München. Der FC Bayern startet in die Vorbereitungen auf das Champions-League-Finalturnier. Niklas Süle ist nach ausgeheiltem Kreuzbandriss wieder dabei.
Gespielt hatte Niklas Süle nicht, einen Zweikampf gewann er dennoch. Seinen Arm legte der Innenverteidiger des FC Bayern über die Schulter von Philippe Coutinho, und ehe sich der kleine Brasilianer versah, steckte er in Süles Schwitzkasten. Es war jedoch kein Zweikampf auf dem Platz, als sich Süle den Kollegen schnappte und unter seinem massigen Körper vergrub.
Vielmehr gehörte das ungleiche Duell zu den Bildern der Feierlichkeiten nach dem Pokalfinale in Berlin, das die Münchener wie die Meisterschaft gewannen. Süles Anteil am Double fiel überschaubar aus, was seiner Laune aber keinen Abbruch tat. Das lag auch daran, dass er am Abend des 4. Juli schon wusste, bald auch wieder für Zweikämpfe im Wettkampf infrage zu kommen – nach einem langen Weg zurück.
Bayerns Triple-Mission
Am 19. Oktober hatte sich Süle während des Spiels beim FC Augsburg (2:2) in einem Sprint ohne gegnerische Einwirkung die schwere Verletzung zugezogen, das vordere Kreuzband im linken Knie war gerissen. Nach 2014 bereits zum zweiten Mal, was die Sorgen um den Nationalspieler nach der Operation besonders groß werden ließen.
An diesem Montag aber ist Süle wieder voll dabei, wenn der deutsche Fußball-Rekordmeister nach einem 15-tägigen Kurzurlaub wieder mit der Vorbereitung beginnt. Der Auftrag ist klar: Der FC Bayern will eine verrückte Geister-Saison nach Meisterschaft und Pokalsieg am 23. August in Lissabon noch mit dem Triumph in der Champions League krönen.
Vorbereitung mit Ex-Schalker Sané
Der 24 Jahre alte Süle ist wieder zu einer Option für Trainer Hansi Flick geworden. Pünktlich zum Saisonhöhepunkt mit dem Rückspiel im Achtelfinale der Champions League daheim gegen den FC Chelsea (8. August) und dem anschließenden Turnier in Lissabon (ab dem 12. August), wenn es für die Bayern um das zweite Triple der Vereinsgeschichte nach 2013 gehen soll. Dass sie die Reise in Portugals Hauptstadt antreten werden, steht nach dem 3:0-Sieg am 25. Februar in London im Hinspiel des Achtelfinals so gut wie fest. Und ebenso, dass Süle mitfliegen wird nach Lissabon.
Wenn die Kollegen am Montag mit Corona-Tests und sogenannten Cyber-Einheiten wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren, liegt hinter Süle bereits eine individuelle Vorbereitung zusammen mit Ex-Schalker Leroy Sané, der ebenfalls einen Kreuzbandriss hinter sich hat. Der Zugang von Manchester City ist für die Champions League allerdings noch nicht startberechtigt.
Dem FC Bayern zu Titeln verhelfen
Auf eigenen Wunsch hatte Süle auf Urlaub verzichtet, um seine Fitness nach der Zwangspause weiter zu verbessern. Nebenbei überzeugte er dabei auch als Filigrantechniker, als er dem hochbegabten Sané beim Fußball-Tennis keine Chance ließ. Vor allem aber scheint Süles Knie keine Probleme mehr zu bereiten.
Den Bayern wieder aktiv zu Titeln zu verhelfen, ist nun Süles Ziel. „Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich wichtige Zeit in der Reha gewonnen habe“, sagte der Abwehrmann über die für ihn zumindest punktuellen Vorteile der Pandemie. Mit jeder Einheit stieg die Zuversicht, künftig wieder seinen Stammplatz in der Münchener Viererkette zurückzuerobern.
Hohe Ansprüche an sich selbst
„Ich bin hundertprozentig der Meinung, dass ich nach der Reha gestärkt wieder zurückkomme. Ich werde zwar meine Zeit brauchen, aber ich zweifle nicht“, sagte er. Mehr noch: „Ich möchte in den nächsten zwei, drei Jahren den nächsten großen Schritt machen. Und wenn die Leute dann sagen, ich gehöre zu den Besten der Welt, freue ich mich.“
Sein Ziel, „einer der besten Innenverteidiger der Welt“ zu werden, dürfte er erst mittelfristig angehen können. Vorerst ist damit zu rechnen, dass Flick weiter David Alaba und Jerome Boateng als Innenverteidiger-Duo vertraut. Gegen Chelsea und dann voraussichtlich in Lissabon reicht es für Süle aber vielleicht mal zu Kurzeinsätzen. Für Zweikämpfe bei etwaigen Feierlichkeiten ist er indes natürlich gesetzt.