Berlin. Nach der deutschen WM-Pleite sind heftige Debatten entbrannt: Was ist passiert? Was wird aus dem deutschen Fußball – und was aus Löw?

Das historische Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft mit einem 0:2 gegen Südkorea bei der Fußballweltmeisterschaft in Russland hat

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ausgelöst. Viele Fragen bleiben – für die Fans und die Mannschaft von Langzeit-Bundestrainer

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Wie konnte es so weit kommen?

„Wir haben alle Fehler gemacht“, sagte Mats Hummels nach dem Spiel. Alle – das heißt: Bundestrainer Joachim Löw, Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff, die Mannschaft. Löw hat die taktischen und personellen Probleme seines Teams unterschätzt. Bierhoff lag mit der Quartierswahl falsch. Und die Mannschaft stand nie als solche auf dem Platz. „Man hat nicht gemerkt, dass wir eine Weltmeisterschaft spielen“, sagte Kapitän Manuel Neuer.

Warum ist das Aus historisch?

Torwart Manuel Neuer (l.) und Joshua Kimmich gehen nach der Niederlage über den Platz.
Torwart Manuel Neuer (l.) und Joshua Kimmich gehen nach der Niederlage über den Platz. © dpa | Thanassis Stavrakis

Nie zuvor ist eine deutsche WM-Mannschaft in der Vorrunde gescheitert. Italien 1950, Brasilien 1966, Frankreich 2002, Italien 2010, Spanien 2014 – und jetzt Deutschland erwischte es als Titelverteidiger bereits in der Gruppenphase.

„Wir sind alle fassungslos. Wir sind geschockt“, sagte Thomas Müller. Noch auf dem Platz hatte der Weltmeister Tränen vergossen.

Was wird jetzt aus Joachim Löw?

„Ich habe die Verantwortung“, sagte der Bundestrainer im Anschluss an das Spiel. Die Fragen nach seiner Zukunft kämen aber „zu früh“. Erst kurz vor dem Turnier hatte er seinen Vertrag bis 2022 verlängert.

Reinhard Grindel traut ihm den Neuaufbau weiter zu, wie er betonte. Der DFB-Präsident erwartet aber eine „saubere Analyse“. Und dann? „Ich gehe fest davon aus, dass Jogi weitermacht“, sagte Bierhoff.

Welche Spieler haben Zukunft?

Die Weltmeister von 2014 haben abgewirtschaftet. Dennoch dürfte ein Kern um Neuer, Hummels und Toni Kroos erhalten bleiben. Für langjährige Stützen wie Sami Khedira oder Mesut Özil wird es eng. Confed-Cup-Sieger wie Julian Draxler, Joshua Kimmich, Timo Werner, Julian Brandt, Leon Goretzka und Niklas Süle müssen in die Verantwortung.

WM 2018: So trauern die deutschen Fans

Die deutsche Mannschaft ist aus der WM geflogen. Die Fans in Deutschland und Russland zeigen sich enttäuscht. Diese Drei schauten das Spiel am Brandenburger Tor.
Die deutsche Mannschaft ist aus der WM geflogen. Die Fans in Deutschland und Russland zeigen sich enttäuscht. Diese Drei schauten das Spiel am Brandenburger Tor. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Dass die Deutschen schon in der Vorrunde rausgeflogen sind, machte auch diesem Fan in der Kasan-Arena in Russland zu schaffen.
Dass die Deutschen schon in der Vorrunde rausgeflogen sind, machte auch diesem Fan in der Kasan-Arena in Russland zu schaffen. © dpa | Frank Augstein
Mit einer Niederlage gegen die Südkoreaner hatte diese junge Frau in Dortmund wohl nicht gerechnet.
Mit einer Niederlage gegen die Südkoreaner hatte diese junge Frau in Dortmund wohl nicht gerechnet. © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel
Ein trauriger Blick auf Leinwand: Die Gegentore konnten offenbar auch die Fans in Hamburg kaum fassen.
Ein trauriger Blick auf Leinwand: Die Gegentore konnten offenbar auch die Fans in Hamburg kaum fassen. © dpa | Ulrich Perrey
Nicht weniger angespannt waren die deutschen Zuschauer im Kasan-Stadion, in der die deutsche Elf gegen die Südkoreaner antrat.
Nicht weniger angespannt waren die deutschen Zuschauer im Kasan-Stadion, in der die deutsche Elf gegen die Südkoreaner antrat. © Getty Images, | Alexander Hassenstein
Nach dem zweiten Tor war jede Hoffnung verflogen.
Nach dem zweiten Tor war jede Hoffnung verflogen. © Getty Images | Laurence Griffiths
Vier Jahre nach dem Triumph von Rio ist nach nur zehn Turnier-Tagen das Unternehmen Titelverteidigung mit dem Tiefpunkt deutscher WM-Geschichte beendet.
Vier Jahre nach dem Triumph von Rio ist nach nur zehn Turnier-Tagen das Unternehmen Titelverteidigung mit dem Tiefpunkt deutscher WM-Geschichte beendet. © Bongarts/Getty Images | Cathrin Mueller
Noch ein trauernder Fan in Hamburg: Schon am Donnerstag um 11 Uhr deutscher Zeit geht es für die deutsche Mannschaft von Moskau im Sonderflieger nach Frankfurt.
Noch ein trauernder Fan in Hamburg: Schon am Donnerstag um 11 Uhr deutscher Zeit geht es für die deutsche Mannschaft von Moskau im Sonderflieger nach Frankfurt. © dpa | Ulrich Perrey
In der Heimat warten nicht nur enttäuschte Fans – sondern auch Fragen um die Zukunft von Weltmeistercoach Löw.
In der Heimat warten nicht nur enttäuschte Fans – sondern auch Fragen um die Zukunft von Weltmeistercoach Löw. © Getty Images, | Alexander Hassenstein
Besonders bitter für die Fans war, dass die Tore so spät fielen.
Besonders bitter für die Fans war, dass die Tore so spät fielen. © Getty Images, | Alexander Hassenstein
Youngg-won Kim (90.+2) und Hyeung-Min Son (90.+6) besiegelten die peinliche Niederlage mit ihren Treffern in der Nachspielzeit.
Youngg-won Kim (90.+2) und Hyeung-Min Son (90.+6) besiegelten die peinliche Niederlage mit ihren Treffern in der Nachspielzeit. © Getty Images, | Alexander Hassenstein
Traurige Gewissheit: Weil Schweden parallel gegen Mexiko mit 3:0 gewann, hätte nicht einmal eine Nullnummer gereicht.
Traurige Gewissheit: Weil Schweden parallel gegen Mexiko mit 3:0 gewann, hätte nicht einmal eine Nullnummer gereicht. © dpa | Andreas Gebert
So sah die Enttäuschung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund aus.
So sah die Enttäuschung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund aus. © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel
Der Blick nach vorn – die nächste WM wird vielleicht besser.
Der Blick nach vorn – die nächste WM wird vielleicht besser. © Bongarts/Getty Images | Christof Koepsel
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Was muss sich ändern?

Der personelle Umbruch muss forciert werden. Dazu braucht die Mannschaft wieder ein klares, vor allem aber sattelfestes taktisches Konzept. In Russland war sie bei Tempogegenstößen viel zu anfällig. Auch im Angriff muss sich etwas tun - allerdings gibt es dort fast keine personellen Alternativen.

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Bildern

Bunt bemalt, dekoriert, Fahnen schwenkend, jubelnd, weinend, sich in den Armen liegend: Wir zeigen die schönsten Bilder der WM.
Bunt bemalt, dekoriert, Fahnen schwenkend, jubelnd, weinend, sich in den Armen liegend: Wir zeigen die schönsten Bilder der WM. © dpa | Joel Goodman
Nach dem 2:1 gegen England hat sich der kroatische Kicker Domagoj Vida seinen Sohn geschnappt und ihn auf den Schultern durchs Luschnikistadion getragen.
Nach dem 2:1 gegen England hat sich der kroatische Kicker Domagoj Vida seinen Sohn geschnappt und ihn auf den Schultern durchs Luschnikistadion getragen. © dpa | Petter Arvidson
Enttäuschung hingegen bei diesen zwei Engländerinnen nach dem Spielende.
Enttäuschung hingegen bei diesen zwei Engländerinnen nach dem Spielende. © REUTERS | SIMON DAWSON
Prominenter Besuch auf der Zuschauertribüne: Mick Jagger, Frontman der Rolling Stones, und sein Sohn James (l.) während des Halbfinalspiels England gegen Kroatien.
Prominenter Besuch auf der Zuschauertribüne: Mick Jagger, Frontman der Rolling Stones, und sein Sohn James (l.) während des Halbfinalspiels England gegen Kroatien. © dpa | Christian Charisius
Siegessicher.
Siegessicher. © dpa | Adam Davy
Abwarten.
Abwarten. © dpa | Victoria Jones
Augen zu und Luftanhalten ist bei diesem englischen Fan beim Public Viewing im Hyde Park in London angesagt.
Augen zu und Luftanhalten ist bei diesem englischen Fan beim Public Viewing im Hyde Park in London angesagt. © dpa | Victoria Jones
Schreck.
Schreck. © dpa | Victoria Jones
Oh nooooo!
Oh nooooo! © dpa | Victoria Jones
Szene irgendwo in London nach dem verlorenen Spiel.
Szene irgendwo in London nach dem verlorenen Spiel. © dpa | Matt Dunham
Ein belgischer Fan mit Gummihuhn.
Ein belgischer Fan mit Gummihuhn. © dpa | Dirk Waem
Jubel beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach dem 1:0 gegen Belgien.
Jubel beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach dem 1:0 gegen Belgien. © REUTERS | TORU HANAI
Verzweiflung hingegen bei diesen belgischen Fans.
Verzweiflung hingegen bei diesen belgischen Fans. © REUTERS | DARRIN ZAMMIT LUPI
Da hilft auch die ganze Farbe nicht mehr.
Da hilft auch die ganze Farbe nicht mehr. © REUTERS | TORU HANAI
Ein weiblicher russischer Fan von Russland reagiert mit Tränen auf die 3:4-Niederlage im Elfmeterschießen der russischen Fußball-Nationalmannschaft.
Ein weiblicher russischer Fan von Russland reagiert mit Tränen auf die 3:4-Niederlage im Elfmeterschießen der russischen Fußball-Nationalmannschaft. © dpa | Xu Zijian
Ein kolumbianischer Fan durch und durch.
Ein kolumbianischer Fan durch und durch. © dpa | Christian Charisius
Paralysiert.
Paralysiert. © Leon Neal
Vaterfreude beim englischen Nationalspieler Kieran Trippier nach dem Elfmeterschießen und Siegen gegen Kolumbien (3:4).
Vaterfreude beim englischen Nationalspieler Kieran Trippier nach dem Elfmeterschießen und Siegen gegen Kolumbien (3:4). © Getty Images | Dan Mullan
Fassungslosigkeit auf der kolumbianischen Tribüne.
Fassungslosigkeit auf der kolumbianischen Tribüne. © REUTERS | CARL RECINE
Lustiges Schweden-Trio.
Lustiges Schweden-Trio. © dpa | Joel Marklund
Noch ein Trio.
Noch ein Trio. © REUTERS | SERGIO PEREZ
Letztendlich trauern die Fans dann aber doch. Japan verliert.
Letztendlich trauern die Fans dann aber doch. Japan verliert. © REUTERS | MARKO DJURICA
Ehrenwert: Trotz der Niederlage sammeln lustig verkleidete japanische Fans Müll von den Tribünen der Rostow-Arena ein.
Ehrenwert: Trotz der Niederlage sammeln lustig verkleidete japanische Fans Müll von den Tribünen der Rostow-Arena ein. © dpa | Ye Pingfan
Gruselfaktor.
Gruselfaktor. © REUTERS | SERGIO MORAES
Herzchen-Sonnenbrille.
Herzchen-Sonnenbrille. © dpa | Eduardo Verdugo
Muckis zeigt dieser in den mexikanischen Nationalfarben bemalte Fan.
Muckis zeigt dieser in den mexikanischen Nationalfarben bemalte Fan. © dpa | Christian Charisius
Ein strahlendes russisches Gesicht nach dem 4:3 gegen Spanien.
Ein strahlendes russisches Gesicht nach dem 4:3 gegen Spanien. © dpa | Marius Becker
Kinderglück.
Kinderglück. © dpa | Yang Lei
Stillgestanden!
Stillgestanden! © dpa | Efrem Lukatsky
Die Brille in den brasilianischen Farben sitzt, der Blick gebannt. Es hat sich gelohnt: 2:0 gegen Serbien.
Die Brille in den brasilianischen Farben sitzt, der Blick gebannt. Es hat sich gelohnt: 2:0 gegen Serbien. © dpa | Leo Correa
Am Boden zerstört: Nach dem Public Viewing zum Spiel Südkorea gegen Deutschland entstand diese Momentaufnahme in Hamburg.
Am Boden zerstört: Nach dem Public Viewing zum Spiel Südkorea gegen Deutschland entstand diese Momentaufnahme in Hamburg. © dpa | Ulrich Perrey
Nichts wie weg.
Nichts wie weg. © dpa | Christian Charisius
Ja, sie sind es: Gerhard Schröder, ehemaliger Bundeskanzler, und seine koreanische Frau Soyeon Kim verfolgten das Spiel.
Ja, sie sind es: Gerhard Schröder, ehemaliger Bundeskanzler, und seine koreanische Frau Soyeon Kim verfolgten das Spiel. © dpa | Christian Charisius
Ein Meer aus deutschen Fahnen auf den Tribünen der Kasan-Arena während des Spiels Deutschland gegen Südkorea.
Ein Meer aus deutschen Fahnen auf den Tribünen der Kasan-Arena während des Spiels Deutschland gegen Südkorea. © Getty Images | Catherine Ivill
Sieht ja schon ein wenig gruselig aus ... dieser maskierte Mexiko-Fan.
Sieht ja schon ein wenig gruselig aus ... dieser maskierte Mexiko-Fan. © Getty Images | Hector Vivas
Stinkefinger-Alarm beim ehemaligen argentinischen Fußballspieler Diego Maradona.
Stinkefinger-Alarm beim ehemaligen argentinischen Fußballspieler Diego Maradona. © dpa | Peter Kovalev
Im Stadion in Sotschi feiern die Deutschland-Anhänger mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und einem riesigen Trikot.
Im Stadion in Sotschi feiern die Deutschland-Anhänger mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und einem riesigen Trikot. © dpa | Ye Pingfan
Rote Bengalos auf der Fan-Tribüne.
Rote Bengalos auf der Fan-Tribüne. © dpa | Petter Arvidson
Trööööt: Auf dem Roten Platz in der russischen Hauptstadt wurde in eine Mini-Vuvuzela geblasen.
Trööööt: Auf dem Roten Platz in der russischen Hauptstadt wurde in eine Mini-Vuvuzela geblasen. © dpa | Francisco Seco
Die Eröffnungsfeier verlief mit einigem Pomp ...
Die Eröffnungsfeier verlief mit einigem Pomp ... © Getty Images | Christopher Furlong
... und kleineren Zwischenfällen. Robbie Williams hielt den Stinkefinger während seines Gesangsbeitrags in die Kamera (#aufschrei).
... und kleineren Zwischenfällen. Robbie Williams hielt den Stinkefinger während seines Gesangsbeitrags in die Kamera (#aufschrei). © Getty Images | Shaun Botterill
Angeblich sagte der Brite währenddessen: „I did this for free“. Er ging damit auf Kritiker ein, die seinen Auftritt in Russland und eine damit verbundene Gage – die Rede war von mehreren Hunderttausend Euro – kritisiert hatten. Viele Künstler boykottierten die WM in Russland aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in dem Land.
Angeblich sagte der Brite währenddessen: „I did this for free“. Er ging damit auf Kritiker ein, die seinen Auftritt in Russland und eine damit verbundene Gage – die Rede war von mehreren Hunderttausend Euro – kritisiert hatten. Viele Künstler boykottierten die WM in Russland aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in dem Land. © Getty Images | Matthias Hangst
Bei der Eröffnungsfeier trafen sich diese Herren auf der VIP-Tribüne: Saudi-Arabiens Präsident Sheikh Salman bin Ibrahim al Khalifa und der Kronprinz Mohammed Bin Salman Al Saud, FIFA-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin (von links nach rechts).
Bei der Eröffnungsfeier trafen sich diese Herren auf der VIP-Tribüne: Saudi-Arabiens Präsident Sheikh Salman bin Ibrahim al Khalifa und der Kronprinz Mohammed Bin Salman Al Saud, FIFA-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin (von links nach rechts). © Getty Images | Pool
Ehrengast und Putin-Freund: Gerhard Schröder, Ex-Bundeskanzler und inzwischen Nordstream-Aufsichtsratsvorsitzender.
Ehrengast und Putin-Freund: Gerhard Schröder, Ex-Bundeskanzler und inzwischen Nordstream-Aufsichtsratsvorsitzender. © Getty Images | Pool
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Wann geht es weiter?

Das nächste Länderspiel steht am 6. September auf dem Programm. In der neu geschaffenen Nations League trifft das DFB-Team in München auf Frankreich.

Droht ein dunkles deutsches Fußball-Zeitalter?

"Das denke ich nicht", sagte Löw. Es gebe genügend "junge Spieler, die sehr, sehr talentiert und entwicklungsfähig sind". Allerdings setzte sich bei der WM fort, was seit Jahren im internationalen Klubfußball zu beobachten ist: Deutschland ist nicht mehr top. "Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen und es besser machen", sagte Löw. (sid/nsa)

Nach dem Deutschland-Aus: Das sind jetzt unsere WM-Favoriten

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