München. Trainer Julian Nagelsmann wechselt im Juli von Leipzig nach München. Er wird mit einem viel unruhigeren Umfeld klarkommen müssen.
Kurz nachdem am Dienstag der Wechsel von Julian Nagelsmann vom FC Bayern offiziell bestätigt wurde, verbreitete sich ein Bild des Trainers in den sozialen Medien, auf dem Nagelsmann als jugendlicher Fußballer das falsche und richtige Trikot zugleich trägt.
Das falsche, weil auf dem hellblau-weißen Dress das Logo von 1860 München, dem Stadtrivalen des Rekordmeisters, um Aufmerksamkeit buhlt.
Das richtige, weil es verdeutlicht, dass der heute 33-Jährige in Bayern aufgewachsen ist. Als Abwehrspieler durfte er auf dem Platz zwar nur das Tor des kleineren Vereins der Landeshauptstadt im Süden verteidigen (daher das Trikot), nun aber hat er sich an der Seitenlinie zum Weltklub seiner Heimat taktiert.
Nagelsmanns Vertrag beim FC Bayern gilt fünf Jahre
Julian Nagelsmann sitzt ab dem Sommer auf dem (neben dem Bundestrainer-Job) begehrtesten, brisantesten und wichtigsten Trainerstuhl in Deutschland. Bei den Bayern soll er eine Ära prägen, sein Vertrag gilt fünf Jahre bis 2026. Die Münchener überweisen für ihn bis zu 25 Millionen an RB Leipzig. Und so erzählt dieser Wechsel zum einen viel über die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga. Denn eigentlich strecken sich die Leipziger mit der Millionenhilfe eines Getränkeherstellers gerade, um den Rekordmeister mal eine Saison hinter sich zulassen. Jetzt packen ihr Trainer und ihr bester Verteidiger (Dayot Upamecano) im Sommer Umzugskartons, um nach München zu ziehen.
Zum anderen verdeutlicht der Transfer, dass sich auch der Trainermarkt gewandelt hat. Längst versteht es ein kleiner Kreis einen großen Marktwert für sich zu generieren. Schon für Marco Rose (von Gladbach nach Dortmund) und Adi Hütter (von Frankfurt nach Gladbach) bezahlen die westfälische und niederrheinische Borussia festgeschriebene Ablösesummen. Nagelsmann bricht jetzt einen Rekord, noch nie wurde für einen Trainer mehr Geld aufgerufen. Auch der FC Bayern hat erkannt, dass der Mann an der Seitenlinie enormen Einfluss auf das sportliche Abschneiden nimmt. Vermutlich mehr als so mancher Star-Einkauf. Von Nagelsmann erhoffen sie sich in München, dass er den Umbruch im teuren Kader weiter forciert. Robert Lewandowski (32), Thomas Müller (31) und Manuel Neuer (35) werden aufgrund ihres Alters in naher Zukunft als Säulen wegbrechen.
Nagelsmann spricht von einer "einmaligen Gelegenheit"
Zeit soll der Trainer dazu genügend erhalten. „Allein schon Julians Vertragslaufzeit von fünf Jahren zeigt, wie sehr er sich mit dem FC Bayern identifiziert“, sagt Bayern-Vorstand Oliver Kahn. Er verlasse Leipzig schweren Herzens, meinte Nagelsmann selbst, aber: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mich der Trainerposten beim FC Bayern reizt und ich diesen Job gerne annehmen würde, wenn sich diese vielleicht einmalige Gelegenheit ergeben sollte.“
Diese Gelegenheit tat sich für Nagelsmann auf, weil Bayerns eigentlicher Erfolgstrainer Hansi Flick seinen noch zwei Jahre gültigen Vertrag auf eigenen Wunsch hin auflöste. Flick störte sich am dauerhaften Krach mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Zudem eröffnet sich für ihn jetzt die Chance, nach der Europameisterschaft Bundestrainer Joachim Löw zu beerben.
Nagelsmann wird in einem durchrüttelten Verein arbeiten
Allerdings zeigt die Auseinandersetzung von Flick und Salihamidzic, dass Nagelsmann in einem durchrüttelten Verein arbeiten wird. So wird mit einem viel unruhigeren Umfeld klarkommen müssen, als er dies bei seinen vorherigen Stadion in Hoffenheim und Leipzig erlebt hat. Und dies mit 33. Früher erlebten Profis in diesem Alter ihren zweiten Frühling. Heute haben selbst Anfang 20-Jährige schon über 100 Bundesliga-Spiel in den Knochen und gelten als Führungsspieler. Da ist es nur folgerichtig, dass auch die Trainer jünger werden. Dies ist noch so eine Geschichte, die dieser Wechsel erzählt.