Essen. Das 175. Ruhrpott-Derby ist emotional aufgeladen - es wird um den Status der Nummer 1 im Pott gekämpft. Aber: Niemand sollte die Champions League vergessen. Ein Kommentar.
Zum ersten Mal seit zehn Jahren – seit Jürgen Klinsmann 2008 – verpflichten die Bayern wieder einen Trainer, der vorher noch nicht die Champions League gewonnen hat. Das Risiko, das sie mit Niko Kovac eingehen, ist Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sehr bewusst. Auch ein Cheftrainer mit Reputation, siehe Carlos Ancelotti, kann ihnen nicht den Erfolg garantieren. Also, was soll’s? Geht es schief, reagieren die Bayern halt. Wie bei Ancelotti.
Wie groß das Risiko tatsächlich ist, erkennt man daran: Noch nie trainierte Kovac eine Mannschaft, die einer Dreifachbelastung mit Bundesliga, Pokal und Europapokal ausgesetzt ist. Findet er, der selbst auf höchstem Niveau gespielt hat, die richtige Dosierung im Training?
Deutschland kann diese Frage nicht egal sein. So wenig wie die Frage, wer die Bundesliga in den zwei Europacup-Wettbewerben nächste Saison vertreten darf. Mit dem Ausscheiden von RB Leipzig hat die Liga die schlechteste Bilanz im Europapokal seit elf Jahren. Mit dem Anrecht auf vier Starter in der Champions League gerät auch die Aussicht auf Millionen-Einnahmen in Gefahr. Weniger Erlöse von außen bedeuten weniger Stars und damit Qualität in der Liga – so einfach ist das. Bayern ist noch der größte von allen Punktelieferanten in der Uefa. Darum tangieren deren Experimente auf der Trainerbank fast jeden Klub.
Schalke hat noch keinen Goretzka-Ersatz - der BVB noch keinen Trainer
Ebenso, was Schalke und der BVB treiben. Ihr Kampf um den zweiten Bundesliga-Tabellenplatz ist das eine. Das andere ihre Bereitschaft, mit wettbewerbsfähigen Kadern in die Europacup-Saison zu starten. Da stellen wir fest: Schalke hat noch immer keinen adäquaten Ersatz für Goretzka und womöglich Meyer – und der BVB noch keinen Trainer.
Wir wollen nicht unruhig werden. Aber bei aller Emotion um das 175. Ruhrpott-Derby am Sonntag doch in Erinnerung rufen, dass einiges mehr auf dem Spiel steht als der eine Kampf um die Nummer 1 im Pott.