München. Vor dem Champions-League-Spiel in Salzburg reagiert Alaba enttäuscht auf das Verhalten der Bayern im Vertrags-Poker. Eine Hintertür gibt es noch.
Eigentlich sollte der Österreicher David Alaba über das Gruppenspiel des FC Bayern in der Champions League bei RB Salzburg an diesem Dienstag (21 Uhr/Sky) sprechen. Doch am Tag davor ging es natürlich vor allem um das just zurückgezogene Vertragsangebot der Münchener für ihren Abwehrchef. „Ich habe es gestern Abend wie alle aus den Nachrichten erfahren“, sagte Alaba und bezeichnete es als „besondere Situation“, nicht persönlich informiert worden zu sein. „Enttäuscht und verletzt“ habe ihn manches im monatelangen Poker um die Verlängerung seines 2021 auslaufenden Vertrages, sagte der 28-Jährige. Vor allem, wie er in der Öffentlichkeit dargestellt worden sei und dass die Chefetage des deutschen Rekordmeisters die kolportierten Gehaltsforderungen nie dementiert habe, um ihn zu schützen. „Ich habe immer wieder betont, dass ich es sehr gern gehabt hätte, dass Internes auch intern bleibt“, sagte Alaba, der seit 2008 für die Münchener spielt.
Süle positiv auf Corona getestet
Alabas Kritik galt auch Herbert Hainers Auftritt in der Sendung Blickpunkt Sport des Bayerischen Rundfunks, in der der Präsident des FC Bayern am Sonntagabend das getilgte Vertragsangebot verkündet hatte. Hansi Flick zeigte sich am Montag ebenfalls „alles andere als glücklich“, sich vor den schweren Spielen in Salzburg und am Samstag in der Liga bei Borussia Dortmund (18.30 Uhr/Sky) mit dem Aufreger-Thema befassen zu müssen.
Auch interessant
Hinzu kam als Ärgernis für den Trainer, dass Niklas Süle positiv auf das Coronavirus getestet worden ist und vorerst ausfallen wird. Doch natürlich ging es vor allem um Alaba. Flick wiederholte seinen Wunsch, dass ihm sein Abwehrchef über den Sommer hinaus erhalten bleiben möge. „Es wird sich zeigen, wie es weitergeht“, sagte Alaba etwas ratlos. Er habe jedenfalls mit keinem anderen Verein Kontakt und spiele „sehr, sehr gerne“ für den FC Bayern. „Ich fühle mich hier wohl und bin happy“, sagte er.
Berater verscherzt es sich mit Bossen
Bei Hainer hatte es sehr nach einer bevorstehenden Trennung geklungen, zumal er ankündigte, man kümmere sich nun um Ersatz. Man wolle bis „Ende Oktober Klarheit haben“, habe man Alabas Berater Pinhas Zahavi, 77, nach der dritten ergebnislosen Verhandlungsrunde zuletzt mitgeteilt. Die letzte Offerte soll sich auf 12 Millionen Euro Grundgehalt und bis zu 6 Millionen Euro an Prämien belaufen haben, darüber hinaus sei sie von zunächst vier auf fünf Vertragsjahre erweitert worden, heißt es.
Auch interessant
Womöglich stellte das Zahavi auch das nicht zufrieden, weil er Robert Lewandowski (32) ebenfalls berät und weiß, was der Stürmer als Topverdiener erhält. Äußerungen der Münchener zufolge soll sich dessen Gehalt auf rund 20 Millionen Euro belaufen, dem Vernehmen nach könnte es auch höher liegen. Alabas Salär sollte in ähnliche Sphären stoßen. Offenbar empfanden die Bayern auch das von Zahavi angestrebte Beraterhonorar als Zumutung inmitten der auch wirtschaftlich belastenden Pandemie. Zahavi sprach von einem marktüblichen Honorar, nachdem ihn Ehrenpräsident Uli Hoeneß im September als „geldgierigen Piranha“ bezeichnet hatte. Ähnlich fühlt sich Alaba dargestellt. Das Unverständnis der Fans könne er „nachvollziehen“, sagte er nun, jedenfalls auf Grundlage jener kolportierten Zahlen, die ihm zufolge nicht stimmen.
Ein letztes Hintertürchen bleibt
Alaba hatte mehrfach anklingen gelassen, bleiben zu wollen. Andererseits soll er durchaus mit einem Wechsel liebäugeln, vorzugsweise zu Real Madrid oder dem FC Barcelona. Ausgeschlossen scheint eine weitere spektakuläre Wende aber nicht zu sein. Ein kleines Hintertürchen ließ Hainer offen. Hinzufügen wolle er noch, sagte der Präsident, „dass wir David unheimlich schätzen, er ist ein liebenswerter Kerl, er ist Publikumsliebling, er ist ein Eigengewächs des FC Bayern München, und deswegen würden wir es auch so bedauern, wenn wir getrennte Wege am Ende der Saison gehen müssen.“ Fortsetzung folgt.