Borissow. Deutschland hat mit 2:0 gegen Weißrussland gewonnen. Es war ein nüchterner Abend, der große Glanz fehlte. Aber da war ja noch Manuel Neuer.
Als Manuel Neuer den schwülen Kabinentrakt der Arena in Borissow hinter sich ließ, hinaus trat in die laue Sommerluft, da schrien die wartenden weißrussischen Fans noch etwas lauter als bei seinen Mitspielern. Zum einen weil sie den Torhüter, den Kapitän der Nationalmannschaft, auch in Weißrussland für seine Paraden bewundern. Zum anderen weil sie zuvor bestaunen konnten, dass der 33-Jährige auch mit dem Ball bewundernswerte Dinge anstellen kann.
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Im Grunde sorgte Neuer beim 2:0 (1:0)-Erfolg in der EM-Qualifikation gegen den Außenseiter aus dem Osten Europas für die einzige Szene, die im Gedächtnis haften wird. In der 32. Minute eilte er aus seinem Tor, eroberte den Ball fast an der Eckfahne gegen den Weißrussen Kowalew, verharrte, tänzelte. Erste Körpertäuschung, zweite Körpertäuschung. Erst dann folgte der Pass.
„Das war echt mutig, bei dem Spielstand“
„Ich hatte überhaupt keine direkte Anspielmöglichkeit. Das hat sich dann einfach so ergeben, das war nicht geplant“, erklärte Neuer nach der Partie nüchtern. So als wäre es ganz normal, dass ein Torhüter seinen Gegenspieler wie ein Torero über den Rasen zieht. Da brauchte es schon andere, die das Besondere an dieser Szene herausstellten.
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„Er ist so kreativ. Man sieht, dass er Selbstvertrauen hat, dass er Bock hat zu spielen. Er könnte bei uns auch auf der Sechs oder weiter vorne spielen“, betonte Joshua Kimmich. „Wir wissen, dass er fußballerisch einiges drauf hat. Er hat in dieser Situation ja auch noch den richtigen Pass gespielt“, ergänzte Marco Reus. Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff überlegte sogar, ob Neuer etwas Langeweile gehabt habe. „Das war echt mutig bei diesem Spielstand“, meinte Bierhoff. „Aber er kann das schon richtig einschätzen. Deswegen war es ne tolle Aktion.“
Ansonsten verliefen die 90 Minuten nämlich weitestgehend unspektakulär. Leroy Sané (13.) und Marco Reus (62.) erzielten die beiden Tore. Deutschland wusste phasenweise zu gefallen, phasenweise fehlte es auch an Rasanz. Es war ein souveräner, aber auch ein dröger Auftritt – wäre da nicht das kleine Tänzchen von Manuel Neuer gewesen. Er habe nun mal viel von seinen Mitspielern gelernt, erklärte dieser. „Da konnte ich mir was abschauen.“ Dabei hätte es diesem Abend gutgetan, wenn sich diesmal die Offensive der Deutschen an ihrem Torhüter orientiert hätte.