München. In der Champions League empfängt der FC Bayern am Mittwoch Roter Stern Belgrad. Dabei könnte der schon abgeschriebene Ex-Weltmeister spielen.
Zu behaupten, Jerome Boateng friste seit einiger Zeit ein unauffälliges Dasein beim FC Bayern, wäre Wahrheit und Verfälschung zugleich. Sportlich stimmt es ja durchaus, dass der Innenverteidiger in den vergangenen Monaten eher nicht für Aufsehen gesorgt hat, was schon allein daran lag, dass er von Trainer Niko Kovac kaum Gelegenheit dazu bekam. Dennoch zog Boateng viel Aufmerksamkeit auf sich, allerdings vor allem mit Lifestyle-Aktivitäten, die den Nachteil hatten, dass sie seinen sportlichen Stellenwert weiter minderten, jedenfalls aus Sicht der Entscheider.
Bayern-Präsident Hoeneß empfahl Boateng Wechsel
„Dem würde ich empfehlen, den Verein zu verlassen. Ich glaube, er braucht eine neue Herausforderung“, rief ihm Präsident Uli Hoeneß trotz des Vertrages bis 2021 auf der Double-Feier im Mai nach, „im Moment wirkt er wie ein Fremdkörper.“ Das muss man erst einmal hinbekommen: Keine Rolle mehr zu spielen und trotzdem in aller Munde zu sein. Ein Wechsel kam jedoch nicht zustande, auch nicht zu Juventus Turin, das kurz vor Transferschluss Interesse anmeldete, dieses aber rasch zurückzog.
Neuer will "mindestens ins Halbfinale"
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An diesem Mittwoch startet der FC Bayern gegen das international eher zweitklassige Roter Stern Belgrad in die neue Saison der Champions League (21 Uhr/Sky), und eine der spannenden Fragen zum Auftakt ist, wie sehr das Schicksal des unauffällig auffälligen Boateng dabei mit dem des Trainers verknüpft sein wird. Das Aus im Achtelfinale der Vorsaison gegen den späteren Titelgewinner FC Liverpool haben sie in München ja noch immer nicht ganz verwunden. Vor allem wegen des Rückspiels (1:3), nach dem Kovac eine zu mutlose Taktik vorgeworfen worden war. „Wir wollen den Henkelpott wieder holen und werden alles dafür tun. Wir wollen mindestens ins Halbfinale“, sagte Kapitän Manuel Neuer und ließ anklingen, dass er und seine Kollegen sogar den Titel anpeilen.
Gegen Leipzig in der Startelf
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Mit Boateng hatte das zuletzt frühe Aus nichts zu tun, er saß im März 90 Minuten auf der Bank. Zum 0:0 im Hinspiel war er wegen eines Magen-Darm-Infekts gar nicht mitgereist. Das machte aber nur insofern einen Unterschied, dass er sich auf seine Laufwege zwischen Bett oder Sofa und Toilette in München konzentrieren musste, statt in einem Liverpooler Hotelzimmer oder gar zwischen Bank und Stadion-WC. Nun könnte es allerdings gut sein, dass es wieder um seine Laufwege auf dem Platz geht. Wie beim 1:1 am Samstag bei RB Leipzig, als Boateng kurzfristig in die Startelf gerutscht war, weil sich David Alaba beim Aufwärmen einen Muskelfaserriss in den Adduktoren zugezogen hatte.
Seite an Seite mit Süle?
Weil Linksverteidiger Alaba laut Kovac „zwei, maximal drei Wochen“ ausfallen wird, eröffnet sich für Boateng plötzlich die Chance, wieder regelmäßig zum Einsatz zu kommen. Es gilt jedenfalls als mögliche Variante, dass der Weltmeister von 2014 gegen Belgrad wie in Leipzig neben Niklas Süle verteidigt und Lucas Hernández erneut Alabas Part übernimmt, auf der der Franzose „Weltmeister geworden ist“, wie Kovac am Dienstag erinnerte. Denkbar ist auch, dass Benjamin Pavard von hinten rechts nach innen einrückt. In diesem Fall hätte Boateng das Nachsehen, trotz seiner starken Spieleröffnungen und insgesamt souveränen 90 Minuten in Leipzig.