Essen. Marc-André ter Stegen ist unzufrieden mit seiner Reservistenrolle. Lehmann, Hitzfeld und Bundestorwarttrainer Köpke zeigen Verständnis.
Der ehemalige Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann sieht im Dauerduell zwischen Manuel Neuer und seinem Konkurrenten Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona den Kapitän von Bayern München in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vorne. „Wenn beide einhundert Prozent spielen, dann ist Neuer besser. Er hat halt alles und ist komplett“, sagte der 49-Jährige bei Sky90.
Dem ehemaligen England-Legionär vom FC Arsenal gefällt Neuers „leicht arrogante“ Art: „Er bestätigt das auch auf dem Platz und hat daher alle Argumente weiterzuspielen.“
Ter Stegen hatte sich zuletzt in Spanien über seine Reservistenrolle in den EM-Qualifikationsspielen gegen die Niederlande (2:4) und in Nordirland (2:0) beklagt. Neuer hatte die Beschwerden des Ex-Gladbachers am Samstag nach dem 1:1 in Leipzig zurückgewiesen.
Hitzfeld: Neuer hat es bewiesen
Lehmann hat jedoch kein Problem mit den offensiven Äußerungen von ter Stegen. „Ich finde eigentlich ganz gut, dass er das gesagt hat“, betonte der Ex-Dortmunder, „ich finde es prinzipiell gut, wenn Spieler Ansprüche äußern, spielen zu wollen.“
Aus Sicht des früheren Erfolgstrainers Ottmar Hitzfeld ist die Reaktion von ter Stegen nachvollziehbar. "Das ist bitter für ter Stegen, dass er in seiner Generation Manuel Neuer hat“, sagte der 70-Jährige am Montag. „Dass Jogi Löw an Neuer festhält, ist ein logischer Schritt. Man darf ter Stegens Kritik nicht überbewerten. Das ist eine menschliche Reaktion.“
Hitzfeld weiter: „Wir müssen froh sein, dass wir Neuer und ter Stegen haben. Für Jogi Löw ist es ein Privileg, über zwei Welttorhüter zu verfügen“, sagte der frühere Dortmunder Trainer. „Neuer ist der Stammtorhüter. Er hat es bewiesen, Löw konnte sich immer auf ihn verlassen.“
Köpke: Nichts unter die Gürtellinie gegangen
Auch Bundestorwarttrainer Andreas Köpke reagiert gelassen auf die Äußerungen von ter Stegen.. Er habe „kein Problem“ damit, „denn da ist nichts unter die Gürtellinie gegangen“, sagte der 57-Jährige der Zeitung Die Welt.
EM 2020 im Blick
Er könne „die Unzufriedenheit von Marc-Andre verstehen. Aber es ist nun mal eine Position, auf der wir stark besetzt sind und man leider nicht jedem Torhüter gerecht werden kann“, ergänzte Köpke, Assistent von Bundestrainer Joachim Löw. Bernd Leno und Kevin Trapp seien in ihren Vereinen auch die Nummer eins und würden international spielen. „Wichtig ist“, so Köpke, „dass Respekt da ist und wir im Hinblick auf die EM 2020 eine Mannschaft formen, die eng zusammensteht“. (fs/sid/dpa)