Essen. Die Fußball-Bundesliga steht in der Corona-Krise vor dem Neustart. Aber ist der wirklich eine gute Idee? Ein Kommentar.

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit den Ministerpräsidenten wirklich – wie erwartet wird – ihr Einverständnis zum Neustart des Bundesliga-Spielbetriebs gibt, wird dann alles gut für den Fußball?

Die unmittelbare Bedrohung scheint abgewendet

Klubs und Liga-Organisationen werden es so sehen, weil die unmittelbare Bedrohung der Existenz der Spitzenklubs vorerst abgewendet scheint: Tradition und Arbeitsplätze blieben erhalten. Dennoch stellt sich die Frage, ob dem Fußball der Erfolg beim Trommeln in eigener Sache langfristig wirklich hilft. Die Stimmung scheint gespalten im Land. Gab es schon vor Corona Fußball-Fans und diejenigen, die dem Sport gleichgültig bis kritisch gegenüberstanden, hat sich die Waagschale in diesen Tagen verschoben: Auch viele derer, die sich als Fans bezeichnen, bringen kaum Verständnis für die Bevorzugung des Fußballs auf.

Die Außenwirkung ist gelegentlich desaströs

Selbst wenn die Bundesliga mit Billigung der Politik, die in diesen Tagen allseits ermutigende Lockerungssignale aussendet, bald wieder spielen darf, könnte sie sich einen Image-Schaden zufügen, der den Profi-Fußball langfristig teuer zu stehen kommt, weil nicht abzusehen ist, wie nachtragend die Zuschauer sind. Auch unter dem Eindruck des desaströsen Videos des Hertha-Profis Salomon Kalou bemüht sich die DFL daher, den Nachrichtenfluss schnell noch unter Kontrolle zu bringen. Möglicherweise zu spät: Dass Klubs jetzt beispielsweise nicht mehr einzeln Corona-Fälle melden sollen, ist vermutlich taktisch klug, wirkt aber nicht souverän.

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Signale, dass die Beteiligten die Brisanz der aufgeheizten Stimmung immerhin erkennen, senden die zuletzt ungewöhnlich demütigen, selbstkritischen Auftritte von Funktionären und Klub-Bossen.

Bleibt nur die Frage, wie schnell Fan-Wut beziehungsweise Klub-Demut vergessen sind, wenn der Ball erst wieder rollt.