Dortmund. Dortmunds Trainer bangt vor Derby um die Rechtsverteidiger Wolf und Piszczek. Alcácer setzte er zuletzt meist auf die Bank – auch gegen Schalke?

Lucien Favre hat ein blaues Hemd angezogen. Nicht königs-, aber doch immerhin hellblau. Das könnte glatt als Frevel durchgehen vor dem Spiel von Borussia Dortmund gegen den großen Rivalen Schalke am Samstag (15.30 Uhr/ARD und Sky), den sie in Dortmund meist nur „die Blauen“ nennen. Aber in solchen Kategorien denkt der Trainer nicht. „Ich spreche nur über das Sportliche“, sagt er, fügt aber hinzu: „Ich weiß, es ist extrem, ein sehr, sehr spezielles Derby.“

Wie speziell, das weiß der 61-Jährige spätestens seit dem Hinspiel Anfang Dezember, als der BVB auf Schalke 2:1 gewann – und die Mannschaft bei der Rückkehr zum Trainingsgelände in Brackel von mehreren Hundert begeisterten Fans empfangen wurde. „Das war verrückt“, sagt Favre, bevor er noch einmal wiederholt: „Ich werde nur über sportliche Fragen sprechen.“

Der Abstand ist groß wie nie

Sportlich ist der BVB so großer Favorit wie lange nicht: 42 Punkte beträgt der Abstand zwischen dem Tabellenzweiten und dem Fünfzehnten, so viele waren es noch nie. Und dieses Mal tut sich der Trainer sogar schwer damit, den Gegner starkzureden. „Die letzten Spiele, die sie gemacht haben, waren immer sehr eng“, sagt der Schweizer und unterschlägt dabei die jüngste 2:5-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim. „Da war zum Beispiel ein 0:1 gegen Leipzig, wo sie Torchancen hatten, und das 1:2 gegen Frankfurt, als es den Elfmeter kurz vor Schluss gab.“ Und auch gegen Manchester City habe diese Mannschaft ja längere Zeit 2:1 geführt, die außerdem stark im Konterspiel und bei Standardsituationen sei.

Defensive bereitet Favre Kopfschmerzen

Mehr Kopfzerbrechen aber bereitet Favre die eigene Mannschaft, vor allem die Defensive: Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou fehlt mit Knieproblemen, genau wie Achraf Hakimi wegen eines Mittelfußbruchs. Und die beiden verbliebenen Rechtsverteidiger wackeln: Bei Marius Wolf müsse man das Abschlusstraining am Freitag abwarten, so Favre, bei Lukasz Piszczek dagegen sei die Chance auf einen Einsatz „sehr, sehr, gering“.

Sollten beide fehlen, dürfte Abwehrchef Manuel Akanji auf die Außenposition und Routinier Ömer Toprak ins Zentrum rücken. Zuletzt saß der 29-Jährige meist auf der Bank, und das erstaunlich oft in der Nähe von Paco Alcácer, dem Mittelstürmer, der im Sommer für 23 Millionen Euro kam, weil er beim FC Barcelona nicht mehr nur noch auf der Bank sitzen wollte. Doch in der Rückrunde stand er bislang nur in fünf Partien in der Startelf, spielte nur zweimal über die volle Distanz. Dass das am Spanier nagt, war zuletzt in Freiburg zu sehen, als er schnellen Schrittes und mit erkennbar schlechter Laune das Stadion verließ.

Nur elf Minuten hatte er mitwirken dürfen, in denen er immerhin ein Tor erzielte – weil ihm Kapitän Marco Reus den Elfmeter zum 4:0-Endstand überließ. „Paco hatte eine schwierige Zeit“, erklärte Reus. „Du musst als Mannschaft funktionieren – da ist es wichtig, alle Spieler auch in schwierigen Situationen zu belohnen.“ 17 Bundesliga-Treffer hat Alcácer nun erzielt, nur Bayerns Robert Lewandowski hat mehr.

Immer wieder bremsen Blessuren

Dass er dennoch wenig spielt, liegt einerseits daran, dass es in Mario Götze eine immer stärker werdende Alternative gibt. Und andererseits an den Blessuren, die ihn immer wieder ausbremsen: Fast die gesamte Winter-Vorbereitung verpasste er wegen einer Zerrung, seitdem folgten eine Schulterverletzung, eine weitere Zerrung und eine Blessur am Arm. Auch Trainer Favre, so ist zu hören, ist zunehmend unzufrieden mit dem körperlichen Zustand seines Stürmers.

Gegen Schalke aber könnte der inzwischen komplett genesene Alcácer durchaus von Beginn an spielen – womöglich gemeinsam mit einem Spielmacher Götze. Das hatte in der Rückrunde beim 3:1 gegen den VfB Stuttgart blendend funktioniert. Doch dann folgte: eine Verletzungspause.