Berlin. . Der VfL Bochum hat momentan, wenn er nicht frühzeitig die Ernte einfährt, nichts mehr zuzusetzen. Das wurde im Spiel bei Union Berlin deutlich.

Vielleicht war das der entscheidende Unterschied. Nachdem Tim Hoogland Sebastian Polster ermöglicht hatte, einen Elfmeter zu schinden, der für Union die Weichen auf Sieg stellte, vermochte Berlins Trainer Urs Fischer offensive Qualität nachzulegen. Sebastian Andersson und der listige Akaki Gogia kamen von der Bank, auf der ein weiterer Offensiv-Spieler wie Redondo sitzen bleiben musste. Robin Dutt wechselte nach dem Rückstand mit Görkem Saglam genau einmal ein, dann war kein Offensiver mehr vorhanden.

Die Enttäuschung über die Niederlage in Berlin stand nicht nur Robert Tesche ins Gesicht geschrieben.
Die Enttäuschung über die Niederlage in Berlin stand nicht nur Robert Tesche ins Gesicht geschrieben. © imago sport

Der VfL Bochum hat momentan, wenn er nicht frühzeitig die Ernte einfährt, später nichts mehr zuzusetzen. Gerät die Mannschaft trotz teilweise drückender Überlegenheit, wie gegen St. Pauli, wie jetzt in Berlin, in Rückstand, dann war es das. Ohne Alternativen, ohne Ganvoula, Kruse und Maier kann Dutt Taktik und Spiel seiner Mannschaft kaum noch verändern. Und wenn ein Strippenzieher wie Chung-yong Lee allmählich müde wird, was ja kein Wunder ist, dann fehlt es schließlich auch an der nötigen Präzision, der Ballsicherheit und dem Druck, den diese Mannschaft grundsätzlich zu entwickeln imstande ist.

Robin Dutt mochte die prekäre Personalsituation zwar nicht unbedingt für die 0:2-Niederlage in Berlin verantwortlich machen, aber „in der Summe“ sah er darin schon „ein Problem“. Dem VfL-Trainer sind ja derzeit praktisch die Hände gebunden, was Offensiv-Wechsel betrifft.

VfL-Fans hatten in Berlin dreimal den Torschrei auf den Lippen

Hätte es in der guten Phase der Bochumer schon gerappelt, wäre wohl mehr an personellen und taktischen Alternativen für die Defensive möglich gewesen. Mindestens dreimal hatten die VfL-Fans in den ersten 45 Minuten den Torschrei auf den Lippen, dreimal blieben die Münder verschlossen. Zuerst scheiterte Lee am Pfosten, dann kratzte Unions Schlussmann Rafal Gikiewicz den von Lukas Hinterseer aufs Tor gebrachten Ball von der Linie, und schließlich verpassten Hinterseer und Anthony Losilla in einer weiteren turbulenten Situation den Führungstreffer. Dass Danilo Soares zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einem Distanzschuss in Gikiewicz seinen Meister fand, kam zu allem Unglück obendrauf. Union hatte bis dahin gar nichts zu melden im und am Strafraum der Gäste.

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Dann drehte sich der Wind, und leider hält die Mannschaft den veränderten Windverhältnissen häufig nicht stand. Union drückte, der erste gravierende VfL-Fehler ließ nicht lange auf sich warten. Dass man einen Gegenspieler, der mit dem Rücken zum Tor fast auf der Torauslinie steht, nicht unbedingt attackieren muss, wird Tim Hoogland, in den letzten Monaten stets einer, der vorangegangen ist, aufgrund seiner großen Erfahrung sicher selbst wissen. Mit Polters Elfmetertor war die Partie eigentlich schon entschieden, die Berliner lauerten jetzt auf Konter. VfL-Schlussmann Manuel Riemann durfte sich noch in der einen oder anderen Szene auszeichnen, doch das 2:0 durch Robert Zulj konnte auch er nicht verhindern. „Es war kein Druck mehr möglich, ohne noch mehr Risiko zu gehen“, sagte Robin Dutt und fasste damit das letzte Drittel dieses Spiels zusammen, das für reichlich Frust sorgte bei den Bochumern.

Deshalb versuchte Patrick Fabian vor dem Gang nach Köln Mut zu machen: „Warum sollten wir dort nichts holen? Das Selbstbewusstsein sollten wir schon haben.“ An der Personalsituation wird sich bis dahin nur wenig ändern, allerdings könnten Robbie Kruse und Silvère Ganvoula hinzu kommen.