München. Jerome Boateng muss den FC Bayern im Sommer verlassen. Dahinter steckt auch ein interner Konflikt. Wer setzt sich durch?

Er kommt noch einmal zurück, ganz sicher. Da wird beim FC Bayern auch keiner etwas dagegen haben. Denn Jerome Boateng ist derzeit der wohl stabilste Verteidiger der Münchner. Er wird deshalb im Champions-League-Viertelfinalhinspiel des Titelverteidigers gegen den Paris St. Germain an diesem Mittwoch wieder in der Startelf stehen, nachdem er am vergangenen Wochenende in der Bundesliga gesperrt war. Der Weltmeister von 2014 ist derzeit zwar unverzichtbar für Trainer Hansi Flick, aber trotzdem in München auf der Zielgeraden.

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Die Nachricht vom späteren Ostermontag, dass Boateng den Verein verlassen muss, war nicht ganz neu, nur scheint der Aufsichtsrat jetzt Tatsachen geschaffen zu haben mit einem Beschluss, dem Innenverteidiger keinen neuen Vertrag mehr zu geben, wie der „Kicker“ berichtete. Der Abschied des Abwehrspielers nach elf Jahren beim FC Bayern ist nun wohl endgültig, und Hansi Flick muss sich damit abfinden. Kommentieren mag der Trainer das nicht. „Ob das stimmt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen“, sagte er nur. Es ist kein Geheimnis, dass Flick viel hält von Boateng und ihn wohl gerne behalten hätte. „Er hat eine gute Saison gespielt und ist sehr konzentriert“, sagte der Bayern-Coach. „Es ist immer eine gute Sache, wenn man so einen Spieler hat, mit der Erfahrung, mit der Qualität .“

FC Bayern: Wird Hansi Flick im Sommer Löw-Nachfolger

Wenn man so will, ist diese Entscheidung auch ein Signal für Flick, dass seine Wünsche zwar gehört werden, aber auch in Zukunft nur bedingt berücksichtig werden, er nicht so viel Mitspracherecht bei der Personalplanung bekommt, wie er gerne möchte. Und da schließt sich die Frage an, ob er bereit ist, das zu akzeptieren oder nicht doch lieber den Ruf des Deutschen Fußball-Bundes erhört und im Sommer Nachfolger von Joachim Löw wird.

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Lothar Matthäus hat in seiner Sky-Kolumne die Diskussion um die Zukunft von Flick wieder angeheizt. Er glaube nicht an „eine Zusammenarbeit über die Saison hinaus“, die des Trainers mit dem Sportvorstand, schreibt er. Hasan Salihamidzic und Flick haben zwar erst vor ein paar Wochen einen Burgfrieden geschlossen, aber die Harmonie scheint eher fragil. Dass der Trainer auf dem Absprung sei, aus der Aussage des künftigen Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn am Wochenende, Flick konzentriere sich „auf die aktuelle Saison“, abzuleiten, ist dann doch weit hergeholt. Sehr viel naheliegender ist da die Interpretation der Folgen aus der Boateng-Entscheidung.

Ähnliche Konflikt gab es bei Bayern bereits

Natürlich würden die Bayern Flick gerne behalten, aber wohl nicht um den Preis, dem Trainer mehr Macht zu übertragen. Die Kaderplanungs-Kompetenz haben seit jeher die Verantwortlichen des Rekordmeisters für sich reklamiert. Bei Jürgen Klinsmann waren sie einst einmal über ihren Schatten gesprungen – und sind gescheitert. Als später bei Louis van Gaal dessen Allmachtsansprüche zu groß wurden, zog Uli Hoeneß die Reißleine. Und für Pep Guardiola war ein Grund, vielleicht sogar der Grund, die Bayern nach drei Jahren zu verlassen, dass er die sportlichen Entscheidungen nicht umfassend kontrollieren konnte.

Dass die Spekulationen um den Bayern-Trainer direkt vor der Neuauflage des letztjährigen Finales genährt werden, dürfte den Münchnern nicht ganz gelegen kommen. Es gehe im Moment um die Partie gegen Paris, sagte Flick, der neben Boateng auch wieder auf den in Leipzig ebenfalls gesperrten Alphonso Davies setzen kann, dafür aber wohl auf Serge Gnabry (Halsschmerzen) verzichten muss. Das letzte Duell mit PSG, das erfolgreiche in Lissabon im vergangenen August, spielt für den Bayern-Trainer keine Rolle bei seiner Vorbereitung. „Es sind andere Voraussetzungen“, sagte er.

Europapokal-Gegner Paris unter Druck

Während die Bayern ihre Dominanz in der Liga behauptet haben, trotz ein paar kleinerer Schwächephasen auf dem Weg zum nächsten Meistertitel fast nicht mehr aufzuhalten sind, muss PSG hart darum kämpfen, die Nummer eins in Frankreich zu bleiben. Unter Trainer Mauricio Pochettino, der Anfang des Jahres Thomas Tuchel abgelöst hatte, gab es bereits vier Niederlagen in der Meisterschaft. Und der Argentinier hat nicht die besten Erinnerungen an den FC Bayern. In der vergangenen Saison gab es schon einmal ein Treffen mit den Münchnern, allerdings saß er da noch auf der Bank von Tottenham Hotspur. In der Champions-League-Vorrunde deklassierten die Münchner, damals noch mit Niko Kovac als Trainer, die Engländer 7:2. Ein paar Wochen später wurde Pochettino entlassen.