Sölden. Nach gerade einmal elf Trainingstagen auf Schnee rast der Partenkirchener beim Auftakt des alpinen Ski-Weltcups im Riesenslalom auf Platz sechs.
Eigentlich hätte es der Ski-Weltcup wissen müssen. Denn wer versucht, es mit James Bond aufzunehmen, zieht leicht den Kürzeren. Das hintere Ötztal ist stolz darauf, einer der Drehorte des demnächst anlaufenden neuesten 007-Agententhrillers zu sein. Daniel Craig liefert sich in „Spectre“ auf den Pisten und Bergstraßen oberhalb von Sölden eine Verfolgungsjagd mit den Bösen der Bond-Welt.
An diesem Wochenende war der Rettenbachgletscher die Kulisse für einen rein sportlichen Kampf: der der Skirennläufer um die ersten Podestplätze der neuen Alpinsaison. Es gab ebenfalls herausragende Action auf Schnee, vor allem am Sonntag beim Männer-Riesenslalom, aber mit so wenig Überraschendem, dass die Veranstaltung dann im Vergleich mit dem Bond-Spektakel wie ein guter Tatort wirkte, bei dem jedoch der Kreis der Verdächtigen von Anfang an sehr überschaubar ist.
Die Gewinnerin des Frauen-Riesenslaloms am Samstag war ein Special Effect des Wochenendes, denn Frederica Brignone aus Italien hatte es zuvor noch nie auf das oberste Treppchen des Siegerpodests geschafft. Ein anderer, dass sich der Franzose Thomas Fanara in das schon länger währende Duell zwischen Vorjahressieger Marcel Hirscher und Ted Ligety aus den USA, der die drei Sölden-Rennen davor gewonnen hatte, mischte. Fanara verwies zwar Österreichs Skiheld auf den dritten Platz, musste sich aber Weltmeister Ligety geschlagen geben. „Wahnsinn, was die drei abgeliefert haben.
Die waren eine eigene Liga“, sagte Felix Neureuther, der sich in die Gruppe dahinter einordnete und sich darum für die Auszeichnung als bester Nebendarsteller empfahl. Sein sechster Platz fiel für Sportdirektor Wolfgang Maier zwar nicht in die Kategorie Überraschung, „weil Felix immer unberechenbar ist“, aber nach langer Pause wegen seines lädiertem Kreuzes und gerade einmal elf Schneetagen verließ Neureuther die Rennpiste mit einem guten Gefühl.
Er verspüre „eine große Erleichterung“, gibt er zu. „Es war eine gute Standortbestimmung. Es funktioniert, der Rücken hält. Man sieht, dass man auch mit nicht so viel Training ganz gut bei den Jungs dabei ist.“
Rebensburg wird Sechste
Die starke Rückkehr von Neureuther hat den sonst oft sehr kritischen Sportchef mit den schwächeren Ergebnissen versöhnt. „Das kann schon mal passieren“ – und meinte damit vor allem die Vorstellung von Dopfer (Platz 20) und auch die von Viktoria Rebensburg am Samstag. Die Olympiasiegerin von 2010 hatte am Samstag gar nur eine Wiederholung des schon im Jahr zuvor nur teilweise unterhaltsamen Zweiteilers geboten. Wieder fuhr sie im ersten Durchgang „mit der Handbremse“, gab die 26-Jährige zu und landete nur auf dem zwölften Platz, ehe sie im Finallauf sich um sechs Ränge verbesserte. Die Winterpremiere beendete sie somit als Sechste mit dem exakt gleichen Ergebnis wie 2014.