Die Medaillen-Hoffnungen Ariane Friedrich und Robert Harting sind bei der Leichtathletik-WM ohne Probleme ins Finale eingezogen. Diskuswerfer Harting sorgte aber für einen Skandal.
Deutschlands Medaillenhoffnungen Ariane Friedrich und Robert Harting haben die Qualifikations-Hürde vor ihren Finals bei der Leichtathletik-WM in Berlin mit spielerischer Leichtigkeit genommen. Die Weltranglisten-Erste der LG Frankfurt nahm zwei Tage vor dem Hochsprung-Finale (Donnerstag, 19.10 Uhr) in Runde eins gleich im ersten Versuch 1,95m und der Diskus des WM-Zweiten landete vor dem Endkampf am Mittwoch (20.10 Uhr) bei 66,81m - der größten Weite von allen. Doch dann packte Harting die Scheibe ein und die verbale Keule gegen die Dopingopfer aus.
Während Jamaikas 100-m-Weltrekordler Usain Bolt zwei Tage vor dem 200-m-Finale (Donnerstag, 20.35 Uhr) in 20,70 Sekunden kraftsparend in den Zwischenlauf "joggte", legte Harting zeitgleich los. "Wenn der Diskus aufkommt, soll er gleich gegen die Brillen springen, die die Dopingopfer hier verteilt haben - damit sie wirklich nichts mehr sehen." Die Opfer hatten seinen Trainer Werner Goldmann wegen dessen Verstrickungen ins Dopingsystem der DDR angegriffen.
Harting greift DDR-Dopingopfer an
"Ich glaube, dass ich die Kraft des Wortes ein wenig unterschätze, aber ich lüge nicht. Die Leute, die die Sachen vor den Kopf bekommen, sollen sich Gedanken machen", schob Harting nach.
Der Vizeweltmeister zielte mit seiner Reaktion auf eine Kampagne des Doping-Opfer-Hilfe-Vereins (DOHV). Diese verteilt vor dem Berliner Olympiastadion 25.000 Schutzbrillen, um symbolisch gegen die ihrer Meinung nach zu harmlose deutsche Anti-Doping-Politik zu protestieren. Die Papierbrillen verwehren den Durchblick auf einen vom Doping belasteten Sport.
Goldmann hatte zunächst seinen Job als Bundestrainer verloren, weil Dopingopfer Gerd Jacobs erklärte hatte, der Trainer habe ihn zu DDR-Zeiten mit unerlaubten Mitteln versorgt. Mittlerweile ist Goldmann zurück im deutschen Team. "Zu Jacobs sage ich nichts mehr", meinte Harting und stellte verärgert fest: "Die machen alles kaputt."
Rein sportlich meinte Harting zur souveränen Vorstellung: "Dabei war ich ganz schön nervös. Mir ging der Arsch auf Grundeis." Goldfavorit bleibt trotz etwas schwächerer Weite (66,73m) Estlands Olympiasieger Gerd Kanter. Dahinter scheint für Harting vieles möglich. Deutschlands zweiter Starter Markus Münch (Pinneberg/60,55) schied aus.
Friedrich: "Ich bin in guter Form"
Mit Sonnenbrille und spielerischer Leichtigkeit und einem einzigen Sprung über 1,95m hüpfte die Weltranglisten-Erste Ariane Friedrich (2,06m) ins Finale. "Ich bin in guter Form und ich werde hoffentlich gewinnen - Tschüss bis Donnerstag", war die Botschaft der 25-Jährigen, die am Vortag zum Erstaunen der Hotelangestellten mit eigener Matratze ins Athletendomizil "Berlin, Berlin" eingezogen war. Neben ihr kam auch die Berlinerin Meike Kröger (1,92) ins Finale.
Rivalin Blanka Vlasic (Kroatien) erledigte die Pflicht wie Friedrich mit einem Sprung, kam aber nach einem Malheur am Morgen nicht am Krankenhaus vorbei. "Es war alles voller Blut, ich musste mit sechs Stichen am Kopf genäht werden", klärte die Weltmeisterin auf. Die 1,92m lange Olympiazweite hatte sich nach Frühstück und Stretching beim Verlassen des Hotelzimmers am Türrahmen eine böse Wunde geholt. "Ich war geschockt, doch zum Glück war es kein wirkliches Handicap", sagte die Friedrich-Gegenspielerin.
Während 100-m-Vizeweltmeister Tyson Gay (USA) wegen seiner Leistenverletzung auf die 200-m-Titelverteidigung verzichtet hatte, schafften zwei der drei Deutschen den Zwischenlauf-Einzug am Abend: Robert Hering (Jena) als Sieger in 20,64 und Aleixo-Platini Menga (Leverkusen) als Zweiter in 20,84. Auf der Strecke blieb als Fünfter in 20,99 Alexander Kosenkow (Wattenscheid).