Gelsenkirchen. Eurofighter Mike Büskens soll bei Schalke 04 so etwas werden wie Hermann Gerland beim FC Bayern - der dauerhafte Co-Trainer. Doch wer wird Chef?
Am Montag nach dem Frühstück saßen die nach dem Tabula-rasa-Sonntag mit fünf Rauswürfen verbliebenen Verantwortlichen des FC Schalke 04 schon wieder zusammen. Gemeinsam schauten sie aufs leere Personal-Tableau. Ein Bundesligaspiel am Freitag steht bevor, ein nicht ganz unwichtiges dazu. Der Vorletzte FSV Mainz 05 kommt (20.30 Uhr/DAZN) – und wenn Schalke tatsächlich noch eine für das Wunder Klassenerhalt benötigte Aufholjagd starten will, dann muss dies am Freitag geschehen. Am Montag leiteten Mike Büskens und Onur Cinel das Training. Sitzen sie gegen Mainz auf der Bank? Kann sein, kann nicht sein. Auf Schalke ändern sich die Dinge schnell.
Büskens hatte Schalke am Sonntag noch abgesagt
Eigentlich hätten sich die Verantwortlichen um Interims-Sportchef Peter Knäbel sowie die Spieler gewünscht, dass U19-Trainer-Idol Norbert Elgert die Trainingsleitung übernimmt. Doch nach kurzer Bedenkzeit sagte Elgert, inzwischen schon 64 Jahre alt, wie schon häufig zuvor ab. Elgert zieht es nicht mehr in den Profifußball.
Mike Büskens (52) hatte am Sonntag ebenfalls schon abgesagt, bevor er am Montag doch einsprang. Ihm wurde zugesichert, auf Dauer Co-Trainer sein zu dürfen, über das Saisonende hinaus. „Er wird im Profileistungszentrum künftig der Anker sein“, sagte Knäbel am Abend. Damit meint er: Büskens wird eine Rolle spielen wie Hermann Gerland beim FC Bayern München. Vorerst hat Büskens sogar die Verantwortung für die Profis – denn Co-Trainer Onur Cinel (35), der schon Manuel Baum und Christian Gross assistierte, ist noch zu unerfahren, um selbst den Chefposten übernehmen zu können.
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Einen Hoffnungsträger auch für die Aufgabe Wiederaufstieg schon jetzt zu verpflichten, wäre ein reizvoller Gedanke. Doch ohne einen neuen Sportchef wollen und können die Schalker diese wichtige Entscheidung nicht treffen. Wer wäre ein geeigneter Trainer-Kandidat?
Tedesco als Favorit vieler Schalke-Fans
Es wird einer kommen, der nicht aus einem Vertrag herausgekauft werden müsste – so viel Geld haben die Schalker, die etwa 240 Millionen Euro Schulden plagen, nicht mehr. Sehr geschätzt werden im Aufsichtsrat Steffen Baumgart (49, aktuell SC Paderborn) und Domenico Tedesco (35, Spartak Moskau), deren Verträge bei ihren aktuellen Klubs am 30. Juni enden.
Baumgarts Charakter würde zu Schalke passen, zudem hat er Zweitliga-Erfahrung und ist bereits einmal in die Bundesliga aufgestiegen. „Es gibt keinen Kontakt zu Schalke. Wir werden sehen, ob es Gespräche gibt“, sagte Baumgart zu Sport1. Tedesco ist ein Favorit vieler Fans, er identifiziert sich noch sehr mit den Königsblauen. Schon bei seinem Abschied im April 2019 wurde eine erneute Zusammenarbeit in der Zukunft nicht ausgeschlossen. Doch nicht der Aufsichtsrat sucht den Trainer aus, sondern der neue Sportchef.
Baumgart und Tedesco sind nicht die einzigen möglichen Kandidaten. Der Kontakt der aktuell Verantwortlichen zu Dimitrios Grammozis (42) ist nie abgerissen. Grammozis war schon einmal heißer Kandidat im Oktober, doch der nun freigestellte Sportchef Jochen Schneider entschied sich für Manuel Baum. Grammozis arbeitete in der 2. Bundesliga erfolgreich für Darmstadt 98, ist aber seit Ende der vergangenen Saison vereinslos. Seine Bewerbung eingereicht hat Michael Boris (45), aktuell Trainer des ungarischen Überraschungsteams MTK Budapest. Boris hat eine Ausstiegsklausel explizit für Schalke. Er steht dem Verein sehr nahe.
Auch eine erfahrene Lösung wäre denkbar. Die Schalker werden die Entwicklungen in Bielefeld sehr genau beobachtet haben: Uwe Neuhaus (61) hat bei Union Berlin, Dynamo Dresden und eben in Bielefeld langfristig erfolgreich gearbeitet, einige Aufstiege gefeiert – und stets offensiven Fußball spielen lassen. Er kommt aus dem Ruhrgebiet. Gut möglich, dass er nun zu einem Kandidaten wird.
Am Freitag trifft Schalke auf Heidel und Mainz
Doch ob Baumgart, Tedesco, Grammozis, Boris, Neuhaus oder ein ganz anderer – wichtig ist es, erst einmal einen Sportchef zu finden. Am Freitag kommt einer zurück, der dies von Juli 2016 bis Februar 2019 auf Schalke war: Christian Heidel. Auch er trägt seine Schuld am Niedergang der Königsblauen. Nun könnte er mit dem FSV Mainz 05 den Abstieg der Schalker beschleunigen.