Moskau. Russlands Rumpfteam für Olympia ist nach Rio gereist, doch weiterhin hagelt es Dopingsperren. Sportminister Mutko droht mit juristischer Vergeltung.

Nach den Vorwürfen des Staatsdopings reitet Russland scharfe Attacken gegen die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada und will vor Gericht ziehen. "Die Wada hat sich eigene Regeln jenseits der Gesetze gegeben", sagte Sportminister Witali Mutko am Samstag dem russischen Sportfernsehender Match TV in Moskau.

Im jüngsten Bericht des Wada-Chefermittlers Richard McLaren werde man jede Zeile "analysieren und juristisch dagegen vorgehen". Der Minister sagte allerdings nicht, vor welchen Gerichten Russland klagen werde.

Der Wada-Ermittler hatte Russland in seinem Report Mitte Juli staatlich gesteuertes Doping vorgeworfen. Der Skandal hätte für die Sportnation fast den Totalausschluss von den Sommerspielen in Rio de Janeiro bedeutet, allerdings entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC), jeden einzelnen Fachverband über den Start russischer Sportler entscheiden zu lassen.

262 Athleten dürfen in Rio starten

Trotzdem kann die russische Mannschaft nach dem kompletten Ausschluss von Leichtathleten und Gewichthebern sowie von anderen Sportlern nur reduziert in Rio antreten, mit Stand vom Samstagmorgen waren 262 Athleten von planmäßig knapp 390 zugelassen. Die gesperrten Sportler wollten nach den Spielen vor Zivilgerichten klagen, kündigte Mutko an.

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Er will sich an diesem Montag auch vor der Unesco in Paris über die Wada beschweren. Die Kulturorganisation ist im Rahmen der UN auch für Sport zuständig.

Mutko kritisierte auch den Ausschluss der kompletten Gewichthebermannschaft für Rio. Der Gewichtheber-Weltverband IWF verstoße damit gegen Vorgaben des IOC, sagte Mutko. Wenigstens Athleten "mit einer fleckenfreien Reputation" müssten zugelassen werden. Mutko nannte die Namen Oleg Tschen und David Bedschanjan.

Gewichtheber sollen vor dem Cas klagen

Der Minister riet dem russischen Gewichtheberverband deshalb zu einer Klage vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) in Lausanne. Die IWF hatte die wegen Dopingfällen ohnehin auf acht Sportler reduzierte russische Mannschaft am Freitag komplett gesperrt. Noch haben nicht alle Fachverbände über die Teilnahme russischer Sportler entschieden. Etwa 100 Aktive waren am Donnerstag nach Rio geflogen.

Geklagt werde auch, falls das Internationale Paralympische Komitee am kommenden Mittwoch die russischen Athleten ausschließen sollte, sagte Mutko. Als Rechtsinstanz nannte er hier unter anderem den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.