Die deutsche Nationalmannschaft lieferte gegen Armenien eine erfreuliche Vorstellung. Doch so muss es jetzt weitergehen. Ein Kommentar.

Wer die deutsche Nationalmannschaft am Sonntagabend gegen Armenien sah, der darf sich auch im Nachhinein noch mal aufregen über die Leistung am vergangenen Donnerstag gegen Liechtenstein. Obwohl der Gegner diesmal ein vermeintlich stärkerer war, gelang beim klaren 6:0-Sieg von Beginn an ein ganz anderer Auftritt: Die Deutschen spielten direkt und zielgerichtet, mit hoher Einsatzbereitschaft und mit Konzentration beim Abschluss. All das war gegen die Auswahl des 38.000-Einwohner-Landes vermisst worden.

Positiv: Die Mannschaft hat aus ihren Fehlern flott gelernt, auf Behäbigkeit und Ideenlosigkeit verzichtete sie am Sonntagabend. Hinten versperrte sie dem Team um den früheren Dortmunder Henrikh Mkhitaryan den Weg zum Tor, vorne erarbeitete sie sich eine ganze Reihe guter Chancen.

Noch besteht für Flick und die Nationalelf kein Anlass zu übertriebenem Optimismus

Mit Spielfreude und Spritzigkeit ersparten die Auswahlprofis dem neuen Bundestrainer Hansi Flick schon nach dessen zweitem Spiel eine Grundsatzdiskussion um die Frage, wie viel Geduld vonnöten ist, bevor nach dem Trainerwechsel erste Änderungen erkennbar sind. Dennoch sollte die Freude über den aktuellen Erfolg nicht zu falscher Selbsteinschätzung führen. Es besteht noch kein Anlass zu übertriebenem Optimismus, zu oft hatte es in den vergangenen drei Jahren nach akzeptablen Leistungen Rückschläge gegeben. Hansi Flicks wichtigste Aufgabe wird es sein, Konstanz auf hohem Niveau zu erzeugen.

Diese Nationalmannschaft braucht aber nicht nur Siege für die Qualifikation zur WM 2022 in Katar. Um Sympathien zurückzugewinnen, braucht sie auch überzeugende, von Leidenschaft geprägte Vorstellungen, und zwar nicht nur ab und zu. Sondern auch dann, wenn der Gegner – wie Liechtenstein – nichts anderes im Sinn hat als Spielzerstörung. Den Spaß am Spiel muss man sich auch mal erarbeiten.

Manuel Neuers Ziel für die WM 2022 in Katar klingt derzeit unrealistisch

Zudem muss es der Anspruch der deutschen Mannschaft sein, eine solche Qualifikationsgruppe auf Platz eins zu beenden. Was das dann für die WM bedeuten wird, wird man sehen. Deutschland zählt nicht mehr zur internationalen Spitze, und wenn Manuel Neuer sagt, er wollte 2022 Weltmeister werden, klingt das derzeit ziemlich unrealistisch. Dennoch muss es ja nicht falsch sein, sich ehrgeizige Ziele zu setzen.