Essen/München. Der Sechs-Titel-Trainer Flick will München am Saisonende verlassen. Die Bayern-Bosse geben kein gutes Bild ab. Ein Kommentar.

Hansi Flick ist über viele Jahre hinweg von der breiten Öffentlichkeit unterschätzt worden. Lediglich als Schattenmann von Bundestrainer Joachim Löw wahrgenommen, hatte er im Jahr der Weltmeisterschaft großen Anteil am Triumph der Nationalmannschaft am Zuckerhut. Flick stand stets für gehorsames Abnicken. Dass der 56-Jährige aber seinen eigenen Kopf hat und es auch versteht, seinen eigenen Willen durchzusetzen, hat er in den vergangenen Jahren doch ein ums andere Mal unter Beweis gestellt.

Von daher werden die Verantwortlichen beim FC Bayern gewusst haben, dass Flick konsequent handelt, wenn die Vorstellungen auseinander gehen. In München sollte daher nun niemand überrascht sein, dass der Sextupel-Trainer in wenigen Wochen seinen Vertrag beim deutschen Rekordmeister in beidseitigem Einvernehmen aufzulösen gedenkt.

Flick beendet von sich aus den FC-Bayern-Streit mit Salihamidzic

Flick setzt damit den Streitigkeiten mit Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic um Einflussnahme bei der Kaderplanung ein Ende. Am Ende ist es recht simpel: Mit der Vielzahl an Titeln, mit seiner erfolgreichen Arbeit wollte mehr Entscheidungsgewalt gewinnen. Von Vereinsseite aus wird ihm diese jedoch nicht gewährt. Dass sich Arbeitgeber und -nehmer bei unterschiedlichen Vorstellungen trennen, gehört zum Geschäft.

Es geht nicht mehr miteinander: Hansi Flick (vorn) will den FC Bayern München verlassen, weil er mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic (hinten) nicht klarkommt.
Es geht nicht mehr miteinander: Hansi Flick (vorn) will den FC Bayern München verlassen, weil er mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic (hinten) nicht klarkommt. © Firo

Ob Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß, Oliver Kahn oder Herbert Hainer – die Bosse des FC Bayern haben in der Angelegenheit kein gutes Bild abgegeben und werden sich fragen müssen, was in gerade einmal anderthalb Jahren gemeinsamer Arbeit mit Flick so alles schief gelaufen ist, dass es zu so einer Entzweiung kommen konnte. Die Mannschaft steht unmittelbar vor der neunten Meisterschaft in Serie, das unglückliche Aus in der Champions League gegen Paris St.-Germain gab auch nicht wirklich Anlass, an der Partnerschaft zweifeln zu müssen.

Kommt nun Nagelsmann für Flick zum FC Bayern?

Die Münchener Bosse verlieren einen – wie es scheint – für den Verein perfekten Trainer. Sie haben den Zwist zwischen Flick und Salihamidzic in Kauf genommen in dem Wissen, dass für den Trainer-Posten beim FC Bayern nicht allzu viele Alternativen infrage kommen. Womöglich sind sich Hoeneß, Rummenigge und Co. aber auch bereits so sicher, Julian Nagelsmann von RB Leipzig loseisen zu können, dass sie dieses unwürdige Spiel haben laufen lassen. Nagelsmann vielleicht zum FC Bayern, Flick womöglich als Nachfolger von Löw zum DFB – am Ende wird das Geld, werden Ablösesummen alles regeln.