Frankfurt. Er will ein Bundestrainer sein, der sich einmischt, verspricht Hansi Flick. Und er will erfolgreich sein. Seine Pläne, seine Ziele.
Hansi Flick muss grinsen. Der 56-Jährige steht im Rohbau des DFB-Campus in Frankfurt, an einem Tisch mit dem Logo des Deutschen Fußball-Bundes. Es ist sein erster offizieller Termin als Bundestrainer und es passt natürlich in vielerlei Hinsicht, dass er ihn auf jener Baustelle absolviert, die einmal die neue Heimat des DFB werden soll. Denn auch die Nationalmannschaft kam ja zuletzt als reichlich renovierungsbedürftiges Gebilde daher.
Marcus Sorg assistierte schon Vorgänger Joachim Löw
Was ihn denn reize an der neuen Aufgabe als Bundestrainer, wird Flick gefragt. „Man kann die Spieler selbst auswählen, das ist eine ganz gute Sache“, antwortet der. Schönen Gruß auch an Hassan Salihamidzic, den Sportvorstand seines vorherigen Arbeitgebers FC Bayern. Mit dem hatte sich Flick ja nicht zuletzt über die Personalpolitik entzweit.
Aber natürlich lässt sich diese Aussage auch als Signal nach innen lesen: Ich treffe nun die Entscheidungen. Zum Beispiel über das Trainerteam, das er zusammengestellt hat und nun selbst vorstellt: Marcus Sorg, der schon Vorgänger Joachim Löw assistierte. Danny Röhl, der vom FC Bayern mitkommt. Torwarttrainer Andreas Kronenberg. Und Standardspezialist Mads Buttgereit.
Hansi Flick plant mit Hermann Gerland als Scout
Es ist viel von Aufbruchstimmung die Rede an diesem Tag, aber mit dem Aufbruch ist es nicht immer so leicht in einem großen Verband wie dem DFB. Das zeigt sich an einem Mann, der gar nicht da ist: Flick hätte gerne Hermann Gerland als Scout in seinem Team, aber es ist noch nichts unterschrieben, weil bei einer solchen Personalie alle Landesfürsten im Präsidium mitreden wollen.
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Schnell und direkt geht eben wenig in diesem Verband, schnell und direkt soll es künftig aber gehen – zumindest auf dem Platz. Das ist Flicks Vision: Fußball, wie er ihn beim FC Bayern spielen ließ und damit sämtliche Titel dieser Welt einheimste. „Ich erwarte, dass wir aktiv sind und auf dem Platz die Initiative ergreifen“, sagt Flick. „Wir haben die besten Spieler Deutschlands, das will ich auf dem Platz sehen.“ Konkret heißt das: „Wenn man früh angreift und Ballgewinne hat, ist der Weg zum Tor kürzer. Wenn wir nach Ballgewinnen früh umschalten, ist die Wahrscheinlichkeit auf einen erfolgreichen Angriff höher.“
Hummels und Müller: Flick will "die besten Spieler" einladen
Klar, attraktiven Fußball will auch Flick, wer will das nicht. Aber vor allem will er pragmatischen, erfolgreichen Fußball. Deshalb gibt es nun einen Standardspezialisten im Trainerteam – und eine klare Antwort auf die Frage nach Mats Hummels und Thomas Müller. „Die besten Spieler werden eingeladen“, sagt Flick. Klar, der Nachwuchs ist auch wichtig, muss gefördert werden – aber dafür gibt es ja die Juniorenmannschaften.
Flick ist ohnehin keiner, dem der Ruf vorauseilt, sich in sein Trainerbüro einzuschließen und dort die großen Visionen vom perfekten Fußball zu entwickeln. Seine Stärke liegt im Miteinander, er kann und will Spieler mitnehmen und begeistern für die gemeinsame Sache, will eine „All-in-Mentalität“ entwickeln. „Jeder muss alles tun, um als Sieger vom Platz zu gehen“, fordert er.
Der neue Bundestrainer will sich einmischen
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Sein Vorgänger Löw hat die Mannschaft zuletzt oft kleingeredet und kleingecoacht mit seinen Aufstellungen, bis sie irgendwann auch spielte wie eine kleine Mannschaft. Flick wird sie starkreden, wie er es einst beim FC Bayern machte.
Und er wird ein präsenterer Bundestrainer sein, wird sich einmischen in die Nachwuchsmannschaften, die Trainerausbildung, die neue Akademie – die hat er ja noch mitgeplant als Sportdirektor, bevor er den DFB 2017 verließ.
Erstes Länderspiel im September gegen Liechtenstein
Zu einer Zeit also, als die Nationalmannschaft noch erfolgreich war – und das soll sie wieder werden, diese deutliche Ansage scheut der neue Trainer nicht: „Das ganze Trainerteam hat den Anspruch, dass wir in Zukunft wieder erfolgreicher sind“, sagt er. Das erhöht den Druck, aber den hat ein Bundestrainer sowieso und den kennt er ja vom FC Bayern nur zu gut – und dort lief es prächtig.
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Allzu leicht aber wird es nicht, das zu übertragen auf den neuen Job: Vor dem ersten Länderspiel gegen Liechtenstein im September wird Flick ganze drei Tage mit der Mannschaft haben, bis zur hoffentlich erfolgreichen Qualifikation für die WM in Katar sind es sieben Pflichtspiele. Der Neustart muss in Höchstgeschwindigkeit gelingen – aber das macht Flick keine Sorge. „Ich bin von aus eher positiv“, sagt er – und grinst ein weiteres Mal.