Düsseldorf. Beim Kongress Spobis wird gefragt: Wie arbeitet der Sportdirektor der Zukunft? Sebastian Kehl vom BVB weiß: Ohne gute Partner geht nichts.

Ein bisschen Pech hatten sie schon, die Organisatoren des Spobis, des großen Branchentreffens für alle, die sich damit beschäftigen, wie man mit der Vermarktung von Sport Geld verdienen kann. In Düsseldorf wollten sie die Rolle des Sportdirektors der Zukunft bei Profifußball-Klubs beleuchten und luden dazu Olaf Rebbe von Huddersfield Town, Erik Stoffelshaus von Lokomotive Moskau und Sebastian Kehl von Borussia Dortmund an. Als die Runde am Mittwochvormittag zusammenkam, war Rebbe aber nur noch Ex-Sportdirektor von Huddersfield und Stoffelshaus nicht mehr in Moskau beschäftigt. Nur Kehl ist noch im Amt – der aber ist nicht Sportdirektor, sondern Leiter der Lizenzspieler-Abteilung.

Einst Jugendtrainer auf Schalke

Genügend Expertise brachten sie dennoch alle drei mit. Rebbe, der 2004 beim damals recht unaufgeregten Doublesieger SV Werder Bremen anfing, später mit Klaus Allofs weiterzog zum VfL Wolfsburg und dort nach Allofs’ Abgang unversehens in die erste Reihe sowie in das Amt des Sportdirektors befördert wurde. Stof­felshaus, der als Jugendtrainer bei Schalke 04 begann, dann erst von Nachwuchsleiter Bodo Menze und später von Manager Andreas Müller jeweils Assistent wurde, bevor er über Kanada nach Moskau kam. Und Kehl, der erfahrene Ex-Profi, der erst seit einem halben Jahr Funktionär ist.

Drei sehr unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Karrierewegen. Nun sollten sie darüber reden, wie der Sportdirektor der Zukunft arbeitet. Eine einheitliche Antwort, so viel sei vorweggenommen, haben sie nicht gefunden. „Der Job ist dafür zu diffus“, sagte Rebbe, und so ähnlich sahen es auch die anderen. Einig waren sie sich vor allem in einem: „Die Anforderungen sind extrem und rasant gestiegen“, erklärte Kehl.

„Ich bilde die Schnittstelle“

Wenn man so will, ist der 38-Jährige der perfekte Beleg für diese These. Denn seine neue Aufgabe verdankt er ja auch der Tatsache, dass Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke beim BVB zu der Erkenntnis kamen, dass ein Mann nicht mehr ausreicht, um den kompletten Aufgabenbereich des Sportdirektors abzudecken. Zorc war verantwortlich für den gesamten sportlichen Bereich, darunter die Profimannschaft und die Trainer, das Scouting, der Nachwuchs. Und er war zuständig für die Kaderplanung sowie sämtliche Transfer, was in den vergangenen Jahren immer zeitintensiver wurde. Deswegen hat Kehl einen Teil der Aufgaben übernommen: „Ich bilde die Schnittstelle von der Lizenzspieler-Abteilung in die Geschäftsführung“, sagte er nun. „Ich bin unter anderem auch zuständig für die Bereiche Rehabilitation und Fitness, für das Teammanagement, ich bin Ansprechpartner des Trainerteams und Förderer und Forderer der Spieler.“ Nah dran sein, ein Gefühl entwickeln für die Mannschaft und die einzelnen Spieler mit ihren Persönlichkeiten, Stärken und Schwächen – das ist die Aufgabe des Vize-Weltmeisters von 2002. Dafür, da ist sich der frühere Nationalspieler sicher, ist es mehr als hilfreich, selbst einmal Fußballprofi gewesen zu sein. Zu wissen, was die Spieler in welchen Situationen bewegt und wie man ihnen begegnen kann.

Muss also der Sportdirektor der Zukunft zwingend Profi-Erfahrung mitbringen? Nein, sagte Stoffelshaus. Nein, fand auch Rebbe: „Man wird beide Typen brauchen, die Ex-Profis und die Quereinsteiger.“ Je nach Situation, je nach Verein. Denn alles können muss und kann der Sportdirektor der Zukunft ohnehin nicht: „Es wird darum gehen, ein gutes Team zu finden, Kernkompetenzen zu finden, aber Spezialisierungen abzugeben“, sagte Kehl.

Einer hat den Hut auf

Auch Rebbe glaubt, dass die Teams rund um den Sportdirektor größer sein werden, ähnlich wie auch die Trainerstäbe um immer mehr Spezialisten angewachsen sind. „Der Sportdirektor ist dann mehr Moderator, der alle Gruppen bedienen und zufriedenstellen muss.“ Aber am Ende, erklärte Stoffelshaus, „muss einer den Hut aufhaben. Der Sportdirektor moderiert, führt – und trifft die Entscheidung.“