Essen/New Orleans. Am 3. Februar wird in Atlanta das Finale der besten American-Football-Liga ausgetragen. Dabei könnte ein Halbfinale sogar noch wiederholt werden.
In neun Tagen wird in Atlanta der Super Bowl, eines der weltweit am meisten beachteten Sportereignisse, ausgetragen. Bereits an diesem Wochenende wird in Orlando der Pro Bowl gespielt, ein All-Star-Spiel mit den besten American-Football-Spielern aus den beiden Conferencen der US-Profiliga NFL. Und worüber sprechen die Fans? Über die Stars, die beim Schaulaufen in Florida am Sonntag für Verzückung sorgen werden? Oder über Tom Brady, der am Wochenende darauf mit den New England Patriots die Chance hat, seinen sechsten Meisterschaftsring zu holen? Nein, in den USA wie auch in Deutschland wird noch immer über das Skandal-Halbfinale diskutiert, nach dem sich die New Orleans Saints um den Einzug ins Endspiel betrogen sehen – und das manche nun sogar auf eine Wiederholung zumindest der Schlussphase hoffen lässt.
700.000 Stimmen für die Wiederholung eines NFL-Spiels
Es wäre ein Novum in der Geschichte der besten Liga in der härtesten Sportart der Welt. Mittlerweile läuft auf change.org eine Online-Petition, der sich bis Donnerstagmorgen bereits mehr als 700.000 Menschen angeschlossen haben. Sie sehen es als erwiesen an, dass ein eklatanter Regelverstoß die Saints am vergangenen Sonntag zur Niederlage im Halbfinale gegen die Los Angeles Rams (23:26 nach Verlängerung) geführt hat. Saints-Receiver Tommylee Lewis war bei einem langen Pass von Star-Quarterback Drew Brees für jedermann ersichtlich regelwidrig am Fangen gehindert worden. Die Schiedsrichter ließen die Gelben Flaggen, mit denen Verstöße angezeigt werden, aber in den Hosentaschen.
Da bereits die letzten zwei Minuten des Spiels liefen, durfte das Team aus Louisiana auch nicht mehr den Videobeweis einfordern. Hätte Lewis den Ball gefangen, wäre die Chance auf ein Field Goal wenige Yards vor der Endzone und das Vermeiden der Verlängerung sehr groß gewesen. „Hoffentlich muss kein anderes Team mehr so verlieren wie wir“, sagte Saints-Trainer Seab Payton und drückte sich damit im Chor der Enttäuschten noch mit Abstand am gewähltesten aus.
Regeldiskussionen bei Fans und Saints-Spielern
Was den Saints-Anhängern und den neutralen Fans, denen der Sinn nach Gerechtigkeit steht, Hoffnung macht, hat New Orleans‘ Wide Receiver Michael Thomas nach dem Spiel getwittert: „Regel 17, Abschnitt 2, Artikel 3“, schrieb er und verwies damit auf das Regelbuch der NFL. Das erlaubt es einzig und allein dem Liga-Boss Roger Goodell, „das Handeln der Klubs, Eingriffe von Dritten oder durch höhere Gewalt während eines NFL-Spiels zu untersuchen und entsprechende disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen, wenn diese dem Sportgedanken auf außerordentliche Weise widersprechen und entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Spiels haben.“ Thomas legte später noch nach und twitterte: „Hey Roger, greif zum Telefon.“ Theoretisch könnten so die letzten 1:49 Minuten Spielzeit beim Stand von 20:20 wiederholt werden. Bei aller Wut, allem Unverständnis wird es aber wohl kaum dazu kommen – auch wenn die Ereignisse objektiv betrachtet die Anforderungen für ein Einschreiten erfüllen.
Kein Präzedenzfall in der NFL
In der NFL gab es jedenfalls noch nie ein Wiederholungsspiel. Bei den NBA-Basketballern dagegen schon: 2008 wurde knapp eine Minute der Begegnung zwischen den Atlanta Hawks und den Miami Heat wiederholt. Superstar Shaquille O’Neal (Heat) war fälschlicherweise wegen eines sechsten Fouls vom Feld gestellt worden, dabei war es erst sein fünftes Vergehen. In beiden Fällen gewann am Ende übrigens Atlanta. Beim Fall Saints gegen Rams wird es wohl beim Sieg der Kalifornier bleiben – ohne einen zweiten Versuch. Der logistische Aufwand für eine Wiederholung wäre zu immens. Viel eher wird sich die Liga zeitnah beim Team aus New Orleans entschuldigen und das Schiedsrichtergespann um Bill Vinovich dafür bestrafen. Damit dann auch endlich über Tom Bradys Chance auf den sechsten NFL-Titel gesprochen werden kann. (ab)