Krasnodar. . BVB-Abwehrchef Hummels wird derzeit kritisiert. Vorstandsboss Watzke und Coach Tuchel stärken ihm vor dem Europa-League-Spiel in Krasnodar den Rücken.
Die Avancen von Manchester United werden immer intensiver. Das Zeichen des englischen Top-Klubs umschwirrt Mats Hummels, als dieser das Flughafengebäude in Krasnodar verlässt. Die Sonne, die gerade schon wieder untergeht, hat angenehme 17 Grad in der südrussischen Großstadt hinterlassen. Der Mann, der Hummels folgt, trägt trotzdem eine Sonnenbrille - und einen Pullover aus dem Fanartikel-Repertoire von Manchester United. Bis zum Mannschaftsbus verfolgt er den Nationalspieler. Dort bekommt der Fan, was er will: ein Foto mit dem Star. Glücklich zieht der Unbekannte von dannen.
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Für den Kapitän von Borussia Dortmund ist es vor dem Europa-League-Spiel von Borussia Dortmund beim FK Krasnodar am Donnerstag (17 Uhr MEZ/live in unserem Ticker) nicht immer so einfach, die Menschen zufrieden zu stellen. Das liegt daran, dass Hummels der Abwehrchef des BVB ist und jene Abwehr regelmäßig mit einer für eine Spitzenmannschaft durchaus erstaunlichen Anzahl von Gegentoren von sich reden macht. Und Hummels zuletzt immer wieder als Ursache dieser Treffer ausgemacht wurde.
Hummels macht Fehler, ist aber nicht immer Schuld
Richtig ist, dass seine Leistungen fehlerhaft waren. Das Erstaunliche aber ist, dass Hummels nach öffentlichen Rechnungen Schuld an Gegentoren trägt, wenn er den Fehlpass spielt, den seine Kollegen nicht mehr ausbügeln können (wie bei Schalkes erstem Treffer vor elf Tagen). Hummels ist aber auch Schuld, wenn ein Kollege den Fehlpass spielt und er den Fehler nicht ausbügeln kann (wie beim zweiten HSV-Treffer am Freitag).
Erst schwieg der Kapitän nach der Partie, was ihm zusätzlich den Vorwurf der mangelnden Selbstkritik eingebracht hat. Dann erst meldete er sich zu Wort: "Jetzt ist aber mal gut mit der völlig überzogenen Kritik", schrieb er im Internet, "unglaublich, was man sich wohl gefallen lassen muss."
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Hummels bewegt derzeit. "Die Massivität der Kritik in den vergangenen Tagen finde ich überzogen", verteidigt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke seinen Kapitän daher vor dem Abflug nach Russland und widerspricht zugleich Spekulationen über ein mittlerweile gestörtes Verhältnis zwischen dem Spieler und Trainer Thomas Tuchel. "Das ist nicht der Fall. Er ist ein ganz wichtiger Spieler, manchmal nicht pflegeleicht. Vor allem aber weiß ich, dass er ein ganz anständiger Junge ist. Er hat alle Unterstützung von uns." Gegen Krasnodar könnte er wie die gar nicht erst mitgereisten Stars Pierre-Emerick Aubameyang, Shinji Kagawa und Marco Reus eine kleine Pause erhalten. Auch Jo-Hoo Park reiste nicht mit in die russische Fußball-Provinz.
Tuchel schätzt Hummels' Risikobereitschaft
Dort wird die Abwehr wieder auf dem Prüfstand stehen. Im Hinspiel erwiesen sich die Russen als spielstark und flink. Nicht nur in dieser Partie gestatteten die Borussen dem Gegner zu einfach ein Tor. Manchmal sind es sogar zwei oder drei. Dass das Problem nicht behoben ist, hat auch damit zu tun, dass Tuchel seine Elf stets mit größtem Risiko auf dem Feld verteilt. Fehler können da schnell verheerend wirken. Und dazu führen, dass auch Innenverteidiger orientierungslos wirken, weil sie ein Ballverlust erst in diese Nöte brachte. "Diese Tore sind kein Fehler des Systems, das sind kleine einzelne Fehler", sagt Tuchel am Abend vor der Partie im Kuban-Stadion in Krasnodar. Er schätzt das Risiko, das Hummels manches Mal eingeht. "Wir haben gute Lösungen für den Ballbesitz, haben aber eine hohe Verantwortung für den Moment des Ballverlusts. Wir müssen unmittelbar nach Ballverlust verteidigen." Er meint damit alle, nicht einzelne.