Essen. Lionel Messi spielt künftig mit Neymar und Kylian Mbappé für Paris Saint-Germain. Die Bundesliga kann nicht mithalten. Die Gründe.

Es dauerte am Dienstag nur ein paar Momente, schon rasten die Videos von Lionel Messis Ankunft in Paris durch die Sozialen Medien. In diesen steht der sehnsüchtig Erwartete an einem offenen Fenster des Flughafens. Fans schreien, Kameras filmen, der Argentinier winkt und trägt ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift: „Ici c´est Paris“. Übersetzt: „Dies ist Paris“.

Erinnerungen an Real Madrid

Denn der wohl immer noch beste Fußballer der Welt spielt künftig für den französischen Erstligisten Paris Saint-Germain, das gab PSG am Dienstagabend auf seiner Homepage bekannt. Zuvor hatte bereits Messis Vater und Manager Jorge den Deal bestätigt. Das Gehalt liegt bei mehr als 35 Millionen Euro pro Jahr, Messi erhält einen Zweijahresvertrag. Am Mittwoch soll die Vorstellung folgen. PSG muss für den 34-Jährigen keine Ablöse bezahlen, weil sein Vertrag beim FC Barcelona bereits ausgelaufen ist. Die Katalanen konnten sich eine Verlängerung nicht leisten. Deswegen streichelt er den Ball künftig in Frankreich.

Der Pariser Kader erinnert damit endgültig an die „Galaktischen“ von Real Madrid zu Beginn dieses Jahrtausends. Damals tänzelten in Madrid Stars wie Zinedine Zidane, Luis Figo oder David Beckham über den Rasen. Bei PSG sollen jetzt im Angriff Kylian Mbappé, Neymar und Messi endlich zum ersehnten Champions-League-Sieg stürmen.

Dabei verdeutlicht der Wechsel des Künstlers jedoch, dass die Uefa-Regeln des Financial Fairplays einen Klub wie Paris Saint-Germain kaum aufhalten. Und dass sich die Hierarchie im europäischen Spitzenfußball weiter verschiebt.

In diesem Transfersommer schmeißen vier Topklubs trotz der Corona-Pandemie mit Geld um sich. Manchester City, der FC Chelsea, Manchester United und eben Paris investieren, während andere durch die Krise schwanken. City wird mit den Millionen eines Investmentunternehmens aus dem arabischen Emirat Abu Dhabi vollgepumpt. Bei Chelsea füllt der russische Oligarch Roman Abramowitsch die Geldbörse, bei United die US-amerikanische Glazer-Familie. Paris finanziert seinen Kader durch die Hilfe von Katar.

Der Abstand vergrößert sich

Einige Champions-League-Sieger der vergangenen Jahre können längst nicht mehr mithalten. Etwa der FC Liverpool. Der FC Bayern ohnehin nicht. Die spanischen Aushängeschilder Real Madrid und der FC Barcelona bewegen sich sogar am finanziellen Abgrund, wobei ihre tatsächliche Situation so undurchsichtig erscheint wie starker Nebel. Und für Vereine wie Borussia Dortmund, die regelmäßig die Hymne des höchsten europäischen Wettbewerbs hören, denen aber viele Millionen zur Spitze fehlen, vergrößert sich der Abstand. „Im Ausland geht es munter weiter. Das sind die Klubs, mit denen wir in Konkurrenz stehen“, sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Daumen hoch: Superstar Lionel Messi wechselt nach Paris.
Daumen hoch: Superstar Lionel Messi wechselt nach Paris. © AFP

England schwebt über allen

Der Markt habe sich extrem verändert, meint Spielerberater Jörg Neblung, der seit knapp 20 Jahren im Profifußball arbeitet. Die englische Liga schwebe generell über allen, „das liegt an Investoren und an dem enormen TV-Vertrag“, erklärt der 54-Jährige. Die Bundesliga könne da nicht mithalten. Selbst der FC Bayern werde im internationalen Vergleich benachteiligt. „Durch die Corona-Krise kann das Geld von vielen Vereinen nicht wieder komplett investiert werden. Dass der Champions-League-Sieger aus Deutschland kommt, wird eine Ausnahme bleiben.“

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Mehr als fünf Milliarden Euro beschert der TV-Vertrag der Premier League von 2022 bis 2025. Zum Vergleich: Die Bundesliga kassiert ab der Saison 2021/22 4,4 Milliarden Euro – allerdings über vier Jahre. Dadurch können schon kleine Klubs in England große Transfers stemmen, während sich drei Spitzenvereine noch einmal abheben. Manchester United lockte Jadon Sancho vom BVB für 85 Millionen Euro. Manchester City kaufte Jack Grealish von Aston Villa für knapp 117 Millionen Euro. Der Champions-League-Sieger Chelsea, der heute im europäischen Supercup auf den Europa-League-Gewinner FC Villarreal (21 Uhr/DAZN) trifft, steht kurz davor, den Angriff durch Romelu Lukaku zu verstärken. 115 Millionen Euro soll Inter Mailand für den Stürmer erhalten.

Uefa-Regeln scheitern

All die Transfers stehen jedoch im Schatten des Wechsels von Lionel Messi. Seine gescheiterte Vertragsverlängerung mit Barca elektrisierte die Fans in Paris schon seit dem Wochenende. PSG hat in diesem Sommer bereits Achraf Hakimi, Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum und Torwart Gianluigi Donnarumma verpflichtet. Nur für Hakimi zahlte Paris eine Ablöse, doch enorme Handgelder dürften auch bei den drei anderen Wechseln geflossen sein. Dazukommen die riesigen Gehälter. Möglich wird dies durch die Summen aus dem Emirat Katar, das anderthalb Jahre vor der Winter-WM im eigenen Land das beste Team Europas formen möchte. Dem Klub wurden bereits Verstöße und Tricksereien gegen das Financial Fairplay nachgewiesen, durch das die Chancengleichheit eigentlich gestärkt werden sollte.

Harte Konsequenzen scheute die Uefa allerdings – und wird sie weiterhin meiden. Denn eine Champions League ohne die Weltauswahl aus Paris kann sich auch die Fußball-Union nicht leisten.