Silverstone. Nico Hülkenberg steigt wieder ins Formel-1-Auto. Nach dem positiven Corona-Test bei Racing-Point-Fahrer Sergio Perez übernimmt der Deutsche.
Der Anruf von Teamchef Szafnauer kam am Donnerstag, einen Tag vor Nico Hülkenbergs erster Ausfahrt im Racing Point. „Ich war auf dem Weg zum Nürburgring für ein anderes Rennprojekt“, sagte Hülkenberg: „Das ist weniger als 24 Stunden her, daher fühlt es sich für mich jetzt etwas surreal an, aber ich mag eine gute Herausforderung, und dies ist sicherlich eine.
Der „Hulk“ wird an diesem und am nächsten Formel-1-Wochenende in Silverstone anstelle des positiv auf Corona getesteten Mexikaners Sergio Perez im Racing Point sitzen - einem der aktuell stärksten Autos im Feld. Der 33-Jährige steuert neben Teameigner-Sohn Lance Stroll (Kanada) den zweiten „Pink Panther“ in der Heimat des britischen Motorsports.
Hülkenberg muss ins kalte Wasser springen
Es sei „offensichtlich eine schwierige Situation für Racing Point und Checo (Perez, d. Red.)“, sagte Hülkenberg: „Er ist ein Kumpel von mir, mein alter Teamkollege, und ich wünsche ihm eine baldige Genesung. Ich werde einspringen und versuchen, für das Team das Beste zu geben.“
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Es sei nicht so einfach gewesen, in der Kürze der Zeit einen Ersatz für Perez zu finden, sagte Teamchef Szafnauer, aber „jetzt haben wir die beste Lösung. Nico ist ein fantastischer Fahrer, der das Team bestens kennt. Er muss ein bisschen ins kalte Wasser springen, aber das wird er locker schaffen.
Perez entschuldigte sich derweil via Twitter und sprach vom „traurigsten Tag meiner Karriere“. Er habe alle Sicherheitsmaßnahmen befolgt, als er mit Erlaubnis der Formel 1 und seines Teams nach dem Rennen in Ungarn zu seiner bei einem Unfall schwer verletzten Mutter nach Mexiko geflogen war. „Ich habe alles getan, was nötig war, ich weiß nicht, wie es zu diesem Testergebnis kommen konnte“, sagte ein extrem niedergeschlagener Perez
Nun also Hülkenberg, dem sich im Racing Point eine riesengroße Chance bietet. Ende 2019 war „Hulk“ von Renault ausgemustert worden, 177 Rennen ohne einen einzigen Podestplatz stehen bislang für ihn zu Buche, ein Rekord, auf den er liebend gerne verzichten würde.
Keine Chance mehr bei Renault
Dabei haftet ihm keineswegs das Image des Hinterherfahrers an, im Gegenteil, er galt stets als einer der Talentiertesten im Feld. Doch wann immer sich die Chance auf etwas Größeres auftat, wurde sie durch Pech, unglückliche Entscheidungen oder eigene Fehler vertan
Keine Chance mehr hatte er am Ende bei Renault. Seit 2017 war er Aufbauhelfer der Franzosen, die sich aber nach wie vor schwer tun, zu den Topteams aufzuschließen. Nach einer eher durchwachsenen Saison 2019 musste Hülkenberg sein Cockpit für den jungen Franzosen Esteban Ocon räumen.
Was dem „Hulk“ wohl nie aus dem Kopf gehen wird, ist ein Tag im November 2012. Beim Großen Preis von Brasilien führte er im Force India das Rennen an, der Vorsprung auf Platz vier war zwischendurch riesig, doch dann machte ein Safety Car alles zunichte. An diesem Tag hätte nicht nur die Hatz nach dem ersten Podest enden können. „Vielleicht“, sagte Hülkenberg später, „Wäre dann alles anders gelaufen.“ Vielleicht läuft es ja jetzt anders. (sid)