Ingolstadt. . Der FC Ingolstadt steigt als bodenständiger Kleinwagen unter den Konzernklubs in die Bundesliga auf. Orientieren will sich der FCI an Freiburg, Mainz und Augsburg.

Irgendwann gab es kein Halten mehr, die Fans strömten auf den Rasen des ausverkauften Sportparks und bejubelten zusammen mit ihren Aufstiegshelden den größten Erfolg des jungen Vereins: Der FC Ingolstadt steigt in die Fußball-Bundesliga auf.

Für den verletzten Kapitän Marvin Matip war es „eine Explosion der Gefühle“, für den von Bier- und Sektduschen durchnässten Trainer Ralph Hasenhüttl „der Lohn für die Mannschaft, die den Aufstieg mit Leidenschaft, Laufbereitschaft und exzellenter Einstellung geschafft hat“. Und Sportdirektor Thomas Linke fand: „Das war eine großartige Saison, das können wir noch gar nicht realisieren.“

Ingolstadt ist der Kleinwagen unter den Konzern-Klubs

Durch das 2:1 (1:1) gegen RB Leipzig ist dem FC Ingolstadt der Aufstieg und zudem der Meistertitel in der 2. Liga nicht mehr zu nehmen. Eingetreten ist damit, was Hasenhüttl „ein Stück Fußballgeschichte“ nach einem „Riesenjahr“ des nun 54. Erstligisten nennt. Aber auch, was die Traditionalisten schon lange befürchtet hatten. Für manche aus ihren Reihen ist der FCI nur ein Retortenklub, für die meisten zumindest ein ungern gesehener Werksverein, wegen der Anbindung an den in Ingolstadt ansässigen Autohersteller Audi.

Auch interessant

Doch der zugespitzte Gegenschnitt aus alten und neuen Fußballwelten taugt kaum dazu, die Wirklichkeit des FCI abzubilden. Souverän erreicht wurde die erste Liga nicht mit einem finanziell aufgepumpten und strategisch platzierten Kunstprodukt, sondern mit einem durchschnittlichen Lizenzspieler-Etat (8,5 Millionen Euro) und dem breiten Publikum kaum bekannten Kickern.

Wenn man so will, ist der FCI trotz Audi der bodenständige Kleinwagen unter den Konzernklubs. Daran wird auch der Aufstieg nichts ändern. „Wir werden in der Bundesliga sicherlich am Ende der Lizenzspieler-Etattabelle liegen“, sagte Linke und kündigte an: „Wir werden keine verrückten Sachen machen.“

FCI-Coach Hasenhüttl plant mit gleichem Kader für die Bundesliga

Die Ingolstädter wollen keinen Strategiewechsel vollziehen. Auf Nachhaltigkeit haben sie ihr Projekt ausgerichtet, auf eine gute Infrastruktur, in der junge Spieler weiterentwickelt werden, und vor allem auf regionale Verwurzelung. Dass Audi nun das ganz große Geld locker macht, damit der FCI mit spektakulären Transfers eine Mannschaft zusammenstellen kann, die die obere Tabellenhälfte oder gar die internationalen Plätze aufmischt, ist nicht zu erwarten.

Hasenhüttl hat klargestellt, dass er auch eine Etage höher weitgehend mit seinem aktuellen Kader plant. „Ich bin der Meinung: Wenn eine Mannschaft einen Aufstieg schafft, dann hat sie es auch verdient, dort zu spielen“, sagte er. Mit dem um den Klassenverbleib kämpfenden SC Paderborn könne man sich finanziell und sportlich vergleichen, meint Linke. Orientieren wollen sich die Ingolstädter an Freiburg, Mainz und Augsburg.

Auch interessant

Dass die Traditionalisten Vorbehalte haben, können sie beim FCI sogar durchaus nachvollziehen. Sie finden allerdings auch, dass es ihnen nicht gerecht wird, sie mit Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim oder gar Leipzig gleichzusetzen. „Natürlich verbinden die Menschen Fußball mit Tradition“, sagte Linke. Er wünscht sich jedoch zugleich Respekt vor dem keinesfalls großspurigen Ingolstädter Weg: „Wir haben eine Vision, aber vor uns muss keiner Angst haben.“ Das darf man wohl schon alleine deshalb für durchaus glaubhaft halten, weil Audi als Anteilseigner und Großsponsor des FC Bayern auf absehbare Zeit andere Prioritäten setzen dürfte.

Der Plan für den Stadion-Ausbau in Ingolstadt steht

Auf ein nachhaltiges Wachstum ist der FC Ingolstadt allerdings seit der Fusion der verschuldeten Vorgängerklubs MTV und ESV Ingolstadt vor elf Jahren ausgerichtet. Das gilt auch für den vor fünf Jahren errichteten Sportpark.

Derzeit fasst das Stadion gut 15 000 Zuschauer. Relativ kurzfristig könnte es auf 22 000 Plätze erweitert werden, entsprechende Überlegungen gibt es bereits. Und für einen zweiten, etwas aufwendigeren Ausbau, ließe die Konstruktion auch bis zu 30 000 Plätze zu. Das wäre dann die Größenordnung der Arenen von Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim. In Ingolstadt sehen sie es eher so: Es wäre die Größenordnung der Arena von Augsburg.