London. Borussia Dortmund gerät bei den Tottenham Hotspurs unter die Räder und verliert das erste Spiel im Achtelfinale deutlich.
Nicht einmal 1,96 Meter waren genug: Dan-Axel Zagadou sprang in die Höhe, reckte sich so gut er konnte – doch der Ball flog im Strafraum über ihn hinweg, dorthin, wo nur noch Heung-Min Son lauerte. Natürlich Son, der zuvor in zehn Spielen gegen Borussia Dortmund schon acht Tore erzielt hatte und der nun im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals zum 1:0 für Tottenham Hotspur traf. Und weil später in der Partie auch noch Jan Vertonghen und Fernando Llorente für die Londoner zum 3:0 (0:0)-Endstand trafen, bracht der BVB im Rückspiel am 5. März schon ein kleines Fußballwunder, um das frühe Aus in der Königsklasse zu vermeiden.
Zagadou kehrt überraschend zurück
„Das ist ganz, ganz bitter. Es sind Kleinigkeiten, die entscheiden. In der einen oder anderen Situation hat die Konsequenz gefehlt. Wir haben uns viel vorgenommen, aber das ist nicht aufgegangen. Wir müssen schauen, dass wir wieder in die Spur finden“, sagte Mario Götze nach dem Spiel. Torhüter Roman Bürki meinte: „Gegen robuste Mannschaften haben wir unsere Schwierigkeiten, weil wir nicht dagegenhalten können. Das ist einfach nicht gut genug verteidigt.“
Trainer Lucien Favre hatte seine Startelf kräftig durcheinandergewirbelt – gezwungenermaßen, weil ihm Marco Reus (Faserriss im Oberschenkel), Julian Weigl (Grippe), Manuel Akanji (Hüftprobleme), Paco Alcácer (Entzündung in der Schulter) und Lukasz Piszczek (Fuß) fehlten. Überraschenderweise setzte Favre im Abwehrzentrum auf den eben erst aus zehnwöchiger Verletzungspause zurückgekehrten Zagadou und schob Abdou Diallo auf die linke Seite. Statt Raphael Guerreiro und Maximilian Philipp spielten Christian Pulisic und Mahmoud Dahoud.
Doch in ungewohnter Aufstellung und Formation taten sich die Gäste schwer, Tottenham hatte deutlich mehr von Ball und Spiel. Die Heimmannschaft drückte, Dortmund verteidigte immerhin diszipliniert und lauerte auf die Chance zum Umschalten. Allerdings nutzte der BVB die Räume nicht – auch weil die Pässe zu unsauber gerieten. Es dauerte zehn Minuten, bis das Favre-Team mal eine längere Ballbesitzphase und Gelegenheit zum Durchschnaufen hatte – und aus dem Nichts kam prompt die erste gute Torchance. Pulisic schoss aus spitzem Winkel, doch Hugo Lloris im Tottenham-Tor wehrte problemlos ab (15.). Auch der Schuss von Axel Witsel (20.) und der abgefälschte Versuch von Pulisic (23.) waren leichte Beute für den Franzosen, mehr Mühe hatte er mit Thomas Delaney (35.).
Auf der Gegenseite tanzte Son Toprak aus, den Schuss aus spitzem Winkel wehrte Roman Bürki mit dem Fuß ab (36.). Und dann hatten die Dortmunder den Torschrei schon auf den Lippen, als Zagadou den Ball nach Sanchos Flanke in Richtung Tor wuchtete – doch Lloris flog und klärte (44.).
Vertonghen entwischt Hakimi
So ging es torlos in die Halbzeitpause. Und kaum war die beendet, lag der BVB auch schon zurück: Hakimi verlor den Ball am eigenen Strafraum, Vertonghen flankte, und Son traf volley zum 1:0 (47.). Nun waren die Dortmunder gefordert und Tottenham konnte mit seinen pfeilschnellen Flügelspielern kontern. Der BVB brachte bis auf ein Schüsschen von Dahoud aus 20 Metern (70.) nicht mehr viel zustande. Anders die Hausherren: Serge Aurier schlug eine Flanke aus dem Halbfeld, Vertonghen entwischte Hakimi und traf fei zum 2:0 (83.). Und dann besorgte Llorente nach einem Eckball von Eriksen das 3:0. Klar ist: Im Rückspiel genügt nicht nur eine Rückkehr von Marco Reus, um noch ins Viertelfinale einziehen zu können.