Essen. Der militärische Salut türkischer Spieler beim Fußball-Länderspiel offenbart ein altes, neues Problem des Sports. Ein Kommentar.

Wenn sich Athleten aus verschiedenen Regionen der Welt zum ehrgeizigen, fairen und fröhlichen Wettstreit treffen, gefeiert von Zehntausenden Zuschauern, die die Vertreter ihrer Nationen enthusiastisch anfeuern, können Sternstunden des Sports, gar kleine Glanzlichter menschlichen Zusammenlebens entstehen.

Sport als Mittel der Politik

Die Realität sieht oft anders aus. Der Sport ist weltanschaulich keine Avantgarde, er ist bloße Projektionsfläche gesellschaftlich vorherrschender Geisteshaltungen. In Zeiten des Kalten Krieges beispielsweise trugen die Systeme ihre Konflikte oft stellvertretend in den Sportarenen aus. In Mittelamerika wurde ein Fußballspiel zwischen Honduras und El Salvador 1969 gar zum Kriegsgrund. Bis heute zeigen sich Menschen, aufgepeitscht von Gruppendynamik und emotionalem Wettkampf, im Stadion nicht immer von ihrer besten Seite.

Keine Überraschung in den Stadien

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Wer sich über den Nationalismus türkischer Fußballprofis wundert, die mit militärischem Salut kriegsführenden Soldaten feiern, müsste – auch ohne in die Vergangenheit zurückblicken – sich ehrlicherweise eingestehen, dass er zuvor nicht genau hingeschaut hatte. Das gilt gleichermaßen für den Rassismus bulgarischer Fußballfans beim Länderspiel gegen England.

Andere Länder, andere Sitten?

Nationalstolz ist aus dem Sport kaum wegzudenken. Anhänger, die Hymnen schmettern, die sich Landesfarben auf ihre Wangen schminken. Klubs, die emotional Veteranen ehren. Menschen feiern ihre Nation unterschiedlich – andere Länder, andere Sitten eben.

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So weit so gut? Eher nicht. Derzeit erheben sich selbst in urdemokratischen Ländern nationalistische Politiker, die Angst, Rassismus und Hass auf alles Fremde schüren und damit beängstigend erfolgreich sind. Und das wird auch für den Sport zum Problem.