Essen/München. Am Freitagabend beginnt die neue Saison in der Fußball-Bundesliga der Frauen. Der große Favorit kommt wie bei den Männern aus München.
Es hat lange gedauert, aber Mitte dieses Monats hat der FC Bayern im vereinseigenen Museum einen Bereich für den Frauenfußball eröffnet. Für jene Frauen also, die seit 1970 unter dem Wappen des Münchener Vereins spielen und mit denen der Klub ähnliche Ziele verfolgt wie mit dem Männerteam: Nach großer Entwicklungsarbeit und noch größeren Investitionen in den vergangenen Jahren sollen auch die Frauen Titel gewinnen. In der Bundesliga. Da gab es bisher vier. Im Pokal. Da klappte es einmal 2012. Und auch in der Champions League. Da scheiterten die Bayern-Frauen zuletzt im Halbfinale.
Nun soll die dritte Stufe folgen
Doch nicht nur die Verantwortlichen fordern Titel – die Spielerinnen selbst sehen sich ebenfalls in der Pflicht. „Die Meisterschaft ist das Ziel, ganz klar“, sagt Linda Dallmann. „Im Pokal und in der Champions League standen wir im Halbfinale. Da ist es nun das Ziel, einen zweiten Wettbewerb zu gewinnen.“
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Linda Dallmann ist eins der Gesichter des neuen FC Bayern. Jenem, der in der am Freitag mit der Partie TSG Hoffenheim - SC Freiburg (19.15 Uhr/Eurosport/MagentaSport) beginnenden Frauen-Bundesliga voll auf Angriff setzt und im zurückliegenden Frühling nach vier titellosen Jahren die Dominanz des VfL Wolfsburg brechen konnte.
Aus der Talentschmiede Essen an die Spitze
Dallmann kam 2019 an die Isar. Damals war sie 24 Jahre alt und passte als Nationalspielerin perfekt ins Schema der Bayern, die nach den Titelgewinnen 1976, 2015 und 2016 den nächsten Schritt gehen wollten. Auch mit Dallmann, die seitdem im Mittelfeld durch ihre Schnelligkeit und Spielwitz Torchancen kreiert. „Für mich persönlich war das erste Jahr ein bisschen eine Eingewöhnungsphase mit vielen Umstellungen. Jens Scheuer kam als neuer Trainer, das bedeutete für den Verein generell einen großen Umbruch. Im zweiten Jahr hat man schon gesehen, dass da viel gefestigt war. Ich denke aber schon, dass jetzt eine dritte Stufe folgen kann“, sagt die Dinslakenerin.
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Acht Jahre hatte sie zuvor für die SGS Essen gespielt. Für den Bundesligisten, der es in der Vergangenheit wie kaum ein anderer schaffte, mit dem Aufbau junger Talente aus der Region in Sichtweite zur Spitze zu bleiben. Bis diese Talente dann als Nationalspielerinnen zur Spitze nach München oder Wolfsburg wechseln – in eine andere Fußballwelt. Wo der Fußball an erster Stelle steht, wo die Trainingsbedingungen dem höchsten Niveau entsprechen und wo zu weiteren Auswärtsspielen das Flugzeug dem Bus vorgezogen wird.
Wolfsburg, Bayern und dann lange nichts
Die Klassengesellschaft Bundesliga wird am Beispiel Bayern München und VfL Wolfsburg sichtbar. Linda Dallmann sieht bedingt durch das höhere Budget und das davon angesprochene Spielerinnenklientel aber noch einen weiteren Unterschied zum Rest der Liga. „In Essen hatten alle Spielerinnen ihre Familie im Umfeld von rund 30 Kilometern. Hier ist es so, dass die Familien weit weg sind, sogar über die Landesgrenzen hinaus. Das verändert auch das Team selbst. Alles was einem passiert – all das klärt man mit der Mannschaft, das schweißt diese noch stärker zusammen. Das Team wird zu einer Art Ersatz-Familie“, erläutert Dallmann.
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Ein Umstand, der in der Corona-Zeit eine noch größere Rolle spielte. Erst am finalen Spieltag, als sich die Bayern den Meistertitel mit einem 4:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt und letztendlich mit zwei Punkten Vorsprung vor Wolfsburg sicherten, waren auch erstmals wieder Zuschauer erlaubt. Nur wenige, aber immerhin „war es so eine runde Sache, dass meine Brüder und mein Papa dabei waren, als wir die Meisterschaft feiern konnten“.
Prominente Verstärkungen für ambitionierte Ziele
Am Sonntag, wenn die Saison auch für die Bayern-Frauen mit der Partie gegen Werder Bremen startet (16 Uhr/MagentaSport), dürfen 400 Zuschauer auf dem sogenannten Campus des FC Bayern dabei sein. „Es wäre schön, wenn schon alles voll wäre. Dennoch gingen die Karten schnell weg, die Leute freuen sich drauf. Auch wir freuen uns und wollen den Zuschauern etwas bieten nach der langen Zeit vor leeren Rängen“, sagt Dallmann.
Geboten werden soll einiges, auch dank der namhaften Verstärkungen. Ex-Weltmeisterin Saki Kumagai (Japan) von Olympique Lyon soll die Abwehr stärken, Angreiferin Sofia Jakobsson (Schweden) kam von Real Madrid. Während die Bayern ihren Umbruch schon hinter sich haben, geht der VfL Wolfsburg mit dem neuen Trainer Tommy Stroot und vielen neuen Spielerinnen in die Saison. Ein Vorteil für die Bayern? „Das kann man so nicht sagen“, meint Dallmann. „Es kommt immer drauf an, wie schnell ein Team sich findet und wie die Spielidee des neuen Trainers von der des alten abweicht.“ Von ihrem Ziel werden die Bayern aber nicht abweichen. Der fünfte Titel der Klubgeschichte soll her – und so die Replik einer weiteren Trophäe ins Vereins-Museum einziehen.