Los Angeles. Durch einen technischen K.o. in der 10. Runde hat Witali Klitschko am Samstag in Los Angeles seinen Weltmeister-Titel des Box-Verbandes WBC verteidigt. Er besiegte den US-Amerikaner Chris Arreola und dominierte den Kampf.

Die schönste Belohnung für Witali Klitschko wartete noch in der Nacht nach dem Kampf. "Endlich darf ich ihn wieder umarmen und küssen", sagte Ehefrau Natalie nach dem Sieg ihres Mannes strahlend. Mit einer erstklassigen Leistung gegen Herausforderer Chris Arreola hat der Schwergewichtsboxer aus der Ukraine seinen WM-Titel des Verbandes WBC erfolgreich verteidigt und sich die Streicheleinheiten wohl verdient. Arreola wurde nach der zehnten Runde windelweich geschlagen von seiner Ecke aus dem Kampf genommen.

Klitschko unterstrich mit dem technischen K.o.-Sieg seinen Ruf als bester Schwergewichtler der Welt. Lediglich Bruder Wladimir, der die Gürtel der Verbände IBF und WBO trägt, boxt in der gleichen Liga wie "Doktor Eisenfaust". Sonst ist weit und breit kein gleichwertiger Boxer in der Königsklasse in Sicht. "Das war der beste Witali, den wir jemals in einem Kampf gesehen haben", sagte Trainer Fritz Sdunek, "so erstklassig hat er sich noch nie bewegt."

Der Weltmeister ließ sich nach dem Kampf wie immer auf den Ringseilen stehend feiern. Alle Runden hatte er gewonnen, dennoch zollte er dem Herausforderer, der seine erste Niederlage im 28. Kampf hinnehmen musste, Respekt. "Es war ein harter Fight", sagte der Champ, "ich habe vorher in seinen Augen gesehen, dass er nie aufgeben wird." Nur Ex-Weltmeister Mike Tyson war enttäuscht: "Man hat gesehen, dass Klitschko älter wird, im letzten Jahr wäre der Kampf nach zwei Runden zu Ende gewesen."

"Er war wirklich der bessere Boxer"

Der amerikanische Herausforderer mit mexikanischen Wurzeln weinte nach dem Kampfende im Ring hemmungslos vor Enttäuschung. "Es tut sehr weh, er war wirklich der bessere Boxer", sagte Arreola, "ich habe alles versucht, aber er wusste immer eine Antwort." Der 28-Jährige erwies sich mit seinem Mut und seinen Nehmerfähigkeiten aber als würdiger Gegner und begeisterte seine zahlreichen Fans unter den rund 15.000 Zuschauern.

Unglaubliche 301 Schläge von Klitschko fanden ihr Ziel, Arreola steckte sie alle weg. Selbst als der Weltmeister dem Herausforderer in der achten Runde die Nase brach, bedeutete das zunächst noch nicht das Ende. "Ich sterbe im Ring lieber als zu verlieren", sagte der Amerikaner. So weit wollte es sein Coach Henry Ramirez natürlich nicht kommen lassen. "Er hat zu viel einstecken müssen", begründete Ramirez die Aufgabe, "es war eine harte Entscheidung, aber ich musste sie treffen."

Klitschkos Trainer Fritz Sdunek sah es genauso. "Eine Runde später wäre Arreola schwer K.o. gegangen", meinte der Hamburger. "was der Junge weggesteckt hat, war unglaublich, der hatte einen Schädel wie ein Stier." Arreola versuchte immer wieder Klitschko zu attackieren, kam aber nur mit 86 Schlägen ins Ziel. "Ich habe gute Reflexe, eine gute Beinarbeit, ich konnte allem ausweichen", sagte Klitschko, "Plan A ist komplett aufgegangen."

Entbehrungen in der Vorbereitungszeit

Acht Wochen hatte Sdunek seinen Schützling in LA auf den Kampf vorbereitet. "Es war eine sehr harte Zeit", sagte Klitschko. Ehefrau Natalie und die drei Kinder mussten in der Zeit aus der Wohnung in LA ausziehen. "Die Kinder haben ihren Vater zwei Monate nicht gesehen, das war das erste Mal so lange", sagte das ehemalige Top-Model Natalie.

Doch es hat sich gelohnt. Die Probleme mit dem Rücken und den Knien, die Klitschko zwischen 2004 und Herbst 2008 zu einer fast vierjährigen Pause zwangen, sind endgültig auskuriert. Dennoch ist Klitschko bereits 38 Jahre alt, die Frage nach der Zukunft stellt sich da nach jedem Kampf neu. Immer noch bleibt der Traum, auch den letzten WM-Gürtel für die Familie zu erobern: Den der WBA, um den am 7. November in Nürnberg Champion Nikolaj Walujew (Russland) und David Haye (Großbritannien) kämpfen.

Zunächst aber blickte Witali Klitschko nur in die ganz nahe Zukunft: "Jetzt gehe ich erstmal nach Hause." Zu Natalie und den Kindern. (sid)