Halle/Westfalen. Es war sein 130. Finale, das 20. auf Gras, das 10. in Halle: Im Gegensatz zur Niederlage bei den Australian Open ließ sich Roger Federer diesmal nicht von Andreas Seppi überraschen.

Roger Federer hat zum achten Mal das Rasenturnier im westfälischen Halle gewonnen und einen weiteren Rekord in seiner Karriere aufgestellt. Der 33 Jahre alte Tennisprofi aus der Schweiz entschied am Sonntag das Endspiel gegen den Italiener Andreas Seppi mit 7:6 (7:1), 6:4 für sich. Bei keinem anderen Turnier hat der 17-malige Grand-Slam-Champion so viele Titel geholt.

"Das freut mich extrem. Das ist eines meiner Lieblingsturniere, ich fühle mich sehr wohl hier", sagte Federer nach seinem zwölften Sieg im 13. Duell mit dem Weltranglisten-45. aus Südtirol. Für seinen insgesamt 86. Titel erhält er ein Preisgeld von 381 760 Euro.

Am Ende eines nur zeitweise hochklassigen Endspiels nutzte Federer nach 1:48 Stunden seinen zweiten Matchball zum achten Halle-Erfolg nach 2003, 2004, 2005, 2006, 2008, 2013 und 2014. Für Wimbledon zählt Federer neben dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic jetzt wieder zu den Top-Favoriten. Den Grand-Slam-Klassiker in London hat er ebenso wie das Turnier in Dubai siebenmal gewonnen.

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Im Ü-30-Finale zwischen dem 33 Jahre alten Schweizer und dem 31 Jahre alten Südtiroler gingen beide Kontrahenten hochkonzentriert ihrer Arbeit auf dem doch schon recht ramponierten Rasen nach. Beim Stand von 4:5 wehrte Federer bei eigenem Aufschlag zwei Satzbälle ab - jeweils mit einem Ass. Wie schon tags zuvor bei seinem Sieg gegen Aufschlag-Goliath Ivo Karlovic musste Federer in den Tiebreak.

Seppi konnte in seinem Halbfinale Kräfte sparen, weil sein japanischer Gegner Kei Nishikori im ersten Satz aufgab. Gegen Federer kassierte er sofort das Mini-Break zum 0:1, und nach 62 Minuten entschied der Schweizer Ausnahmekönner den Tiebreak 7:1 für sich.

Im zweiten Durchgang glückte Federer erst im allerletzten Spiel zum 6:4 das entscheidende Break. "In den entscheidenden Momenten hat er besser gespielt und am Ende verdient gewonnen", sagte der Weltranglisten-45. Seppi vor der Siegerehrung.

Djokovic soll nach Halle kommen - Zuschauerrekord beim Tennisturnier

Die Organisatoren des Rasen-Tennisturniers im westfälischen Halle streben für das kommende Jahr eine Teilnahme des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic an. Der siebenmalige Turniersieger Roger Federer bleibe zwar "der wichtigste Botschafter des Turniers", sagte Turnierdirektor Ralf Weber am Sonntag in einer schriftlichen Mitteilung. "Ein klarer Handlungsauftrag" sei aber, sich um die Verpflichtung von Novak Djokovic zu bemühen.

Schon in diesem Jahr hatten die Veranstalter bis zuletzt eine Wildcard für den von Boris Becker trainierten Serben reserviert. Wegen der Verlängerung der Rasensaison fand das zum sogenannten 500er-Event hochgestufte Turnier erstmals nicht direkt nach den French Open statt, sondern erst eine Woche später. Djokovic entschied sich nach der Final-Niederlage in Paris gegen Stan Wawrinka allerdings für eine längere Pause vor dem Grand-Slam-Turnier in Wimbledon. Der Rasen-Klassiker beginnt am 29. Juni in London.

Schon während einer ersten Zwischenbilanz Mitte der Woche hatte Weber die Absage Djokovics als "Wermutstropfen" bezeichnet. Die sonst übliche Abschluss-Pressekonferenz mit dem Turnierdirektor am Finaltag war "aus terminlichen Gründen nicht vorgesehen", hieß es.

Trotz des insgesamt schwachen Abschneidens der sechs deutschen Profis (erstmals seit 2001 stand kein Deutscher im Halbfinale) zog Weber ein positives Fazit und bezeichnete die 23. Auflage schon vor dem Endspiel zwischen Federer und dem Italiener Andreas Seppi als "starken Aufbruch in eine neue Ära". Nach Angaben der Organisatoren wurde das Turnier in 140 Ländern der Welt übertragen. 111 000 Besucher auf der Anlage bedeuteten demnach einen Zuschauerrekord. (dpa)