Essen. Der BVB befreit sich mit dem Sieg gegen Stuttgart von einer Last. Tabellenführer aber sind die Bayern. Was noch nichts heißen muss. Ein Kommentar

Sie tanzten und hüpften, sie ignorierten den stürmischen Regen, sie machten ihre Erleichterung sichtbar: Die Profis von Borussia Dortmund haben sich selbst und dem größer gewordenen Kreis der Skeptiker bewiesen, dass sie doch noch gewinnen können. Die Serie der Misserfolgserlebnisse war immer länger geworden. Aus im DFB-Pokal, Aus in der Champions League, Verlust des Vorsprungs als Bundesliga-Tabellenführer – so etwas nagt an den Nerven, lässt sich nicht wegreden. „Natürlich ging das auch an uns nicht spurlos vorbei“, gab Kapitän Marco Reus zu. Verständlich.

Zwei Törchen Vorsprung für die Bayern

Diesmal waren sogar nicht wenige Schalke-Fans froh, als der BVB das 3:1 gegen Stuttgart erzwungen hatte – so weit ist es schon gekommen. Schließlich retteten die Schwarz-Gelben den Blau-Weißen damit weitehrin vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Der BVB aber ist nun trotz des Sieges Tabellenzweiter. Weil der VfL Wolfsburg in München ähnlich professionell auftrat wie eine Laienspielschar, konnte der FC Bayern mit einem 6:0 sein Torkonto auffüllen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat zwar mal beim Blick auf die Tabelle gesagt, die Tordifferenz interessiere ihn nicht – das war allerdings zu einer Zeit, als sein Verein nicht ganz oben stand. Jetzt wird er es sehr wohl bedeutend finden, dass der Meister am Herausforderer vorbeizog – wenn auch nur mit zwei Törchen Vorsprung.

Endlich wieder ein echter Titelkampf

Die Lage in der Liga könnte attraktiver nicht sein. Genau das haben wir uns doch seit Jahren gewünscht: Mal wieder zwei Mannschaften oben, Kopf an Kopf. In einem völlig offenen Titelkampf.

Natürlich spricht jetzt einiges für die Bayern. Die Formstärke. Die Erfahrung. Der Heimvorteil beim direkten Duell mit dem BVB am 6. April. In Dortmund wissen alle, dass ihre Mannschaft noch nicht die nötige Reife vorweist, das zeigt sich vor allem beim Abwehrverhalten. Konzentrationsmängel sollte sich ein Team, das Meister werden kann, besser nicht leisten. Aber wer will in dieser Saison zuverlässig voraussagen, dass die Bayern im Endspurt in jedem Fall den längeren Atem haben werden? Die Dortmunder können durchaus sogar in München gewinnen. Auch wenn die Bayern aktuell wieder Spitzenreiter sind: Für den BVB ist noch lange nichts verloren.