Madrid. Zinédine Zidane führt Real Madrid mit bewährten Stars zum Titel. Effektivität statt Glamour: Das Team behauptet sich mit stabiler Defensive.
Es war keine normale Meisterschaft, natürlich nicht. Während die Spieler von Real Madrid durch ein 2:1 gegen Villarreal den 34. Ligatitel der Klubgeschichte sicherten, erinnerte auf der leeren Tribüne von Reals kleiner Zweitarena ein Transparent mit schwarzer Schleife an die mehr als 28.000 Corona-Toten Spaniens. Die Fans hatte der Klub schon vorher aufgefordert, nicht wie üblich zur Titelparty an den zentralen Kybele-Brunnen zu ziehen. Am Ende banden dort nur zwei Stadtmitarbeiter eine Real-Fahne um den Hals der Göttin, und die Mannschaft feierte allein in ihrem Trakt auf dem Trainingsgelände. Mit Burger und Pommes, wie ein Foto von Toni Kroos verriet.
Statistik spricht eine klare Sprache
„Wir sind sehr glücklich, die Liga war das Ziel zu Saisonbeginn“, erklärte der Deutsche dazu im Vereins-TV. „Wir haben nicht immer gut gespielt, aber immer als Mannschaft. Die wenigen Gegentore sind ein Zeichen dafür.“ In der Tat fehlte Real in dieser Saison der Glamour – dafür war es unverschämt solide. Die Statistik spricht eine klare Sprache: Weniger Tore (68 vor dem letzten Spieltag) schoss ein spanischer Meister zuletzt vor 13 Jahren. Dafür liegt Real mit derzeit 23 Gegentoren auf Kurs, die beste Defensive seit 1987/88 zu stellen.
Wie gegen Villarreal verliefen viele Partien: Real spielte nicht viele Großchancen heraus, bestimmte aber das Geschehen. Vor dem zweiten Tor half zudem wie oft in den ausnahmslos gewonnenen Partien nach dem Wiederbeginn das Schiedsrichterglück. Abwehrchef Sergio Ramos bekam einen strittigen Elfmeter, und Real durfte den Strafstoß noch mal wiederholen, als es die Kopie eines alten Tricks von Johan Cruyff vermasselt hatte: Ramos tippte den Ball nur an, Karim Benzema schoss ein, aber er war zu früh in den Strafraum gelaufen. Im zweiten Versuch verwandelte der Franzose klassisch. Auch das erste Tor hatte er erzielt. Der 32-Jährige war der wertvollste Spieler Reals, vielleicht der ganzen Liga, für Präsident Florentino Pérez gar der Welt: „Er müsste den Goldenen Ball bekommen.“ Der Mittelstürmer, seit elf Jahren im Klub, zeigte im zweiten Jahr nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo, dass auch er eine Angriffsreihe führen kann.
Messi übt Kritik am FC Barcelona
Mit 21 Treffern konkurriert er zum Abschluss am Sonntag nun mit einem Lionel Messi (23) um die Torjägerkrone, der in Barcelona allerdings gerade dringendere Probleme hat – nachdem er die eigene Mannschaft „sehr durchschnittlich, sehr anfällig“ nannte und damit den angeschlagenen Trainer Quique Setién weiter infrage stellte. Vorangegangen war ein 1:2 gegen Osasuna.
Acht der letzten elf Meisterschaften hatte Barcelona gewonnen, diesmal schaffte Real nach 17 und 19 Punkten Rückstand in den beiden letzten Spielzeiten den Turnaround. Der ist eng mit Trainer Zinédine Zidane verbunden. Trotz allgemeiner Umbruchsforderungen setzte er stoisch auf die alten Helden des Champions-League-Triples von 2016 bis 2018. Carvajal, Ramos, Varane und Marcelo in der Abwehr. Casemiro, Kroos und Modric im Mittelfeld. Benzema im Sturm. Nur für Gareth Bale fand er keine Verwendung mehr.
Real-Kapitän Ramos huldigt Zidane
Aber auch Reals 300 Millionen Euro schwere Einkaufsoffensive verpuffte. Halbwegs regelmäßig spielten nur der Belgier Eden Hazard und Linksverteidiger Ferland Mendy. Neue Dynamik für das Mittelfeld fand Zidane dafür mit dem Uruguayer Fede Valverde im eigenen Nachwuchs.
„Wir glauben an ihn“, huldigte Kapitän Ramos dem Coach. „Was er auch anfasst, er tut es mit der Hand des Heiligen.“ Wie für Kroos war es auch für den Trainer die zweite Meisterschaft nach 2017, und wie Zidane immer betont hat, bedeutet ihm der Titel in der Liga mehr als jeder Champions-League-Sieg. „In beruflicher Hinsicht ist das einer der größten Tage meines Lebens“, sagte der Franzose. Für das allumfassende Glück müssen sich dann erst wieder die Zeiten ändern.