Berlin. Hansjörg Höltkemeier wirft DFB-Präsident Theo Zwanziger vor, für eine Liberalisierung im Wettmarkt einzutreten und sich damit vom Breitensport zu "entsolidarisieren".
Hansjörg Höltkemeier, Vorstand der Deutschen Klassenlotterie Berlin, hat DFB-Präsident Theo Zwanziger im Zuge des größten Wett- und Manipulationsskandals im europäischen Fußball scharf kritisiert. Höltkemeier warf Zwanziger wie auch den Bundesligaklubs vor, für eine Liberalisierung des Wettmarktes einzutreten und sich damit vom Breitensport zu "entsolidarisieren".
"Es ärgert mich ungemein, dass sich der Spitzensport vom Breitensport entsolidarisiert und Zwanziger diese Entwicklung als größter Breitensportführer des Landes auch noch befeuert", sagte Höltkemeier.
DFB weist Vorwürfe zurück
Der DFB wies die Vorwürfe zurück. "Ausgerechnet einem Verband, der in den vergangenen Wochen und Monaten für sein gemeinnütziges Engagement große gesellschaftliche Anerkennung erfahren hat, eine Entsolidarisierung von der Basis und der Gesellschaft vorzuwerfen, ist falsch und einfach lächerlich", entgegnete DFB-Sprecher Stephan Brause.
Höltkemeier hält die Nähe der Bundesligaklubs zu privaten Wettanbietern als Sponsoren sowie eine Teil-Liberalisierung des Wettmarktes für gefährlich: "Wenn die Schleusen erstmal geöffnet sind, gibt es keine wettbewerbsrechtliche Grundlage, nur ausgewählte Anbieter zuzulassen. Über kurz oder lang wird dann der Markt überschwemmt und eine staatliche Kontrolle kaum noch möglich."
"Aktueller Stand ist unbefriedigend"
Das sieht der DFB anders. "Auch der Deutschen Klassenlotterie in Berlin dürfte bekannt sein, dass der aktuelle Stand unbefriedigend ist", sagte Brause. Bei der Frage, welcher Weg für die Sportwetten in Deutschland künftig der richtige sei, könne man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Es müsse aber das gemeinsame Ziel aller Beteiligten sein, den Sportwettenmarkt in Deutschland manipultationsfrei zu halten und die Erträge zu steigern.
Oddset ist die einzig legale Fußballwette in Deutschland. Die Bundesländer haben das Monopol bis 2011 im Staatsvertrag festschreiben lassen, dessen Rechtmäßigkeit derzeit vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg überprüft wird. Zudem wird sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg am 8. Dezember damit befassen.
Im Gegensatz zur staatlichen Wette kann bei Privatanbietern auch auf Spiele unterhalb der zweiten Liga gesetzt werden. Zudem sind Wetten auf Ereignisse im laufenden Spiel möglich, die als besonders leicht manipulierbar gelten. (sid)