Bayern oder dem VfL Wolfsburg haben sich jedoch die Stimmen gemehrt, dass die Frauen-Liga am besten auf eigenen Füßen stehen würde. Seit Ende vergangener Woche soll der Vorschlag für eine Profiliga unter eigenem Dach der kommissarischen DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich vorliegen.

Bisher hatte der DFB die Idee einer eigenständigen Liga skeptisch bewertet. „Ich sehe den DFB als richtigen Ligaträger, da der Frauen- und Mädchenfußball im großen Ganzen betrachtet werden sollte“, hatte Heike Ullrich noch im April gesagt: „Der Zusammenhang mit der Talentförderung und den Nationalteams ist genauso wichtig, wie das Gesamtsystem der Ligen mit einem Auf- und Abstieg im Auge zu behalten.“ Nun aber beschäftigt sich „der Ausschuss Frauen-Bundesligen mit dem Sachverhalt“.

SGS Essen fordert Nachhaltigkeit

Gespannt verfolgen auch die Bundesligaklubs die Entwicklung. „Wir möchten uns da gar nicht festlegen“, sagt Florian Zeutschler, Geschäftsführer des Tabellensiebten SGS Essen. „Am Ende muss man schauen, was am sinnvollsten für den Sport ist. Im Herrenbereich hat man gesehen, dass das Konstrukt DFL passen kann. Aber es muss auch für die Frauen am Ende ein Konzept sein, das nachhaltig ist und nicht nach einigen Jahren im Sande verläuft.“ Denn zuletzt gab es ja Erfolge bei der TV-Vermarktung, alle 132 Spiele der aktuellen Saison werden live beim Streaming-Anbieter MagentaSport ausgestrahlt, hinzu kommen Partien auf Eurosport und Zusammenfassungen in der ARD.

Bleibe die Liga weiter unter dem Dach des DFB, sei laut Zeutschler eine weitere Intensivierung der Bemühungen aller Beteiligten um den Frauenfußball nötig. Im Fall der Ausgliederung „muss auch da die Zusammenarbeit mit dem DFB und den Vereinen stimmen“.