Pyeongchang. Die Olympischen Winterspiele sind mit einem Feuerwerk und Fahnenträger Eric Frenzel feierlich eröffnet worden. Noch wichtiger aber war ein Handschlag auf der Ehrentribüne – ein Tag, der Geschichte schreiben soll.

Plötzlich kam Bewegung in die Sitzreihen. In wenigen Sekunden waren etliche Zuschauer im C-Block aufgesprungen und zückten aufgeregt ihre Handys. Wer das Objekt ihrer Begierde war, ließ sich erst erkennen, als die Menschentraube von den herbeigeeilten Ordnern aufgelöst wurde.

Doppelgänger von US-Präsident Donald Trump (mit roter Kappe und roter Krawatte) und Nordkorea-Diktator Kim Jong-un (ganz in Schwarz) hatten sich unter das Publikum gemischt und dort für mächtig Wirbel gesorgt. Seite an Seite stiegen sie die Treppen empor und verschwanden – von mehreren Helfern eskortiert – kurz darauf in den Katakomben.

Historischer Moment im Stadion

Während die beiden Doubles am Rande der Eröffnungszeremonie im Olympiastadion auf humorvolle Weise Einigkeit demonstrierten, kam es auf der Bühne zu einem ernsten historischen Moment.

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Beim Einmarsch der teilnehmenden Nationen waren die süd- und nordkoreanischen Sportler als ein Team Korea aufgetreten. Die nordkoreanische Eishockeyspielerin Hwang Chung Gum und der südkoreanische Bobfahrer Won Yun Jong führten unter dem Jubel der 35 000 Besucher die gemeinsame Mannschaft an und schwenkten auch zusammen eine weiße Fahne, auf der in blau das gesamte Land abgebildet war. In Einheit.

Die zur Schau gestellte Versöhnung setzte sich auf der Tribüne fort: Nicht nur, dass Kim Yo Jong, die einflussreiche Schwester von Nordkoreas Diktator und gleichzeitig dessen Propaganda-Ministerin, den Feierlichkeiten beiwohnte. Erstmals reiste mit ihr ein Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie in den verfeindeten Bruderstaat.

Die 30-Jährige sowie Südkoreas Präsident Moon Jae-in gaben sich demonstrativ die Hand und sendeten der Welt damit ein Zeichen der Annäherung – und nicht zuletzt eine Botschaft des Friedens. Neben ihnen hatten unter anderem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und US-Vizepräsident Mike Pence Platz genommen. Die Polit-Prominenz begrüßte die Athleten der 92 an den Winterspielen teilnehmenden Nationen.

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Traditionell führte Griechenland die bunte Parade an. Vor der Schar der 162 zur Zeremonie anwesenden deutschen Aktiven, Trainer und Offiziellen schwenkte der Nordische Kombinierer Eric Frenzel die Fahne. Lautstarke, poppige Rhythmen begleiteten den schwungvollen Stadion-Rundgang. Allerdings fehlte die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein, die die Abstimmung um die Rolle des Fahnenträgers gegen Frenzel verloren hatte. Wie der Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig zuvor erläuterte, verzichtete die Berlinerin aus „sportfachlichen Gründen“ auf ihre Teilnahme. Pechstein startet an diesem Samstag in der Eishalle von Gangneung über 3000 Meter.

Heidemann trägt olympische Flamme

Punkt 21.42 Uhr Ortszeit erklärte Südkoreas Präsident Moon Jae-in die Spiele mit der traditionellen Formel für eröffnet. Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yuna entzündete als Schlussläuferin des 101 Tage währenden Fackellaufes die olympische Flamme.

Zu den Fackelläufern hatte auch Fechterin und Asien-Expertin Britta Heidemann gehört. Die vor kurzem zurückgetretene Olympiasiegerin von Peking legte am Donnerstagabend ihr Teilstück des Weges zurück. Die Gesamtstrecke hatte 2018 Kilometer betragen.

Trotz der beeindruckenden Musik- und Lichtshow, mit der die Gastgeber die Verbindung zwischen Tradition und Moderne in ihrem Land symbolisieren wollten, blieb das Publikum lange zurückhaltend. Zwar waren alle Zuschauer mit „Sogos“, den beliebten koreanischen Handtrommeln ausgestattet. Doch richtig laut wurde es erst, als Pita Taufatofua im Bastrock und mit freiem Oberkörper sein Tonga präsentierte. Schon in Rio vor zwei Jahren hatte der Taekwando-Kämpfer „oben ohne“ für Aufsehen gesorgt. Doch an der Copacobana herrschten keine zwei Grad unter null. In Pyeongchang wird der 34-Jährige im Skilanglauf an den Start gehen.

Damit die Besucher nicht frieren, hatten die Organisatoren Mützen, Decken und kleine Wärmekissen verteilt. Ein Service am Eingang, der sichtlich gut ankam. Nach den 130 bewegenden Minuten nahmen die Menschen aber vor allem eines mit nach Hause: neue Hoffnung.