Gelsenkirchen. . Den neuen Schalker Angreifer erwartet am Samstag bei seinem Ex-Klub Werder Bremen ein Donnerwetter. Vorher kassierte er schon einen Anpfiff von Trainer André Breitenreiter.

Die Integration von Fußballern in eine andere Mannschaft zieht sich oft zäh hin, nicht selten brauchen die Neuen eine monatelange Eingewöhnungszeit. Manchmal aber geht es auch ganz schnell. Beim Pokalspiel in Duisburg hat Franco Di Santo, der neue Stürmer des FC Schalke 04, gleich mal gezeigt, wie man Skepsis und Distanz intern gar nicht erst aufkommen lässt: Nach dem 5:0-Sieg beim Zweitligisten bückte sich Di Santo, hob scheinbar etwas vom Rasen auf und tat so, als würde er den Fund Leroy Sané am Nacken unter das Trikot stopfen. Der Junge erschrak, zog sofort den Dress aus, fand natürlich nichts – und Di Santo hatte seine helle Freude. „Keine Angst, Leroy. Es war nur ein kleiner Frosch“, twitterte er später.

Die Bremer sind immer noch sauer auf Di Santo

Ein Jungenstreich nur, und doch ein Indiz dafür, dass der Argentinier auf Schalke kein Fremdkörper sein will. Fußballerisch besteht derzeit ohnehin kein Zweifel daran, dass der 26-Jährige das Krisen-Team der vergangenen Rückrunde verstärken kann: „Er ist genau der Spielertyp, den wir für den Angriff gesucht haben“, erklärte Manager Horst Heldt nach der Verpflichtung des Stürmers, der sich wegen seiner Beweglichkeit und Technik als idealer Partner des eher kantigen Knipsers Klaas-Jan Huntelaar erweisen könnte.

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Der Niederländer war sogar so nett, dem Neuen in Duisburg einen Elfmeter zu überlassen, damit Di Santo erstmals für Schalke treffen konnte. Dass er diese Chance ausließ, wurde ihm nicht zum Verhängnis: „Die ganze Mannschaft stand danach hinter mir“, stellte er erfreut fest – zumal ihm sein Tordebüt später doch noch geglückt war.

Di Santos Abschied löste bei Werder emotionales Beben aus

Das war ihm wichtig vor dem Bundesliga-Auftakt, denn Schalke tritt am Samstag ausgerechnet bei Di Santos ehemaligem Klub Werder Bremen an. Auf dieses Spiel ist der Stürmer so sehr fokussiert, dass er offenbar meinte, sich im Training ein wenig dafür schonen zu müssen. Dafür wurde er von Trainer André Breitenreiter angezählt. „Ich musste ihn dazu auffordern, etwas mehr Gas zu geben“, sagte Breitenreiter. „Aber er hat die Ansprache verstanden, am Mittwoch lief es schon deutlich besser.“

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Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Schalke zum Saisonstart mit zwei Stürmern spielen. Franco Di Santo würde aber vermutlich lieber den ganzen Tag lang die Autos des gesamten Schalker Aufgebots waschen als den gereizten Bremer Löwen in dessen Höhle zu besuchen. Denn sein Abschied von Werder löste Ende Juli an dem im Vergleich zu Schalke deutlich weniger aufgeregten Bundesliga-Standort Bremen ein emotionales Beben aus, dessen Nachwirkungen bis heute spürbar sind.

Eichin: "Sollte nicht bis zum letzten Tag warten"

Werder hatte damit gerechnet, dass Di Santo seinen Vertrag für drei Millionen Euro Jahresverdienst verlängern würde. Der Argentinier, der auch einen italienischen Pass besitzt, machte aber von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch und unterschrieb einen Vierjahresvertrag auf Schalke, wo er vier Millionen Euro pro Saison bekommen soll.

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Die Bremer hätten sich den Tag, an dem ihr neues Team im Rahmen einer Stadionparty den Fans präsentiert wurde, lieber von einem Unwetter verderben lassen als von dieser Nachricht. Werder-Manager Thomas Eichin betonte zwar, Schalke 04 habe sich bei dem Transfer „sauber verhalten“, doch er war und ist stocksauer auf den Spieler und dessen Berater. „Es war uns wichtig, dass Franco nicht bis zum letzten Tag wartet“, sagte Eichin, der sich von Di Santo hingehalten fühlte und dessen Signale positiv für Werder gedeutet hatte. Tatsächlich hatte sich Di Santo beim Trainingsstart weit aus dem Fenster gelehnt: „Viele wollten mich, aber ich habe allen gesagt: Ich will lieber bei Werder bleiben.“

Di Santos Wechsel nach Schalke setzt "Tradition" fort

Den Sinneswandel haben ihm die Norddeutschen nicht verziehen. In dieser Woche, pünktlich vor dem Wiedersehen, erneuerten sie ihre Kritik. Co-Trainer Torsten Frings beklagte sich („Es war nicht astrein, was er gemacht hat“), und auch Eichin legte nach: „Wir sind enttäuscht, weil wir mehrmals das Angebot erhöht haben und auf die Wünsche des Spielers und seines Agenten eingegangen sind.“

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Dass Di Santo nach Schalke wechselte, setzt zudem eine für Bremen unangenehme Tradition fort. Nicht zum ersten Mal haben die Blau-Weißen den Grün-Weißen einen Top-Profi weggeschnappt. Rudi Assauer, einst selbst Spieler und Manager bei Werder, warb als Schalker Manager die Bremer Torhüter Oliver Reck und Frank Rost sowie die Stammspieler Ailton, Mladen Krstajic und Fabian Ernst ab. Bei den Werder-Fans gilt Schalke daher schon seit geraumer Zeit nicht gerade als willkommener Konkurrent.

Franco Di Santo weiß, was ihn erwartet, er rechnet „nicht mit dem nettesten Empfang“. Er sagt aber auch: „Wenn sie böse auf mich sind, dann haben sie mich wirklich gemocht.“