Düsseldorf. Das DHB-Team schlägt in der EM-Quali Bosnien-Herzegowina 25:21. Trainer Gislason war bei seinem Debüt aber nicht wirklich zufrieden.
Am Vorabend des Spiels hatte Alfred Gislason einen Traum. Es war ein Albtraum. In dem sah sich Gislason als der einzige Beteiligte am EM-Qualifikationsspiel zwischen den deutschen Handballern und Bosnien-Herzegowina, dessen Corona-Test am Morgen positiv ausgefallen war - und der deshalb nicht dabei sein konnte. Doch es war nur ein Traum, Gislason gab am Donnerstag in Düsseldorf sein Debüt als Bundestrainer, auch wenn das 25:21 (9:13) gegen die Bosnier in der EM-Qualifikation alles andere als ein traumhafter Einstand war. „Wir haben noch viel zu tun“, lautete das Fazit des 61-Jährigen.
Uninspiriert im Angriff, lethargisch in der Abwehr
Immerhin brachte Gislason nach dem Ertönen der Schlusssirene den Ansatz eines Lächelns zustande und konnte ein wenig gelöst von seinem Albtraum berichten, denn seine lange Wartezeit hatte ein Ende gefunden, nachdem das Debüt nach einer gefühlten Ewigkeit, nach abgesagten Länderspielen und verschobenen Turnieren nun doch noch nach 273 Tagen im Amt Realität wurde. Gislason: „Dabei lief es nicht so erhofft, sondern so wie befürchtet“.
Mit einem Sieg der deutschen Handballer wurde vorab gerechnet, hatten sich die Bosnier am Donnerstagnachmittag im ISS-Dome doch nur mit einem Torhüter und zehn Feldspielern eingefunden. Darunter ein Rückraum-Oldie, der reaktivierte 40-jährige Nikola Prce. Der Begriff Rumpftruppe mag abschätzig klingen, doch er fasste die Situation im coronagebeutelten bosnischen Lager treffend zusammen. Womit nicht gerechnet werden konnte war allerdings, wie sehr die deutsche Mannschaft den Gegner unterschätzte - und deshalb in der ersten Halbzeit eine indiskutable Leistung zeigte. Während die Gäste mit dem Mut der Verzweiflung aufspielten, zeigten sich Kapitän Uwe Gensheimer und seine Mannschaftskollegen zunächst uninspiriert im Angriff und lethargisch in der Abwehr. Auch Torwart Johannes Bitter bekam kaum einen Ball zu fassen.
Nächster Gegner ist Estland
Es verwunderte wenig, dass die Feinabstimmung noch nicht da war, waren die deutschen Handballer doch seit dem Spiel um Platz fünf bei der EM Ende Januar nicht mehr in einem Länderspiel zuammengekommen. Doch die Zahl an Fehlwürfen, Fehlpässen und zu früh abgeschlossenen Angriffen war erschreckend. „Das waren nicht mal halbe Chancen“, zürnte Trainer Gislason. Nach 15 Minuten hatte das deutsche Team lediglich zwei Tore erzielt, das bosnische sechs. Gislason stand mit verschränkten Armen vor leeren Rängen, konnte nicht fassen, was er da sah. Vor der Halbzeitpause sprach er in einer Auszeit von „Geduld“ und „kämpfen“.
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Immerhin, zu Beginn der zweiten Hälfte setzte sein Team dies um. Gensheimer, Julius Kühn, Finn Lemke und Kai Häfner verkürzten über erfolgreiche Gegenstöße für die Hausherren, Hendrik Pekeler glich in der 37. Minute zum 14:14 aus, Kühn traf kurz darauf zum 15:14 – erste deutsche Führung nach zähen 38 Minuten. Jetzt wurden die Bosnier müde, nahmen sich durch Zwei-Minuten-Strafen selbst den Spielfluss. Und Gislason konnte nun entspannter an der Seitenlinie auf und abgehen, denn als Kühn nach 50 Minuten mit einem seiner Brachial-Würfe aus der Distanz für die Vier-Tore-Führung sorgte, war die Vorentscheidung gefallen. An diesem Sonntag (15.15 Uhr/ZDF) steht das zweite EM-Qualifikationsspiel in Tallinn gegen Estland an. Gislason: „Ich bin froh, dass wir noch dieses zweite Spiel haben.“