Dortmund. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke fürchtet um die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Er hofft auf mehr Fans im Stadion.
Hinter Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke liegen ereignisreiche Tage. Der Wechsel von Jadon Sancho musste abgewickelt, Nachfolger Donyell Malen gelockt werden. Am Mittwoch befand der 62-Jährige schließlich, dass es nun Zeit sei, einen Ausblick auf die kommende Spielzeit zu geben. Und so marschierte Watzke am Mittag in den edlen Grünen Salon des Dortmunder Mannschaftshotels in Bad Ragaz. Im Trainingsanzug, denn dass der Verein in der Schweiz schuftet, erkennt man auch daran, dass der Geschäftsführer selbst BVB-Klamotten überzieht.
BVB-Boss Watzke baut Druck auf die Politik auf
Nun finden Auftritte von Watzke selten ohne eine Botschaft statt. Diesmal wollte er einmal die Erwartungshaltung im schwarz-gelben Umfeld drosseln. „Wer sich zu weit aus dem Fenster lehnt, das zeugt von Übermut und nicht von Vernunft“, meinte der gebürtige Sauerländer. „Wir wollen uns in der Meisterschaft ein bisschen verbessern und in den Pokalwettbewerben weiterkommen.“ Zum anderen versuchte er, Druck auf die Politik aufzubauen, damit wieder mehr Fans in die Stadien strömen können.
„Es wurde immer gesagt, wenn dann irgendwann viele Menschen geimpft sind, dann verliert die Inzidenz an Wert. Das sehe ich aktuell nicht. Die Leute, die sich impfen lassen, müssen dafür auch belohnt werden“, meinte Watzke. Er sei „kein Anhänger einer Impfpflicht für alle, aber es wird automatisch dazu kommen, dass Geimpfte mehr Möglichkeiten haben werden“.
Inzidenz 35 als Knackpunkt
Steigen die Inzidenzen, verfolgt der BVB den Plan, schon beim ersten Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 14. August (18.30 Uhr/Sky) fast nur noch Geimpfte auf die Ränge zu lassen. Ab einer Inzidenz von 35 dürfen eigentlich nur 1000 Zuschauer kommen. „Die aktuell geltende Corona-Schutzverordnung gestatte dann jedoch, durch geimpfte beziehungsweise genesene Personen die Auslastung auf ein Drittel der Stadionkapazität aufzufüllen“, teilt der Klub mit. In Dortmund wären dies dann insgesamt 22.033 Fans, weil die Auslastung bei internationalen Spielen (66.099 Sitzplätze) als Grundlage dient.
„Wir planen mit einer Auslastung von 60 Prozent über die Saison gesehen. Und selbst damit werden wir keine schwarzen Zahlen schreiben“, sagte Watzke. „Wenn in allen anderen Ländern mit 100 Prozent gespielt wird, geht die internationale Wettbewerbsfähigkeit natürlich völlig flöten. Wir können über die Jahre zwar die Verträge anpassen, aber dann werden viele Spieler abwandern.“ Sollten die Pläne durchkreuzt werden, seien Klagen am Ende die letzte Möglichkeit. „Mir ist es lieber, wenn wir versuchen, eine gemeinsame Lösung mit der Politik zu finden“, so Watzke.
Die Mannschaft, die die zugelassen Fans anfeuern können, soll vermutlich nicht mehr verändert werden. Auch nicht in der Innenverteidigung, die dem neuen Trainer Marco Rose derzeit Probleme bereitet. Nationalspieler Mats Hummels, der am Dienstag aus dem Urlaub zurückkehrte, plagt sich noch mit Knieproblemen herum. Manuel Akanji wird erst am Donnerstag erwartet. Dan-Axel Zagadou benötigt nach eigener Aussage noch zwei bis drei Monate, um wieder Gegentore verhindern zu können.
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„Alles, was man macht, muss man mit Sinn und Verstand machen. Mats Hummels wird deutlich schneller zurückkommen“, erklärte Watzke. „Wenn wir wüssten, dass einer der etatmäßigen Innenverteidiger ausfällt, dann würden wir das auch so sehen.“ Aktuell finde er dies jedoch nicht zwingend notwendig. „Natürlich haben wir immer noch eine gewisse wirtschaftliche Stärke, dass wir etwas machen könnten“, stellte Watzke aber klar.
BVB-Star Julian Brandt beendet Wechselgerüchte
Zuletzt hielten sich zudem Gerüchte über einen Abgang von Julian Brandt in die italienische Serie A hartnäckig, die dieser nun aber beendete. „Ich glaube nicht, dass ich in diesem Jahr noch woanders spielen werde“, sagte der 25-Jährige im Interview mit RTL. „Ich habe diese Wechselgerüchte nie selbst befeuert. Das waren die Gazetten in Italien.“ Es sei schön, wenn andere Vereine Interesse an ihm bekunden würden. „Aber von meiner Seite gab es nie Anzeichen, dass ich vor einem Wechsel stünde“, erklärte Brandt. „Es war von Anfang an klar, dass wir mit ihm diese Saison bestreiten wollen. Ich hoffe, dass er sein großes Potenzial ausschöpft. Es hätte überhaupt keinen Sinn gemacht, ihn abzugeben“, meinte Watzke.
Ihm sei klar, dass der neue Trainer Marco Rose komplizierte erste Wochen erlebe, sagte der Geschäftsführer. „Eine Saisonvorbereitung, in der in der vierten Woche noch nicht alle Spieler da sind, habe ich auch noch nicht erlebt.“ Aber: „Marco und sein Team machen es sehr, sehr gut. Es gibt eine gute Ansprache und ein klares Konzept.“
Das Ziel „Deutsche Meisterschaft“ möchte Watzke trotzdem nicht ausrufen.