Dortmund. Der BVB muss im Champions-League-Achtelfinale gegen Sevilla ein 3:2 verteidigen. Es geht um viel Geld – und Handlungsspielraum im Sommer.

Natürlich zieht er wieder die Blicke auf sich, natürlich rattern die Kameras munter drauflos, als Erling Haaland am Montagvormittag den Trainingsplatz von Borussia Dortmund betritt. Es wurde zuletzt wieder viel geredet über den Norweger, der beim 2:4 gegen den FC Bayern ausgewechselt worden war – weshalb die große Frage im Raum stand, ob er mitwirken kann im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Sevilla an diesem Dienstag (21 Uhr/Sky).

Antwort: Er kann. „Es geht ihm soweit gut und der Schlag, den er gegen Bayern abbekommen hat, beeinträchtigt ihn nicht“, sagt Trainer Edin Terzic. Gut für den BVB, wenn es darum geht, den 3:2-Vorsprung aus dem Hinspiel ins Ziel zu retten.

29 Saisontore und acht Vorlagen – die Zahlen zeigen, warum Haaland unverzichtbar ist. Der zweitgefährlichste Angreifer Jadon Sancho (12 Tore/18 Vorlagen) fehlt in jedem Fall, Raphael Guerreiro (4/9) und Giovanni Reyna (4/6), die dahinter kommen, aller Voraussicht nach auch. Wer soll da die Tore schießen, wenn nicht Haaland?

15 Millionen Euro stehen auf dem Spiel – mindestens

Der BVB braucht ihn, um die Chancen aufs Viertelfinale zu erhöhen. Und er braucht das Viertelfinale, um die Chancen zu erhöhen, dass Spieler wie Haaland bleiben.

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Es geht gegen Sevilla nämlich nicht nur um sportlichen Erfolg, Prestige oder jenen Stolz, von dem Kapitän Marco Reus spricht. Es geht auch um eine Menge Geld: 10,5 Millionen Euro garantiert die Europäische Fußball-Union Uefa jedem Viertelfinalisten als Prämie. Dazu kommen Gelder aus dem Vermarktungspool und TV-Boni, die auch davon abhängen, wie die anderen Bundesligisten abschneiden, zudem Sponsorenprämien. Mit 15 Millionen Euro wäre die Summe, die dem BVB winkt, noch konservativ geschätzt.

Corona reißt gewaltige Löcher

Zu normalen Zeiten kämen noch vier Millionen Euro an Einnahmen dank eines weiteren Spiels im ausverkauften Stadion dazu, aber die Zeiten sind bekanntlich alles andere als normal. Die Corona-Pandemie reißt ein gewaltiges Loch in die Kasse: Die Halbjahreszahlen des BVB zeigten ein Minus von 20 Millionen Euro weniger Umsatz beim Spielbetrieb, 25 Millionen Euro beim Posten Conference und Catering – und dann fehlten noch 15 Millionen Euro aus der TV-Vermarktung, weil die Prämien geringer ausfallen oder manch ausländischer Rechteinhaber gar nicht zahlte.

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Da kann man 15 Millionen Euro sehr gut gebrauchen, um im Sommer den eigenen Handlungsspielraum zu erhöhen. Denn dass der Transfersommer ein ungewöhnlich komplizierter wird, ist seit langem klar. Bislang gehen die BVB-Bosse davon aus, dass sie wohl einen Hochkaräter verkaufen müssen und dass dieser aller Voraussicht nach Jadon Sancho heißen wird. Einen Ausverkauf aber soll es auf keinen Fall geben, der Kader soll weitgehend zusammengehalten werden. Vor allem Haaland will man auf keinen Fall abgeben.

Der Kader verschlingt viel Geld

Dafür allerdings braucht man Geld, 160 Millionen Euro verschlang der Unterhalt des kostspieligen Kaders in der vergangenen Saison. Das Problem: Je länger die Krise dauert, desto geringer dürfte die Summe werden, die man für Sancho bekommen kann – und davon muss man ja auch noch einen Nachfolger bezahlen.

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Außerdem will man ja die dünn besetzte Innenverteidigung verstärken und schnelle Flügelspieler braucht man auch. Und man hat schon über fünf Millionen Euro für das neue Trainerteam um Marco Rose ausgegeben.

Da kann der Klub nur das Geld für Spielerkäufe ausgeben, das er vorher durch Verkäufe verdient. Eigentlich. Denn 15 Millionen Euro könnten zumindest dafür sorgen, dass Sportdirektor Michael Zorc im Sommer die Hände nicht komplett gebunden sind.