Porto. . Feuchtfröhlich feierten englische Fußballfans zuletzt ihre Mannschaft. Vor dem Spiel gegen die Niederlande meint Trainer Southgate: Benehmt euch!

Zur Einstimmung auf die Finalrunde der Nations League in Portugal hat der englische Verband, die FA, ein kurzes Video auf den Markt gebracht. Am Ende ist Nationaltrainer Gareth Southgate zu sehen, im weißen Hemd vor schwarzem Hintergrund. Fast staatstragend sagt er: „Du bist Teil unserer Mannschaft. Mach das Land stolz!” Es ist nichts Neues, dass vor großen (oder in diesem Fall: kleinen) Turnieren an die Ehre der Spieler appelliert wird. Das Besondere an diesem Video ist allerdings, dass es gar nicht um die Mannschaft geht. Es richtet sich an die englischen Fans.

Der Verband hat sich zuletzt mehrfach für seine reisefreudigen und trinkfesten Anhänger geschämt, weil einige von ihnen bei Auswärtstouren über die Stränge geschlagen sind, zum Beispiel in Amsterdam im März 2018 oder in Sevilla im Oktober. Es gab keine Ausschreitungen, eher stört sich die FA (und die englische Öffentlichkeit) an einer Mentalität wie beim Junggesellenabschied oder am Ballermann. Auch rassistische Untertöne werden beklagt. Deshalb appelliert der Verband an sein Publikum vor dem Turnier in Portugal, bei dem die Mannschaft heute (20.45 Uhr/DAZN) im Halbfinale in Guimarães auf die Niederlande trifft. Wie erfolgreich der Appell ist, lässt sich schwer abschätzen.

18.000 Engländer in Portugal

Die Nations League ist für Englands Fans eine Art Ersatz-WM, weil viele von ihnen im vergangenen Jahr nicht in Russland waren, auch wegen der angespannten Lage zwischen den beiden Ländern und der Angst vor den heimischen Hooligans. In Portugal werden bis zu 18.000 Engländer erwartet. Schon am Dienstagabend bevölkerten sie die enge Altstadt von Porto. Sie tranken Dosenbier, sangen Lieder gegen die IRA – und stimmten immer wieder den Soundtrack zum Halbfinal-Einzug in Russland an: „Football’s coming home!” Die englischen Fans machen sich berechtigte Hoffnungen darauf, dass es für die Nationalmannschaft endlich mal wieder mit einem Titel klappt. Mit dem ersten seit dem WM-Erfolg von 1966, wenn man mal vom Sieg 1997 beim Vorbereitungsturnier auf die WM in Frankreich absieht. Sportlich ist die Stimmung bei den Engländern von Zuversicht geprägt.

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Die Mannschaft hat sich noch einmal verbessert seit dem vierten Platz in Russland. Trainer Southgate hat sein System umgestellt, von einer Formation mit fünf Verteidigern und zwei Stürmern auf ein 4-3-3. Das Ergebnis ist, dass seine Auswahl in der Offensive spielstärker und schwerer auszurechnen ist. Die Voraussetzungen für das Turnier in Portugal sind also gut. Müssen sich nur noch die Fans benehmen.