München. Bayern-Trainer Flick will die Champions League und das Triple gewinnen. Doch Personaldebatten und Pavards Verletzung stören den Trainingsauftakt.
Hansi Flick kam in einem roten Polohemd, dessen Signalfarbe wie ein bewusst gesetztes Zeichen wirkte. In diesen Eindruck fügten sich am Sonntag beim FC Bayern auch die Aussagen des Trainers. Es komme gerade jetzt auf „Qualität, Konzentration und Intensität“ an, sagte Flick, trotz all des Lobs für seine Spieler nach der ersten Trainingswoche in der Vorbereitung auf die Champions League.
Derzeit gehe es einzig um das Rückspiel im Achtelfinale gegen den FC Chelsea am 8. August, so Flick. Im Hinspiel hatten die Münchner mit ihrem 3:0-Auswärtssieg die Zulassung fürs Turnier in Lissabon (12. bis 23. August) schon so gut erworben, auf das sie sich in Portugal vorbereiten würden. Vorsichtshalber mahnte Flick dennoch. „Das wichtigste Ziel“ sei, ins Viertelfinale einzuziehen, erinnerte er.
Flick schwört seine Bayern ein
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Es war ein Auftritt, bei dem Flick mit Hymnen auf seine Belegschaft und dem Hinweis, dass allein die nächste Aufgabe wichtig sei, seiner Linie treu blieb. Neu war nun aber die Vehemenz, mit der Flick den Ton für die weitere Vorbereitung aufs große Ziel in der Champions League setzte. Bestenfalls soll ja das Triple folgen, und Flick ist anzumerken, dass ihm die vielen Störgeräusche durch die Transferdebatten um mehrere Spieler sehr ungelegen kommen.
Das liegt auch daran, dass die Wechselperiode in diesem Sommer wegen Corona mitten hinein fällt in die laufende Champions League. Besonders intern ist Flick deshalb auch als Moderator gefragt. Öffentlich erinnerte er lieber mehrfach an jenes Thema, das für ihn schon von Amts wegen derzeit das wichtigste beim FC Bayern sein sollte.
Die „Pflichtaufgaben“, die Titel in Meisterschaft und Pokal, habe man hervorragend bewältigt, sagte Flick, „jetzt gilt es, das Besondere zu machen.“ Hinzudenken ließ sich: Jeder, auch potenzielle Abgänge, müssen sich voll darauf konzentrieren, wenn es etwas werden soll mit dem erhofften Gewinn der Champions League und damit dem zweiten Triple des Vereins nach 2013.
Seine Mannschaft hatte er darauf bereits am Vormittag beim ersten kompletten Teamtraining in einem Kreis eingeschworen. Flick, das strahlte er in jedem Moment aus, will die Chance unbedingt nutzen, die sich in Europas Eliteliga eröffnet. Zumal Flick die Chance als recht groß einschätzt.
Coman-Abgang durch Sané-Wechsel wahrscheinlicher
Wären da nicht diese Störgeräusche. Der Abgang von Thiago Alcántara, 29, womöglich zum FC Liverpool, gilt als wahrscheinlich, das hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag verdeutlicht. Im Vertrags- und Gehaltspoker mit Abwehrchef David Alaba, 28, auch nur bis 2021 gebunden, hoffen sie noch auf eine Einigung, und diese scheint weiterhin näher zu liegen als ein Abschied.
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Als fast ausgeschlossen gilt ein solcher bei Flügelspieler Kingsley Coman, 24, dessen Vertrag bis 2023 läuft. Das offenbar verstärkte Werben von Manchester United ist weniger das Problem, sondern eher, dass sie in München schon länger wissen, dass sich der Franzose einen Ortswechsel nach Leroy Sanés Verpflichtung, dessen Form nach seinem Kreubandriss noch etwas unklar ist, gut vorstellen könnte.
Pavard-Situation unklar
Deutlich offener ist der Verbleib des Innenverteidigers Jérôme Boateng, 31, ein Jahr vorm Vertragsende. Zumal sein Konkurrent Niklas Süle schon am Freitag im Test gegen Olympique Marseille zu seinem Comeback kommen könnte. Flick würde Boateng gerne halten, Rummenigge ließ aber wegen der Aussicht auf eine Ablöse anklingen, dass dieser bei einem passenden Angebot gehen könne. Das gilt umso mehr für Ersatztorwart Sven Ulreich, 31, nach der Verpflichtung von Alexander Nübel, 23, und Mittelfeldspieler Javier Martínez, 31 (beide Vertrag bis 2021).
Zu den störenden Debatten hinzu kam die Fußverletzung von Rechtsverteidiger Benjamin Pavard, eine Diagnose und Ausfalldauer nannte Flick nicht. Der Franzose, der hinter Kapitän Manuel Neuer und Mittelfeldchef Joshua Kimmich die drittmeisten Einsatzminuten aufzuweisen hat, erlitt eine Bandverletzung an der linken Fußwurzel. Beinahe unwirsch klang Flick, als es wegen der vielen Fragezeichen im Kader um die kommende Saison ging, die kurz nach der Champions League beginnt. „Wie das Ganze aussieht, wissen wir alle noch nicht. Deswegen bin ich auch gespannt, wie das alles so läuft“, sagte Flick leicht genervt.